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Elektroauto – Vorteile & Nachteile

Am Elektroauto scheiden sich die Geister: Für die einen ist es der ultimative Weg für eine klimafreundliche Mobilität, für die anderen spricht eine Vielzahl an Argumenten gegen die Nutzung. Wir untersuchen die gängigsten Vorurteile.

Zuletzt aktualisiert am 12.09.2024
Lesedauer: 5 Minuten

Gängige Vorurteile gegen Elektroautos

Seit Markteinführung der ersten Elektroautos halten sich hartnäckig verschiedene Vorurteile gegenüber dieser Technologie. Dazu zählen zum Beispiel:

  • E-Autos sind viel zu teuer
  • Wasserstoffautos sind besser
  • E-Autos haben nicht genug Reichweite
  • Es gibt nicht genügend Rohstoffe für eine flächendeckende E-Auto-Produktion
  • Die Rohstoffe für Batterien stammen oft aus fragwürdiger Herkunft
  • Die Strompreise sind viel zu hoch
  • Es gibt nicht genügend Ladesäulen
  • Die Stromnetze sind nicht auf E-Mobilität ausgelegt
  • E-Autos haben eine höhere Brandgefahr als Verbrenner

Wie belastbar sind diese Vorurteile und was gehört ins Reich der Mythen und Klischees? Bevor wir die Argumentationen im Detail beleuchten, widmen wir uns erst einmal den fundierten Vor- und Nachteilen von E-Autos.

Ladestand Akku E-Auto

Vorteile von Elektroautos

E-Autos sind leise. Bewohner:innen in Städten und an stark befahrenen Straßen werden sich im Zuge der Mobilitätswende über ausbleibenden Lärm freuen.

Wer einen elektrischen Firmenwagen nutzt, profitiert von Steuervorteilen. So müssen statt 1 % nur 0,25 % (bis 70.000 € Bruttolistenpreis) bzw. 0,5 % (bei über 70.000 € Bruttolistenpreis) als geldwerter Vorteil versteuert werden. Für 2025 plant die Ampel-Regierung, den Betrag auf 95.000 € zu erhöhen und Unternehmen bis 2028 eine Sonderabschreibung zu ermöglichen. Auch die Dienstwagenbesteuerung pro Entfernungskilometer bei Fahrten zwischen Wohnung und Betrieb fällt geringer aus:

  • E-Fahrzeuge bis 60.000 € = 0,03 % des geviertelten Bruttolistenpreises 
  • E-Fahrzeuge ab 60.000 € und Hybridfahrzeuge = 0,03 % des halbierten Bruttolistenpreises

E-Autos haben einen höheren Wirkungsgrad als andere Antriebssysteme. Der Wirkungsgrad gibt den Anteil der benötigten Energie an, der für die Fortbewegung des Autos eingesetzt werden kann. Dieser liegt bei einem Elektroauto bei 64 %, während es bei einem Benziner nur 20 % und bei einem Brennstoffzellenauto 27 % sind.

Grafik Wirkunsgrad Antriebsarten

Ein elektrisches Fahrzeug hat geringere Betriebskosten. So fallen beispielsweise aufgrund von weniger Verschleißteilen geringere Wartungs- und Reparaturkosten an. Zudem sind Elektroautos zehn Jahre ab Erstzulassung steuerfrei (befristet bis 31.12.2030) und die Kosten für die Hauptuntersuchung (HU) sind geringer, da die Abgasuntersuchung entfällt. Auch die Versicherungsangebote fallen auf Vergleichsportalen um bis zu 34 % günstiger aus, einige Anbieter geben sogar Preisnachlässe für Elektroautos.

Ein Elektrofahrzeug verursacht im Betrieb keine CO2-Emissionen, wenn es mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird. Das wirkt sich positiv auf die Klimabilanz von Privatpersonen und Unternehmen aus. Und deren Bedeutung nimmt zu: Derzeit müssen nur börsengelistete Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden eine CO2-Bilanz erstellen. In absehbarer Zeit werden sich auch kleine und mittlere Firmen damit beschäftigen müssen. Aber auch wer nicht in der Pflicht ist, kann sich mit einer positiven Bilanz von der Konkurrenz abheben.

