



Strommix
Am Strommix können Haushalte erkennen, wie hoch der Anteil erneuerbare Energiequellen an der Erzeugung des genutzten Stroms ist – sowohl im eigenen Zuhause als auch im ganzen Land. Der Wert gibt auch Hinweise darauf, welche Strategien unterschiedliche Staaten bei der Stromerzeugung verfolgen, ob sie etwa auf die Vermeidung von Treibhausgasen durch Kernenergie setzen, die Energiewende mit Photovoltaik- und Windkraft stemmen wollen oder weiter auf fossile Energieträger setzen.
Auf der Stromrechnung sehen Verbraucher:innen den Strommix ihres Stromanbieters – also den Anteil verschiedener Energiequellen (z. B. Wind, Sonne oder Kohle), mit denen der gelieferte Strom erzeugt oder beschafft wurde. Zusätzlich muss ein Vergleich mit dem bundesweiten Strommix dargestellt werden. Diese sogenannte Stromkennzeichnung informiert über die Herkunft des Stroms.
Inhaltsverzeichnis
Was der Strommix beschreibt
Jeder Stromanbieter hat einen eigenen Strommix und muss diesen offenlegen. Doch Stromleitungen unterscheiden nicht nach Anbietern. Aus allen Steckdosen in Deutschland kommt derselbe Strom – der gesamtdeutsche Strommix. Nur wer selbst Strom erzeugt, zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage, nutzt diesen direkt, solange genug davon vorhanden ist. Reicht dieser nicht aus, wird automatisch Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen.
Der gesamtdeutsche Strommix wird Nettostromerzeugung genannt. Er entspricht der gesamten Stromerzeugung in Deutschland, die ins Netz eingeht – abzüglich des Stroms, den Kraftwerke und Solaranlagen selbst verbrauchen. Wird der Eigenstrom der Kraftwerke hinzugezählt, spricht man von Bruttostromerzeugung.
Üblicherweise wird der Nettowert genutzt, um die unterschiedlichen Anteile am Strommix zu beschreiben, auch bei der Stromkennzeichnung auf der Stromrechnung.
Im Jahr 2024 gehen in Deutschland 431, 59,4 % der Gesamtstromerzeugung dabei auf erneuerbare Energieträger zurück. Erneuerbare Energien stellen somit über das Jahr gesehen die wichtigste Energiequelle für die Stromversorgung in Deutschland dar.
Gut zu wissen:
Die Qualität von Ökostrom wird unter anderem über Herkunftsnachweise vom Umweltbundesamt belegt. Haushalte, die sich für einen Ökostromtarif entscheiden, bekommen zwar nicht ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen geliefert – denn Strom lässt sich nach der Einspeisung ins Netz nicht nach Herkunft filtern. Ökostromtarife verpflichten jedoch den Stromanbieter, die Verbrauchsmenge des jeweiligen Haushalts als Ökostrom ins Netz einzuspeisen.
Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in Deutschland betrug 2024 rund 59 %. 31,5 % der Stromerzeugung in Deutschland speiste sich aus Windkraft, 13,8 % aus Photovoltaik, 6,5 % aus Biomasse und 4,7 % aus Wasserkraft. Dabei gibt es saisonale Schwankungen: Im Sommer wird mehr Strom aus Sonnenenergie gewonnen, im Winter mehr aus Windkraft. Die Menge des Stroms, der aus fossilen Energieträgern erzeugt wurde, sank um 11,0 %. Bei den konventionellen Energieträgern waren Kohle (22,5 %) und Erdgas (14,9 %) am stärksten vertreten. Strom aus Kernenergie ist seit der Abschaltung der letzten Kraftwerke 2024 erstmals kein Teil des deutschen Strommixes mehr und hatte 2023 nur noch einen verschwindend geringen Anteil am deutschen Strommix von 1,5 %. Seit Mitte April 2023 wird in Deutschland kein Strom mehr aus Atomkraft erzeugt.
Historische Entwicklung des Strommix
Der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Lag er 2019 noch bei 39,7 %, so betrug er 2024 fast 60 %. Parallel dazu ist auch der Anteil fossiler Energieträger stetig gesunken. Noch bis 2022 stammte mehr als die Hälfte des Stroms aus fossilen Quellen (55,9 %). Im Zuge der Energiekrise gab es in den Jahren 2021 und 2022 noch einmal einen leichten Anstieg. 2023 und 2024 sank er aber wieder deutlich, parallel zum Ausstieg aus der Atomkraft.
