Erstellt am 12.12.2025
Lesedauer: 7 Minuten
Fernwärme
Fernwärme ist in Deutschland die drittwichtigste Heizart – nach Gas und Öl. Sie soll im Rahmen der Energiewende deutlich ausgebaut und neben der Wärmepumpe zur zentralen Heiztechnologie in Deutschland werden. Aber was ist Fernwärme eigentlich?
Wie funktioniert Fernwärme?
Fernwärme wird in der Regel in Heizkraftwerken hergestellt. Im Gegensatz zu Heizsystemen wie Gas- oder Ölheizungen entsteht sie nicht aus einem bestimmten Brennstoff. Aktuell wird sie häufig erzeugt, indem fossile Brennstoffe wie Erdgas, Öl oder Kohle in zentralen Anlagen verbrannt werden. Während Erdgas einen Anteil von knapp 50 % an der Fernwärmeerzeugung hat, kommen erneuerbare Energien derzeit einschließlich der Abwärme aus industriellen Prozessen oder aus Rechenzentren auf rund 34 % (Stand 04/2025). Die Klimabilanz von Fernwärme ist folglich sehr unterschiedlich – je nach eingesetztem Energieträger. Wenn Sie wissen wollen, wie es mit der Dekarbonisierung bei Ihrem Fernwärmeanbieter aussieht: Auskünfte über den CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde sind auf der jeweiligen Website der Unternehmen zu finden.
Die Verbrennung findet meistens in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen statt. Hier wird Strom und Wärme zusammen in einem Prozess erzeugt.
Die Wärme aus der Verbrennung oder auch eingespeiste Abwärme fließt als sehr heißes Wasser mit Temperaturen zwischen 80 und 130 Grad Celsius üblicherweise über ein sehr gut gedämmtes, unterirdisches Rohrnetz in die angeschlossenen Gebäude. Solche Fernwärmenetze versorgen meist mehrere Gebäude oder Straßen, manchmal sogar ganze Stadtteile mit Wärme für Heizung und Warmwasser und oft auch Strom.

Was ist der Unterschied zwischen Nahwärme und Fernwärme?
Der Unterschied zwischen Fern- und Nahwärme besteht nur in der Größe des Wärmenetzes. Die Technik ist dieselbe. In der Regel spricht man von Fernwärme, wenn es sich um ein Wärmenetz handelt, an das viele Gebäude und Wohnungen angeschlossen sind. Kleinere Wärmenetze, an die nur wenige Gebäude angeschlossen sind, werden dagegen umgangssprachlich oft als Nahwärme bezeichnet.
Ein großer Vorteil der Fernwärmeversorgung: In den angeschlossenen Gebäuden wird keine eigene Heizanlage benötigt. Erforderlich ist jedoch eine Übergabestation. Diese überträgt die Wärmeenergie aus dem heißen Wasser an die Heizkörper und erwärmt Kaltwasser zu Warmwasser. Fernwärme-Übergabestationen dienen also als Schnittstelle. Sie regeln nicht nur die Wärmeübertragung. Sie steuern auch die Vor- und Rücklauftemperatur, den Druck und wie viel Fernwärme durchgelassen wird.
Aber was passiert anschließend mit dem abgekühlten Wasser? Bei einem Fernwärmesystem handelt es sich um einen geschlossenen Kreislauf. Nachdem das heiße Wasser zum Heizen und zur Warmwasserbereitung genutzt wurde, fließt das abgekühlte Wasser wieder zurück zum Heizkraftwerk, wo es erneut erhitzt wird.
Die Kosten von Fernwärme
Bei den Kosten sind zwei Blöcke zu berücksichtigen. Erstens die Anschaffungskosten für Fernwärme, die häufig günstiger sind als die anderer Heizungen. Und zweitens die laufenden Kosten mit Fernwärme, die man sich sehr genau anschauen sollte.
Die Kosten für den Umstieg
Die Kosten für den Umstieg von einer Gasheizung auf Fernwärme liegen laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online für ein Einfamilienhaus ungefähr zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Darin enthalten sind:
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die Entsorgung der Altanlage
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der Anschluss an das Fernwärmenetz und
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der Einbau der Übergabestation.
