Neue Kraft für Windparks

Erstellt am 7.11.2025

Repowering – das klingt nach neuer Kraft, und so ist es auch: Wenn alte Windkraftanlagen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, werden sie im Zuge des Repowerings Windkraft durch neue, leistungsstarke Windräder ersetzt. Derselbe Standort produziert dann mehr Strom als vorher, und das Projekt trägt so weiter zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei. 

Da immer mehr Windkraftanlagen der ersten Generation in Deutschland technisch an ihre Grenzen kommen oder ihr Betrieb nach Auslaufen der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nicht mehr wirtschaftlich ist, gewinnt Repowering stetig an Bedeutung. 2024 kam bereits mehr als ein Drittel der neuen Leistung von Windkraft an Land in Form von Repowering hinzu – Tendenz steigend.  

Was ist das Repowering einer Windkraftanlage?

Schon in den 1980er Jahren drehten sich die ersten Windräder zur Stromerzeugung in Deutschland. Viele Anlagen aus der Pionierzeit im vergangenen Jahrhundert haben inzwischen ausgedient: Nach 20 bis 30 Jahren erreicht eine Windkraftanlage ihre technische Lebensdauer. Bereits nach zwei Jahrzehnten endet die festgesetzte Einspeisevergütung nach dem im Jahr 2000 in Kraft getretenen EEG. Damit stellt sich die Frage nach dem wirtschaftlichen Betrieb neu. 

Zerlegte Rotorblätter und Türme von Windkraftanlagen beim Bau in einem Windpark

Die Technik hat sich seit den Pionierzeiten der Windräder immer weiterentwickelt. Gleichzeitig sind die Kosten, zu denen Strom aus Windkraft produziert werden kann, deutlich gesunken. Daher kann das Repowering sogenannter Post-EEG-Anlagen, die das Förderende erreicht haben, eine gute Lösung sein. Von Repowering spricht man, wenn alte Windkraftanlagen am selben Standort durch neue, höhere und zumeist deutlich leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden. Ihr Stromertrag pro Leistung ist zudem größer, weil der Wind in größeren Höhen gleichmäßiger weht. In der Regel führt das dazu, dass auf der gleichen Fläche mit weniger Windkraftanlagen mehr Strom erzeugt wird als vorher. Der Bundesverband Windenergie gibt dafür als Faustformel an, dass bei einer Halbierung der Anlagenzahl eine Verdopplung der Leistung und eine Verdreifachung des Stromertrags durch Repowering erzielt werden kann. 

Grafik zur Entwicklung von Windkraftanlagen zwischen 1980 und 2020: steigende Nabenhöhe, größerer Rotordurchmesser und höhere Leistung

Auch bei anderen Kraftwerksarten wie Photovoltaik ist Repowering möglich. Photovoltaik-Anlagen der ersten Stunde sind ebenfalls bereits aus der 20-jährigen Förderung durch das EEG gefallen. Hier kann es sich also auch lohnen, die alten Anlagen durch neue zu ersetzen. 

Wie funktioniert Repowering?

Für das Repowering müssen die alten Windkraftanlagen zunächst stillgelegt, abgebaut und entsorgt werden. Für diesen Rückbau gibt es rechtliche Vorgaben. In der Regel ist nach dem Rückbau der ursprüngliche Zustand der Flächen wiederhergestellt. Dazu werden nicht nur die für Windräder charakteristischen, sichtbaren Teile wie Türme, Gondeln und Rotorblätter abgebaut, sondern auch Fundamente, Schaltanlagen, Übergabestationen und Kabel. Sie entsprechen in den meisten Fällen nicht den Anforderungen der neuen Anlagen. Vorhandene Infrastruktur wie Zuwegungen sowie Kranstellflächen können unter Umständen ins Repowering-Projekt integriert werden. Die Errichtung der neuen Anlagen verläuft dann, abgesehen von der Standorterschließung, wie beim Neubau eines Windkraftprojekts. 

Eine Besonderheit stellt das standortverlagernde Repowering dar. Dabei werden Altanlagen zurückgebaut und neue Anlagen an einem anderen Standort gebaut. Diese Möglichkeit wird vor allem genutzt, wenn der alte Standort für die neuen Anlagen nicht geeignet ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Abstand zur Wohnbebauung für höhere Windtürme nicht ausreicht. Um Repowering handelt es sich nur, wenn der Abbau von Bestandsanlagen als Voraussetzung für die Errichtung neuer Anlagen in einem ausgewiesenen Gebiet festgelegt wird. Die Details und Fristen dafür gibt der jeweilige Bebauungsplan vor. 