Strommix-Ziele für Deutschland
Bis 2030 sollen 80 % des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Für 2045 lautet das Ziel, nur noch solchen Strom zu nutzen. Für eine erfolgreiche Energiewende legt die Bundesregierung jährliche Ausbauziele für erneuerbare Energien fest.
Photovoltaik
Für 2024 hat Deutschland sein Ausbauziel für Solarenergie übertroffen: Geplant waren 13 zusätzliche Gigawatt, am Ende wurden 16,2 Gigawatt geschafft. 2025 sollen 18 Gigawatt und ab 2026 jährlich 22 Gigawatt hinzukommen. Um den Zuwachs zu sichern, wird Solarstrom höher vergütet und steuerlich gefördert.
Das Solarpaket 1 soll zudem Bau und Betrieb von PV-Anlagen entbürokratisieren. Dadurch können beispielsweise seit April 2024 sogenannte Balkonkraftwerke leicher installiert werden. So können Haushalte nicht nur bei der Wahl ihres Stromvertrags mit hohem Anteil erneuerbarer Energien einen Beitrag zur Energiewende leisten, sondern sogar durch selbst erzeugten Solarstrom.
Windenergie
Gleichzeitig soll seit Anfang 2023 mit dem „Wind-an-Land-Gesetz“ der Ausbau der Windenergie an Land beschleunigt werden. Die installierte Leistung soll jährlich um 10 Gigawatt steigen. 2024 lag das Plus allerdings nur bei 2,5 Gigawatt. Damit liegt die Gesamtleistung aus Landwindenergie per Ende 2024 bei 63,5 Gigawatt (Ziel 2030: 115 Gigawatt). Um die langfristigen Ziele zu erreichen, muss jedes Bundesland bis 2032 rund 2 % seiner Fläche für Windkraft ausweisen. Neben Wind an Land kamen 2024 auch 0,7 Gigawatt Leistung durch Windkraftanlagen zur See dazu.
Wasserstoff
Wasserstoff, der durch Elektrolyse von Wasser mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird, verursacht keine CO2-Emissionen. Er kann künftig vor allem für energieintensive Prozesse genutzt werden. Zur Dekarbonisierung Deutschlands plant die Bundesregierung den Ausbau der Wasserstoffkapazität bis 2030 auf 10 Gigawatt und den Aufbau einer Leitungsinfrastruktur.
Nach dem Atomausstieg 2023 ist das Ende der Kohleverstromung das nächste große Ziel. Das Kohleausstiegsgesetz von 2020 sieht den Ausstieg bis spätestens 2038 vor. Der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen bei der Stromerzeugung leistet einen wesentlichen Beitrag bei der Reduktion von CO2-Emissionen. Von insgesamt 236,6 Millionen eingesparten Tonnen Treibhausgas im Jahr 2022 entfielen drei Viertel auf die Fortschritte bei der Stromerzeugung. Insbesondere durch Wind- und Sonnenenergie wird inzwischen fast 2,5-mal so viel CO2 vermieden wie noch 2010. Zum Vergleich: Insgesamt wurden 2022 noch 746 Millionen Tonnen Treibhausgas freigesetzt.
Auch wenn es in Deutschland ausreichend Kraftwerke gibt, um die Stromnachfrage zu decken, wird Strom importiert. Im Jahr 2024 wurden 81,7 Milliarden Kilowattstunden importiert und 55,4 Milliarden Kilowattstunden exportiert. Damit stieg der Import deutlich um 17,9 % und der Export sank um 7,8 %. Ein Grund für diese Entwicklung liegt im Merit-Order-Prinzip der Strombörse. Die Preisbildung erfolgt dort nach einem festen Verfahren und spielt sich vor allem am zentraleuropäischen Spotmarkt für Energie (EPEX Spot) ab, wo der kurzfristige Stromhandel abgewickelt wird:
1. Tägliche Auktionen: Im sogenannten Day-Ahead-Handel („Handel für den nächsten Tag“) wird der Strompreis für den nächsten Tag täglich neu festgelegt.
2. Angebote der Kraftwerke: Kraftwerke bieten Strom zu ihren Grenzkosten an – das sind die maximalen Kosten, die bei der Erzeugung einer zusätzlichen Strommenge entstehen.
3. Sortierung nach Kosten: Die Börse sortiert die Angebote nach den Grenzkosten – vom günstigsten bis zum teuersten Anbieter.
4. Das teuerste noch benötigte Kraftwerk bestimmt den Preis: Um die Nachfrage vollständig zu decken, wird so lange Strom zugekauft, bis genug angeboten wird. Der Einheitspreis richtet sich dabei nach dem teuersten Kraftwerk, das dafür noch benötigt wird (Merit-Order-Prinzip).