Außerdem muss die Verteilung der Wärme passend eingestellt werden.
Ganz genau lässt sich das jedoch schwer sagen – entsprechend viele unterschiedliche Angaben finden sich. Die Kosten für den Umstieg auf Fernwärme hängen von der Größe des Gebäudes, dem Zustand des bestehenden Heizsystems und den notwendigen Umbaumaßnahmen ab. Üblicherweise übernimmt der örtliche Energieversorger den Anschluss an das Fernwärmenetz vor und stellt die Übergabestation zur Verfügung. Die Kosten zahlen Nutzende dann mit einem monatlichen Abschlag.
Laufende Kosten
Fernwärme kann – im Gegensatz zu Gas oder Strom – nicht über ein flächendeckendes Netz an einem überregionalen Markt gehandelt werden. Das liegt daran, dass Wärmenetze in sich geschlossene Netze sind, die sich meist auf eine Stadt, Gemeinde oder einzelne Stadtteile beschränken. Die Fernwärmepreise sind entsprechend so unterschiedlich wie die lokalen Wärmenetze mit ihrer Fernwärme aus verschiedenen Energieträgern und Herstellungstechnologien.
Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang sind die Netzverluste, also die Wärme, die beim Transport in den Rohrsystemen verloren geht. Sie bestimmen über die Effizienz eines Wärmenetzes mit. Je höher die Netzverluste sind, desto mehr Energie muss eingesetzt werden, um die Fernwärme zu erzeugen. Und das wird auf die Verbraucher:innen umgelegt. Auskunft darüber gibt der Primärenergiefaktor, der zeigt, wie viel Energie für die Bereitstellung benötigt wird. Je niedriger er ausfällt, umso höher ist die Energieeffizienz. Fernwärmeanbieter müssen diese Netzverluste im Internet in leicht zugänglicher und allgemein verständlicher Form veröffentlichen.

Der Fernwärmepreis setzt sich üblicherweise aus zwei Preisen zusammen.
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Dem Arbeitspreis: Dies ist der Betrag in Cent pro Kilowattstunde, über den der tatsächliche Wärmeverbrauch abgerechnet wird.
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Dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung, auch Anschlusswert oder Leistungspreis genannt: Dieser Posten ist ein Fixpreis pro Jahr und beinhaltet die anteiligen Kosten an Kraftwerk und Netzen.
Eine Auswertung der Verbraucherzentrale vom April 2025, basierend auf 576 Wärmenetzen, ergab einen durchschnittlichen Preis von 17 Cent pro kWh für Fernwärme. Der Grundpreis ist in dem Wert anteilig enthalten. Doch es gibt große regionale Unterschiede. In gut jedem vierten Wärmenetz zahlen Haushalte 20 Cent oder mehr pro Kilowattstunde.
Förderungen von Fernwärme
Im Rahmen der Energiewende misst die Politik der Fernwärme große Bedeutung zu. Deshalb fördert der Bund den Umbau auf Fernwärme mit einem Grundzuschuss von 30 % der förderfähigen Kosten. Diese liegen bei einem Einfamilienhaus bei 30.000 Euro. Ihre Immobilie selbst nutzende Eigentümer:innen können diese Förderung zusätzlich mit dem Klimageschwindigkeitsbonus von derzeit 20 % kombinieren. Auch der Einkommensbonus in Höhe von 30 % gilt nur für Menschen, die in der Immobilie wohnen, die sie besitzen. Um berechtigt zu sein, darf der Haushalt allerdings nur über ein Jahreseinkommen von maximal 40.000 Euro verfügen.
Alle genannten Förderboni sind kombinierbar. Allerdings werden maximal 70 % der förderfähigen Kosten übernommen (Stand Juni 2025).
Der Förderantrag muss vor Beginn des Umbaus direkt bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gestellt werden. Genauere Informationen zu Förderbedingungen finden Sie in unserem Ratgeberartikel zu den Kosten der Fernwärme.
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wurde 2024 jede sechste Wohnung mit Fernwärme beheizt. In Neubauten war es sogar ein gutes Viertel aller Wohnungen.
