Glossar Energie

Merit-Order

Das Merit-Order-Prinzip bestimmt die Preise an der Strombörse und stammt aus den 80er-Jahren. Aufgrund des wachsenden Anteils an erneuerbaren Energien werden neue Ansätze für den Strommarkt diskutiert. 

Das bedeutet Merit-Order

Der englische Begriff merit order bedeutet übersetzt Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit. Er beschreibt die Reihenfolge, in der Kraftwerke ihren produzierten Strom am Markt verkaufen können. Die Vorteilhaftigkeit bezieht sich auf den Preis pro Kilowattstunde.

Nachteile der Merit-Order

Durch die Merit-Order stehen die Strompreise aktuell noch in Abhängigkeit von den Preisen für fossile Energieträger: Da die erneuerbaren Energiequellen aktuell noch nicht ausreichen, um den Strombedarf Deutschlands zu decken, ist in der Regel ein Kraftwerk mit fossilen Energieträgern das Grenzkraftwerk. Durch das Uniform Pricing treibt es den allgemeinen Strompreis nach oben, auch wenn der Strom aus erneuerbaren Energien deutlich günstigere Grenzkosten hat.

Grafik fossile Energieträger

Außerdem richtet sich das Merit-Order-Modell nur nach den Betriebskosten und nicht nach den Investitionskosten der Kraftwerke. Dadurch werden die realen Gesamtkosten nicht berücksichtigt. So haben z. B. Umweltfolgekosten von Kohle- oder Gaskraftwerken, die Aufbaukosten von Windparks oder die Rückbaukosten von Atomkraftwerken kein Gewicht.

Gut zu wissen: Das Merit-Order-Modell gilt vor allem für den kurzfristigen Stromhandel über Spotbörsen (z. B. Leipziger EEX). Ein Großteil des Stromhandels findet jedoch außerhalb dieser Spotbörsen statt und wird vom Merit-Order-Effekt nur zum Teil beeinflusst. Andere Einflussfaktoren auf den Strompreis sind Subventionen, Steuern, Abgaben und langfristige Stromkontrakte.

Alternative Strommarktkonzepte

Die EU plant eine Strommarktreform, um die Abhängigkeit der Strompreise von den Preisen für fossile Brennstoffe zu verringern. Ein Weg könnten zweiseitige Differenzverträge für Kraftwerke mit niedrigen Betriebskosten sein. Ein zweiseitiger Differenzvertrag würde den Preis für den Erzeuger nach oben und nach unten hin deckeln. Kraftwerke auf Basis rneuerbarer Energien würden dann nicht mehr nach dem Merit-Order-Prinzip vergütet. Erzielt ein Staat Einnahmen aus diesen Differenzverträgen, könnten diese unter anderem an die Verbraucher:innen umverteilt werden.

Außerdem sollen nach dem Willen der EU die Stromanbieter ihren Strom künftig zu größeren Anteilen über Langzeitverträge einkaufen, damit sie bei Marktschwankungen die höheren Preise nicht sofort an die Kund:innen weitergeben oder staatliche Hilfen benötigen.

Die Reform des Strommarktdesigns wird zudem Investitionen in Wind- und Solarparks durch Verbraucher:innen ermöglichen. Außerdem soll das Teilen von überschüssigem Solarstrom aus Photovoltaik-Anlagen mit anderen Verbraucher:innen in unmittelbarer Umgebung erleichtert werden. Ein solcher kollektiver Eigenverbrauch ist aktuell nur in einigen Mitgliedsstaaten der EU erlaubt.

Geschichte der Merit-Order in Deutschland

Der Börsenstrompreis richtet sich seit 1998 nach der Merit-Order. Damals begann mit dem „Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts“ die Liberalisierung des Strommarktes: Der Netzzugang für neue Stromanbieter wurde rechtlich festgelegt und die Haushalte konnten ihren Stromanbieter frei wählen. Dadurch stieg ihre Zahl in Deutschland auf mehr als 1.500 und auch der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien vervielfachte sich.

Merit-Order in europäischen Ländern

Auch in anderen europäischen Ländern gilt das Merit-Order-Prinzip – teilweise mit leichten Abwandlungen. So wird in Spanien zum Beispiel das Gas, das in Gaskraftwerken zur Stromgewinnung genutzt wird, subventioniert. Dadurch sinkt zwar der Strompreis für die Verbraucher:innen, gleichzeitig wird aber auch mehr Gas genutzt, weil der günstige Strom aus spanischem Gas verstärkt in Portugal nachgefragt wird.

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