5. Einheitspreis für alle: Alle eingesetzten Kraftwerke erhalten denselben Preis – auch wenn ihre Produktionskosten deutlich niedriger sind.
Wie auch in den Vorjahren hat Deutschland in der Regel immer dann Strom importiert, wenn andere Staaten mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert als verbraucht haben – denn dann ist der Preis besonders niedrig.
Wichtigste Importländer für Strom sind aktuell Frankreich und die skandinavischen Staaten. Aus Frankreich stammt überwiegend Atomstrom. Aus Dänemark und Norwegen kommt vor allem Strom aus Wasserkraft, der Strom aus Schweden besteht zu einem Drittel aus Atomkraft. Größter Abnehmer von deutschem Strom war 2024 Österreich.
Der europäische Strommarkt
Das europäische Stromnetz ist ein sogenanntes Verbundnetz. Das bedeutet: Die Strommärkte der EU-Staaten und weiterer Länder sind miteinander verbunden. Das sogenannte „synchronisierte Netz Kontinentaleuropas“ sorgt dafür, dass Strom über Ländergrenzen hinweg fließen kann. Es funktioniert wie ein gemeinsames Stromsystem, bei dem Energieüberschüsse exportiert und Versorgungsengpässe durch Importe ausgeglichen werden können. So entsteht ein gemeinsamer europäischer Strommarkt, auf dem Angebot und Nachfrage nahezu minütlich ausgeglichen werden – ganz gleich, ob Windräder in Norddeutschland drehen oder Pumpspeicherwerke in den Alpen Strom einspeisen.
Dieses System sorgt für eine stabile Versorgung. Produziert ein Land gerade weniger Strom, etwa weil weniger Wind weht oder kaum Sonne die Photovoltaikanlagen erreicht, wird dieses Defizit automatisch ausgeglichen.
So setzt sich der europäische Strom zusammen
Im europäischen Strommix macht Kernenergie mit mehr als einem Viertel den größten Anteil aus. Tendenz: steigend. Auch Erdgas spielt weiterhin eine wichtige Rolle (2024: 13,6 % Anteil). Die wichtigsten erneuerbaren Energiequellen sind Onshore-Windanlagen (2024: 16,4 %) und Photovoltaik (2024: 9,6 %).
Strommix-Ziele für Europa
Die deutschen Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energiequellen basieren auf den EU-Zielen, gehen aber deutlich weiter. Die Europäische Union hat ihr verbindliches Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch bis 2030 auf 42,5 % erhöht – mit der Intention, 45 % zu erreichen. Das deutsche Ziel von 80 % bis 2030 ist also deutlich ambitionierter.
Stromanbieter sind in Deutschland gesetzlich verpflichtet, auf Rechnungen ihren Energiemix grafisch auszuweisen. So können Verbraucher:innen sehen, aus welchen Quellen ihr Strom stammt. Allerdings ist dieser Wert nur rechnerisch aussagekräftig. Denn der Strom, der aus der Steckdose kommt, kann nicht nach Quelle getrennt werden.
Stromanbieter weisen die Stromkennzeichnung auf der Stromrechnung, der eigenen Website und oftmals auch in den Vertragsunterlagen aus.
Die Stromkennzeichnung wird ab 2025 jährlich zum 1. Juli aktualisiert. Bisher wurde sie jeweils zum 1. November aktualisiert.
Die Pflicht zur Stromkennzeichnung wurde 2005 eingeführt. Seit einer Änderung 2013 darf nur noch Strom mit genauen Herkunftsnachweisen als Strom aus erneuerbaren Energiequellen ausgewiesen werden.
Das Stromkennzeichen weist neben dem Strommix auch die verursachten CO2-Emissionen in Gramm pro kWh, den entstandenen radioaktiven Abfall in Milligramm pro kWh und einen Vergleich mit dem bundesweiten Strommix aus.
Durch die Wahl eines Ökostrom-Vertrags können Haushalte dafür sorgen, dass mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen genutzt wird. Denn Stromanbieter sind bei Ökostromverträgen dazu verpflichtet, die verbrauchte Strommenge tatsächlich aus erneuerbaren Energien ins Netz einzuspeisen. Eigenstrom, beispielsweise aus einem Balkonkraftwerk, fließt zwar nicht in den ausgewiesenen Strommix der öffentlichen Stromversorgung (Nettostromerzeugung) ein, verbessert aber den de facto Strommix trotzdem.
Als besonders umweltschädlich gelten fossile Energieträger. Sie stoßen bei der Energiegewinnung Treibhausgase wie CO2 aus, die zur Erderwärmung beitragen. Solche Energieträger sind Braun- und Steinkohle und Erdgas.