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So funktioniert die Einspeisevergütung mit einem Balkonkraftwerk

Mini-Photovoltaikanlagen auf dem Dach, im Garten oder auf dem Balkon werden immer beliebter. Kein Wunder – die Balkonkraftwerke bieten eine tolle Möglichkeit, eigenen Naturstrom zu erzeugen und Stromkosten zu sparen. Aber wie funktioniert die Einspeisung genau?

Zuletzt aktualisiert am 19.04.2024
Lesedauer: 4 Minuten

So funktioniert die Stromeinspeisung mit der Mini-PV-Anlage

Die Einspeisung von Strom aus dem Balkonkraftwerk ist recht simpel: Die Anlage wird einfach über eine Steckdose an das Hausnetz angeschlossen. Laut DIN-Norm sollte dabei ein Wieland-Stecker verwendet werden. Er bietet einen höheren Sicherheitsstandard als die klassische Schuko-Steckdose. Deswegen machen einige Netzbetreiber den Anschluss über eine Wieland-Steckdose auch zur Bedingung für den Betrieb eines Balkonkraftwerks. Im Rahmen des Solarpakets wurde von der Bundesregierung im August jedoch eine Erleichterung beschlossen: Künftig sollen auch Schukostecker regelkonform sein. Hierzu muss jedoch noch eine Norm mit den Verbänden erarbeitet werden.

Der im Lieferumfang enthaltene Wechselrichter konvertiert den Gleichstrom aus der Solaranlage in den für den Haushalt benötigten Wechselstrom. Nun fließt der Naturstrom von der eigenen Solaranlage automatisch ins Haushaltsnetz und kann von den elektrischen Geräten verwendet werden. Strom, den man nicht selbst verbraucht, gelangt theoretisch ins öffentliche Netz und kann von den umliegenden Nachbarhäusern verwendet werden. Eine Alternative wäre ein Speicher für das Balkonkraftwerk.

Einspeisevergütung mit dem Stecker-Solargerät

Wenn zu viel Strom mit der Anlage produziert wurde, fließt der Strom automatisch in das öffentliche Netz ein. Er wird allerdings sozusagen „verschenkt“. Um eine Vergütung zu erhalten, muss ein eigener Zähler für den eingespeisten Strom oder ein Zweirichtungszähler eingesetzt werden. Hierfür wird ein Messstellenentgelt, eine Miete für den Zähler, erhoben.

Hand steckt Stecker in die Steckdose

So hoch ist die Einspeisevergütung

Die Höhe der Einspeisevergütung von selbst produziertem Strom ins öffentliche Stromnetz ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt. Im Februar 2024 lag sie bei 8,1 Cent pro Kilowattstunde. Aktuelll kostet die Kilowattstunde Strom ungefähr 30 Cent. Es rechnet sich derzeit also nicht, Strom einzuspeisen, da man sehr viel weniger dafür bekommt, als man selbst pro Kilowattstunde zahlt. Hinzu kommt ein erhöhter bürokratischer Aufwand durch Einhaltung von Meldefristen, steuerrechtliche Regelungen und das Ausfüllen und Einreichen von Formularen.

So viel Strom kann man mit einer Balkon-Solaranlage sparen

Ein Minikraftwerk mit 600 Watt erzeugt pro Jahr im idealen Fall 300 bzw. 600 Kilowattstunden Solarstrom. Ein 2-Personen-Haushalt in Deutschland verbraucht durchschnittlich 3.000 Kilowattstunden Strom. Mit einem Balkonkraftwerk lässt sich also bis zu 20 % des üblicherweise benötigten Stroms selbst erzeugen. Es ist jedoch in der Realität nicht wahrscheinlich, dass man 100 % des produzierten Stroms selbst nutzen kann, da das Balkonkraftwerk an sonnigen Tagen oft mehr erzeugt als man benötigt. An dunklen Tagen wiederum ist man zuhause, schaltet Licht und den Fernseher an, und verbraucht mehr Strom als das Kraftwerk einspeist.

Anschaffungskosten versus Einsparung

Ein Balkonkraftwerk mit zwei Modulen und einer Leistung von 600 Watt ist für 550 € bis 1.000 € zu haben, das entspricht einem Durchschnittspreis von 775 €. Ein Kraftwerk mit einem Modul und 300 Watt gab es 2023 für 350 € bis 700 €, im Durchschnitt lag der Preis also bei etwa 525 €.
Die maximal erzeugte Strommenge würde beim aktuellen Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 180 bzw. 90 € kosten.

Die Mini-Solaranlage hätte sich als nach heutigem Stand nach gut viereinhalb bzw. nach sechs Jahren amortisiert. Die Lebensdauer der Anlagen wird ungefähr auf 20 bis 25 Jahre geschätzt. Die Wechselrichter müssen in dieser Zeit meist einmal gewechselt werden.
 

 

Kosten

Jährliche Einsparung
bei 30 Cent/kWh

Amortisation nach

300-Wattanlage

350 – 700 €, ø 525 €

90 €

6 Jahren

600-Wattanlage

650 – 1000 €; ø 775 €

180 €

4,5 Jahren

Frau steht mit ihrem Handy auf einem Balkon

Einspeisung und Wattleistung von Balkonkraftwerken

Die Wattleistung des Balkonkraftwerks wird vom Wechselrichter begrenzt: Aktuell dürfen maximal 600 Watt eingespeist werden. Eine Erhöhung auf 800 Watt ist im Laufe des Jahres 2024 geplant. Die Leistung kann aber zum Beispiel durch zwei 430-Watt-Module produziert werden.
Bei den hohen Strompreisen und den derzeit gültigen Einspeisevergütungen laut EEG ist es ratsam, den Solarstrom direkt selbst zu verbrauchen oder mithilfe eines Speichers für den späteren Bedarf vorzuhalten.