Mit einer Wallbox lässt sich das Auto bequem zuhause laden. So spart man sich den Weg zur Tankstelle. In Kombination mit einer PV-Anlage ist das Stromtanken zuhause zudem besonders nachhaltig und günstig.

Der Fahrspaß kommt nicht zu kurz: E-Autos punkten mit einer höheren Beschleunigung als viele Verbrenner. Die Motoren stellen ihr maximales Drehmoment unmittelbar zur Verfügung – Verzögerungen durch Kupplungs- und Schaltzeiten entfallen.

Nachteile von Elektroautos

Ein E-Auto ist in der Regel in der Anschaffung etwas teurer als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Mit Förderungen, der Befreiung von der Kfz-Steuer, attraktiven Steuervorteilen, Abschreibungen bei Firmenwagen und dem langfristig günstigeren Unterhalt hebt sich der Unterschied aber nach wenigen Jahren auf.

Die geringere Reichweite von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu Verbrennermodellen ist ein Argument, das so schon bald nicht mehr gelten wird. Es gibt bereits Elektroautos mit Reichweiten von über 600 Kilometern, und dank Fortschritten in der Batterietechnologie wird das E-Auto schon bald den Verbrenner in puncto Reichweite übertrumpfen können.

Die Batterie hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Die meisten Autohersteller geben eine Garantie für acht Jahre oder 160.000 Kilometer. Aber auch nach acht Jahren ist die Batterie noch funktionsfähig und kann zum Beispiel als Speicher für erneuerbare Energien verwendet werden. Für einen Kompletttausch werden derzeit – je nach Hersteller – zwischen 7.000 bis 38.000 € fällig. Die meisten Defekte lassen sich aber mit einer Reparatur – dem Tausch eines oder mehrerer Module – beheben und kostet ungefähr so viel wie ein Motorschaden. Grundsätzlich ist ein Kompletttausch der Batterie nicht zwingend und sogar eher selten notwendig.

Vorurteile unter der Lupe

Nachdem wir die offensichtlichen Vorteile und Nachteile beleuchtet haben, widmen wir uns noch einmal den eingangs erwähnten Vorurteilen:

Mann und Frau im Autohaus

Vorurteil 1: Elektroautos sind viel zu teuer

Fakt
Richtig ist: Insbesondere im Kleinwagensegment liegen die Preise für batterieelektrische Autos über denen ihrer Benziner- oder Diesel-Pendants. So kostet ein Dacia Spring Electric 45 Essential doppelt so viel wie der Dacia Sandero SCe 65 Essential. Der Porsche Taycan Sport Turismo hingegen ist sogar günstiger als der Porsche Panamera. Mit Förderprämien, Steuervorteilen, niedrigen Betriebs- und Wartungskosten ist der Preisunterschied je nach Modell aber nach drei bis acht Jahren ausgeglichen.

Vorurteil 2: Wasserstoffautos sind besser

Fakt
Korrekt ist: Die Tankzeiten von Wasserstoffautos ähneln der Befüllung von herkömmlichen Verbrennern und sind somit schneller wieder einsatzfähig als E-Autos. Mit dem Wasserstoffauto Toyota Mirai kann man laut Herstellerangaben etwa 650 Kilometer weit kommen. Ein vergleichbares Modell, zum Beispiel der Hyundai Ioniq 6, erreicht im ADAC-Test eine Reichweite von 550 Kilometern. Wasserstoff als Kraftstoff hat allerdings eine geringe Energieeffizienz. Zudem muss Wasserstoff zuerst unter Stromeinsatz produziert und dann zur Tankstelle transportiert werden. Im Auto selbst erfolgt die Umwandlung in Strom zum Antrieb des Elektromotors. Der Wirkungsgrad liegt abzüglich sämtlicher Verluste von der Produktion bis zur Verwendung im Auto bei etwa 27 % – ein Wasserstoffauto verbraucht somit insgesamt etwa zwei- bis dreimal so viel Energie wie ein Elektroauto, um die gleiche Mobilitätsleistung zu erbringen. 

Ob sich Wasserstoff als Antrieb für Fahrzeuge durchsetzen wird, haben wir im Artikel „Wasserstoffautos“ beleuchtet.