Was die Verteilung deutschlandweit angeht, sind zwei Großstädte Spitzenreiter. Die im Jahr 2025 erfolgte Neuberechnung der Studienergebnisse „Wie heizt Deutschland 2023“ des BDEW zeigt: Vorreiter ist Berlin, wo rund 44 % aller Wohnungen Fernwärme als Heizungssystem haben, gefolgt von Hamburg (36 %) und Mecklenburg-Vorpommern (35 %).

Generell ist Fernwärme in Städten stärker verbreitet als auf dem Land. Das liegt daran, dass sich Fernwärme am besten rechnet, wenn möglichst viele Nutzer:innen an das Wärmenetz angeschlossen sind. Schließlich ist der Bau der Heizkraftwerke samt Verlegung der Netze mit großen Kosten verbunden. Zudem ist für die Wirtschaftlichkeit der Energieunternehmen eine Mindestabnahmemenge pro Meter Netz erforderlich. Auf dem Land kann sich Fernwärme aber auch lohnen. Das kann dann der Fall sein, wenn Wärme vor Ort günstig bereitgestellt werden kann, etwa durch die Nutzung von Biogas.
Aber es gibt nicht nur Stadt-Land-Unterschiede, sondern auch regionale: Fernwärme ist in den nördlichen und östlichen Bundesländern weiterverbreitet als im Westen und Süden. Das liegt daran, dass in der ehemaligen DDR vor allem in den Plattenbausiedlungen schon stark auf Fernwärme gesetzt wurde. Als Energieträger diente oft Braunkohle.
Vorteile:
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Bei Fernwärme wird weder ein eigener Heizkessel noch Schornstein oder Öltank benötigt. Das spart Platz, Investitionen und ist zudem wartungsarm.
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Fernwärmeübergabestationen haben im Vergleich zu anderen Heizungssystemen eine längere Lebensdauer
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Manche Betreiber bieten attraktive Preise, so dass Fernwärme eine günstige Art zu heizen sein kann.
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Wenn Strom und Wärme gleichzeitig bereitgestellt werden – wie es bei Fernwärme meist der Fall ist – wird bei der Stromerzeugung durch Verbrennung weniger Brennstoff benötigt. Während ältere Kraftwerke nur Wirkungsgrade von circa 35 % haben, erreichen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bis zu 90 %. Die Erzeugung ist somit sehr effizient.
Nachteile:
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Nicht jeder Ort oder jede Bebauungsdichte eignet sich für die Fernwärme. Liegt kein Netz vor, kann das Gebäude nicht angeschlossen werden.
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Fehlender Wettbewerb: In einem Fernwärmenetz gibt es nur einen Anbieter. Jedes Fernwärmenetz ist ein lokales Monopol. Wechsel sind so nicht möglich. Das ist dann nachteilig, wenn der Lieferant überdurchschnittlich teuer ist.
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Die Entscheidung für einen Fernwärmeanschluss treffen Sie für viele Jahre. Das liegt daran, dass die Kosten der Baumaßnahmen für einen Anschluss sich nur bei einer langfristigen Versorgung auszahlen. Ein neu geschlossener Versorgungsvertrag läuft über maximal zehn Jahre und verlängert sich anschließend oft um fünf Jahre.
Wie kann Fernwärme die Energiewende unterstützen?
Für die Politik ist Fernwärme ein Hebel, fossile Brennstoffe aus dem Heizungssektor zu verbannen. Um die Energiewende zu unterstützen, müssen für Fernwärme allerdings verstärkt erneuerbare Energien eingesetzt werden. Die Bandbreite reicht von unvermeidbarer Abwärme über tiefe Geothermie und Großwärmepumpen bis hin zu zentralen Wärmespeichern.
Die Bilanz für Fernwärme in Deutschland sieht aktuell so aus: Erneuerbare Energien und Abwärme aus Industrieprozessen kommen auf einen Anteil von rund 43 % an der leitungsgebundenen Wärmeerzeugung in Deutschland (Stand 04/2025). Bis zum Jahr 2045 soll Fernwärme vollständig klimaneutral erzeugt werden.