Aufwand zur Anmeldung für die Einspeisevergütung

Um von der Einspeisevergütung profitieren zu können, muss das Balkonkraftwerk einen eigenen Zähler bekommen, der erstens einmalige Kosten verursacht und zweitens durch das jährliche Messstellenentgelt ebenfalls Geld kostet. Die Anmeldung geht außerdem mit einer Reihe von Formularen, Prüfberichten, Nachweisen und Dokumenten einher. Die Anmeldung eines Balkonkraftwerks ohne Option auf Einspeisevergütung ist hingegen einfach und unbürokratisch.

Darum lohnt sich die Einspeisung mit einem Balkonkraftwerk nicht

Mit den Solar-Steckgeräten lässt sich in erster Linie Strom für den Eigenbedarf erzeugen, da man nicht so viel Strom produzieren und einspeisen kann. Aktuell sind Balkonkraftwerke mit einer Leistung von maximal 600 Watt erlaubt. Wieviel Solarstrom tatsächlich erzeugt wird, hängt vom Neigungswinkel, dem Standort, der Lage in Deutschland und der Sonneneinstrahlung ab. Der wichtigste Einflussfaktor auf die Stromerzeugung ist laut einer Untersuchung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin die Verschattung.

Im allerbesten Fall produziert eine 600-Watt-Anlage 600 Kilowattstunden Solarstrom. Selbst wenn der gesamte Strom in das Netz eingespeist würde, erhielten die Betreiberinnen und Betreiber der Mini-PV pro Jahr mit der aktuellen Einspeisevergütung laut EEG lediglich 49,20 €. Davon werden dann noch die Messstellengebühren und die Kosten für die Installation des Zählers abgezogen. Für Einbau und Betrieb einer modernen Messeinrichtung darf der Messstellenbetreiber bis zu 20 € pro Jahr erheben. Für eine Volleinspeisung lohnt sich der Betrieb eines Balkonkraftwerks also nicht.

Balkonkraftwerk am Balkon

Zusammenfassend: Die optimale Anlage

Die ideale Mini-Photovoltaik-Anlage führt ihren gesamten Strom-Ertrag dem Haushalt zu. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hält bei einem Stromverbrauch von weniger als 2.500 kWh pro Jahr ein Stecker-Solargerät mit einem 300- bis 400-Watt-Modul für ausreichend. Wer mehr als 2.500 kWh pro Jahr verbraucht, nutzt am besten zwei Module.

Die Leistung der Module darf 600 Watt ruhig überschreiten, da die Einspeisung vom Wechselrichter auf das gesetzliche Maximum abgeriegelt wird. Eine Erhöhung auf 800 Watt ist im Laufe des Jahres 2024 geplant. Mit leistungsstärkeren Modulen ist man dann bereits vorbereitet. Um die volle Leistung zu nutzen, muss allerdings auch der Wechselrichter mitspielen. Manche Wechselrichter können über ein Upgrade per WLAN von 600 auf 800 Watt erweitert werden.

Wer möglichst den gesamten Strom aus dem Balkonkraftwerk nutzen möchte, für den ist eine Anlage mit Speicher attraktiv. Es gibt auch flexibel einsetzbare Speicher, z. B. für die Gartenarbeit oder das Camping.

So können Sie die Einspeisung messen

Die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz kann mit einem eigenen Zähler oder einem Zweirichtungszähler gemessen werden. Dieser ist Pflicht, wenn Betreiberinnen und Betreiber von Balkonkraftwerken einen Teil ihres produzierten Stroms gegen Entgelt abgeben möchten. 

Die Einspeisung ins eigene Netz kann aber auch mithilfe von Zählgeräten gemessen werden. Viele Hersteller bieten passende Apps für diesen Zweck an. So haben Sie einen Überblick über den von Ihnen selbst produzierten Strom, die hinzugekaufte Energie und Ihren Verbrauch. Auf diese Weise ist es auch möglich, den eigenen Verbrauch anzupassen, um die Kosten für den Stromkauf zu reduzieren und noch mehr vom eigenen Balkon-Natur-Strom zu profitieren.

Nulleinspeisung bei Mini-PV-Anlagen

Als Nulleinspeisung wird die Verwendung des Balkonstroms für den Eigenbedarf bezeichnet. Vom produzierten Strom wird in diesem Fall nichts in das öffentliche Netz eingespeist. Eine Nulleinspeisung muss für große Solaranlagen vom lokalen Netzbetreiber genehmigt werden. Die kleinen Balkonkraftwerke produzieren meist aber ohnehin nicht viel mehr als im Haushalt verbraucht wird. Deswegen ist das Thema Nulleinspeisung bei Stecker-Solargeräten nicht relevant.

Frau steht auf Balkon

Vattenfall Fazit

Ein Balkonkraftwerk ist eine gute Möglichkeit, um Photovoltaik auch auf begrenztem Raum zu nutzen und etwas unabhängiger von steigenden Strompreisen zu sein. Die Einspeisung in das eigene Stromnetz ist einfach und kann sich schon nach wenigen Jahren Betrieb lohnen. Eine Anmeldung für die Einspeisevergütung im öffentlichen Stromnetz lohnt sich hingegen nicht, da der Großteil des erzeugten Stroms direkt im Haushalt verbraucht wird.

Frau lehnt am Balkonkraftwerk
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