Vorurteil 3: E-Autos haben nicht genug Reichweite

Fakt
In einem Test des ADAC konnte der BMW iX xDrive 50 mit einer Reichweite von 610 Kilometern überzeugen. Der Kleinwagen Renault Twingo Electric Intens erreichte im Ecotest mit 150 Kilometern die geringste Reichweite. Es gibt also große Unterschiede unter den Modellen, die beim Kauf berücksichtigt werden sollten. Die jährliche Fahrleistung von Pkws in Deutschland lag nach Angaben des Kraftfahrt Bundesamtes im Jahr 2022 bei 12.545 Kilometern. Das entspricht etwa 34,4 Kilometer pro Tag. Selbst den Kleinwagen mit geringster Reichweite müsste man demnach nur alle vier Tage aufladen. Auf Reisen gibt es Schnellladestationen, die sich ideal mit einer halbstündigen Pause kombinieren lassen. Zugegeben: für längere Fahrten sind die kleinen Modelle tatsächlich nicht ideal.

Ladestand Akku E-Auto

Vorurteil 4: Die Rohstoffe für Batterien stammen oft aus fragwürdiger Herkunft & es gibt nicht genügend Rohstoffe für eine flächendeckende E-Auto-Produktion.

Fakt
60 % des weltweit abgebauten Kobalts, der für die Akkus von E-Autos und Smartphones benötigt wird, stammt aus dem Kongo. Tatsächlich fehlt es hier an Arbeitsschutzmaßnahmen. Laut ISI verbessert ein Boykott die Situation der beteiligten Menschen jedoch nicht. Sie könnten sogar ihre Existenzgrundlage verlieren. Durch Kooperationen wie die Certified-Trading-Chains-Initiativen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (GBR) können die Bedingungen vor Ort aber reguliert und gesteuert werden. Weitere Initiativen wie die Responsible Cobalt Initiative, Cobalt for Development und die Initiative Drive Sustainability nehmen die Automobilhersteller vermehrt in die Pflicht. 

Außerdem wird intensiv an alternativen Batterietechnologien geforscht, um den Anteil von Kobalt in den Akkus zu verringern. Mit der Entwicklung von Feststoffbatterien und Sad-Akkus benötigen Hersteller weniger seltene Rohstoffe, sodass einer Batterieproduktion im großen Stil nichts mehr im Wege steht. Außerdem wird das Batterierecycling eine immer wichtigere Rolle spielen.

E-Auto vor Haus

Vorurteil 5: Die Strompreise sind viel zu hoch

Fakt
Im Vergleich verschiedener Fahrzeugmodelle fährt man bei einem aktuellen Strompreis von 30 Cent und einem Spritpreis von etwa 1,75 € pro Liter Super immer günstiger mit einem Elektroauto. Der Porsche Panamera verbraucht beispielsweise auf 100 Kilometern 10,2 Liter, was etwa 17,85 € entspricht. Der E-Porsche Taycan Sport Turismo verbraucht 20,1 kWh auf 100 Kilometern. Das kostet ungefähr 6 €. Die Kleinwagen von Dacia liegen bei 5,3 Liter Super für 100 Kilometer (9,27 €) und 13,9 kWh (4,17 €).
Wer das Auto zuhause mit eigenem Solarstrom laden kann, ist besonders günstig unterwegs. Übrigens: Den Stromverbrauch beim Elektroauto können sie ganz einfach berechnen.

Formel:  
Batteriegröße (kWh) : Reichweite (km) x 100 = Verbrauch (kWh/100km)

Beispielrechnung* für den VW ID.3 mit 58 kWh: 
(58 kWh/335 km) x 100 = 17,31 kWh (pro 100 km)

*Reichweite laut ADAC-Test

Vorurteil 6: Es gibt nicht genügend Ladesäulen

Fakt
Das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur enthält 85.072 Normalladepunkte und 20.507 Schnellladepunkte, also 105.579 öffentliche Ladepunkte (Stand: 1. September 2023). Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte zu schaffen, um die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bis 2030 um 48 % zu senken. Der Masterplan Ladeinfrastruktur II soll dazu beitragen, den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen und eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur zu schaffen. Der Masterplan sieht vor, bis 2026 insgesamt 6,3 Milliarden Euro für den Ausbau der Infrastruktur bereitzustellen. Experten halten das Ziel der Bundesregierung aufgrund des Zeit- und Fortschrittsaspekts allerdings für kaum realisierbar. Nichtsdestotrotz hat sich im Vergleich zum Vorjahr schon einiges getan: Der Ausbau der Schnellladepunkte erhöhte sich um 7.851 Stück.

Wallbox an Wand

Laut ADAC gibt es außerdem aktuell etwa 150 Standorte mit Tesla-Superchargern, die sich hauptsächlich entlang der Hauptverkehrswege befinden, die eine Ladeleistung von bis zu 250 kW bieten und auch von Fahrern anderer E-Automarken genutzt werden können. Diese Ladepunkte sind somit eine ideale Ergänzung zur deutschen Ladeinfrastruktur.

An den öffentlichen Ladepunkten können gleichzeitig insgesamt 3,37 GW Ladeleistung bereitgestellt werden. Mit entsprechenden Apps lässt sich der am nächsten gelegene Ladepunkt schnell und einfach finden. Gut zu wissen: Etwa 80 % der Ladevorgänge finden sowieso zuhause an der eigenen Wallbox statt.

Kind spielt mit Auto

Vorurteil 7: Die Stromnetze sind nicht für E-Mobilität ausgelegt

Fakt
Im Jahr 2030 werden laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Deutschland voraussichtlich rund 14 Millionen Elektroautos unterwegs sein. Das entspricht etwa 30 % aller zugelassenen Fahrzeuge. Eine Studie des Öko-Instituts in Freiburg kommt auf eine zusätzliche Stromnachfrage von etwa elf Terawattstunden, was etwa 2 % des heutigen Gesamtstromverbrauchs in Deutschland entspricht.

Künftig werden smarte Stromnetze zuhause dafür sorgen, dass Bedarf und Kapazität noch besser aufeinander abgestimmt sind. Über eine intelligente Steuerung geben wir zum Beispiel lediglich den Befehl, dass das Elektroauto am Morgen vollgeladen sein soll und das Netz lädt genau dann, wenn ausreichend Strom zu günstigen Preisen mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien vorhanden ist.

Vorurteil 8: Elektroautos haben eine höhere Brandgefahr als Verbrenner

Fakt
Verschiedene Studien zeigen, dass Elektrofahrzeuge seltener brennen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Das belegt eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) sowie eine Analyse der schwedischen Zivilschutzbehörde: im Jahr 2022 brannten in Schweden demnach 23 von 610.716 registrierten batterieelektrischen Fahrzeugen. Das entspricht einer Rate von 0,004 %. Bei 4,3 Millionen angemeldeten Autos mit Verbrennungsmotor gab es hingegen 3.319 Brandfälle. Das ergibt eine Rate von 0,076 %.
Experimente von Feuerwehren zeigen, dass die Brandgefahr nicht von der Antriebsart abhängt, sondern von den großen Mengen an verbauten brennbaren Materialien wie Kunst- und Dämmstoffen. 

Aber: Um ein Elektroauto zu löschen, benötigt man tatsächlich mehr Zeit und Wasser als gewöhnlich. Die Akkus sind in der Regel so verbaut, dass sie vor eintretendem Wasser und anderen Flüssigkeiten geschützt sind. Das erschwert die Löscharbeiten im Brandfall. Inzwischen werden andere Methoden erprobt, zum Beispiel der Einsatz von großen und extrem hitzebeständigen Löschdecken.

Vattenfall Fazit

Noch immer ranken sich um das Elektroauto viele Mythen und falsche Annahmen. Nur wenige davon, wie die hohen Anschaffungspreise, sind zum Teil auch wahr. Im großen Ganzen halten die Gerüchte über Elektromobilität einer genaueren Überprüfung nicht stand. Und die Vorteile der Elektromobilität überwiegen die Nachteile bei Weitem – gerade mit Blick auf Nachhaltigkeit und Kosteneinsparungen.

Frau mit Ladestecker vor Wallbox

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