Montage einer Offshore-Windkraftanlage mit Kran, Installation von Rotorblättern im Projekt Hollandse Kust Zuid

Repowering statt Stilllegung

Die Frage, wie es weitergehen soll, stellt sich für immer mehr Betreiber:innen von Windkraftanlagen in Deutschland: Mehr als die Hälfte des Bestands ist schon seit über 15 Jahren in Betrieb, und mehr als 10.000 Anlagen sind älter als 20 Jahre. Dabei zeigt sich: Repowering geht vor Stilllegung. 2024 wurden 224 Windenergieanlagen mit 1.191 Megawatt (MW) Leistung im Rahmen eines Repowerings in Betrieb genommen. Das sind 37 Prozent der insgesamt in dem Jahr neu ans Netz gegangenen Windkraftkapazität an Land. 555 Altanlagen mit 703 MW Leistung wurden außer Betrieb genommen, hauptsächlich, um durch neue ersetzt zu werden.  

repowering-windkraft-deutschland-leistung

2024 stellte den bisherigen Höhepunkt an neuer Repowering-Leistung in Deutschland dar. Es ist damit zu rechnen, dass die Zahlen weiter nach oben gehen, da immer mehr Altanlagen das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. 

Die meisten Repowering-Projekte gab es 2024 in Niedersachsen, dem Bundesland, in dem auch insgesamt die meisten Windkraftanlagen stehen. 72 Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 387 MW gingen dort ans Netz – ein Drittel der gesamten Repowering-Leistung. Dahinter folgen Schleswig-Holstein mit 225 MW, Nordrhein-Westfalen mit 218 MW und Sachsen-Anhalt mit 161 MW. Dieses Bundesland hatte zudem die höchste Repowering-Quote: 62 Prozent der neu hinzugebauten Leistung wurde 2024 über den Austausch von Windrädern realisiert. 

Damit ist Deutschland Repowering-Vorreiter in Europa. Mehr als die Hälfte aller europäischen Repowering-Projekte werden hierzulande errichtet. Kein Wunder, war Deutschland doch erstens Windkraftpionier und hat zweitens die meisten Windkraftanlagen aller europäischen Ländern. Im weltweiten Vergleich hat China die Nase beim Repowering vorn. 

Für Windkraftanlagen auf See wird das Repowering erst in Zukunft Thema werden, da Deutschlands erster Offshore-Windpark alpha ventus, an dem auch Vattenfall beteiligt ist, erst 2010 ans Netz ging. Für dieses Testfeld der Offshore-Windindustrie ist allerdings schon klar, dass Repowering nicht in Frage kommt. Für die Größe und das Gewicht heutiger Turbinen müssten die Fundamente durch größere ersetzt werden, wofür der Standort nicht geeignet ist. 

Montage einer Offshore-Windkraftanlage mit Kran, Installation von Rotorblättern im Projekt Hollandse Kust Zuid

Wann lohnt sich Repowering?

Der Staat hat die Windenergie in ihren Anfangsjahren stark gefördert. Unter anderem erhielten die Betreiber:innen einen festen, gesetzlich vorgegebenen Preis pro Kilowattstunde als Einspeisevergütung über einen Zeitraum von 20 Jahren. Dabei sanken die Vergütungssätze für Neuanlagen kontinuierlich. Seit 2014 muss der Strom aus seitdem errichteten Windkraftanlagen direkt an der Börse vermarktet werden, die Betreiber:innen erhalten aber eine sogenannte Marktprämie, um die Differenz zwischen dem Markterlös und der Einspeisevergütung auszugleichen. 

Mit der EEG-Novelle 2017 änderte sich die Förderung grundlegend: Seitdem wird die Vergütungshöhe für Neuanlagen in Ausschreibungen ermittelt. Die Betreiber:innen geben in ihrer Bewerbung die Höhe der Vergütung an, die sie für einen wirtschaftlichen Betrieb brauchen. Bei erfolgreicher Teilnahme an einer Ausschreibung erhalten sie wie bisher die Marktprämie. Deren Höhe bemisst sich aber jetzt am individuellen Zuschlagswert. 

Mitarbeitende bei Wartungsarbeiten auf einer Windkraftanlage im Windpark Stor-Rotliden von Vattenfall

Moderne Windkraftanlagen an guten Standorten können inzwischen auch ohne staatliche Förderung wirtschaftlich betrieben werden. Ob das auch für Altanlagen der Fall ist, die das Ende der Einspeisevergütung erreicht haben, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Dazu gehören der Standort, die Betriebskosten und der zu erzielende Strompreis.  

Eine Option ist der Weiterbetrieb der Anlagen über Direktvermarktung. Das kann sich rechnen, wenn die Anlagen technisch noch in Ordnung sind und keine großen Kosten verursachen. Repowering stellt eine weitere Möglichkeit dar. Dafür sind jedoch nicht alle Standorte geeignet. Schätzungen zufolge sind etwa ein Drittel aller Windkraftanlagen in Deutschland repowering-fähig. Die dritte Option besteht in Stilllegung und Rückbau. 

Vorteile von Repowering alter Windräder

Dort, wo Repowering möglich ist, hat es viele Vorteile. Bereits erschlossene Standorte, die sich bewährt haben und in der Bevölkerung akzeptiert sind, bleiben erhalten – und bringen zugleich oft wesentlich mehr Ertrag als vorher. Ein aktuelles Beispiel ist der Windpark Bremen-Rekum. Die Betreiberin, die Energiequelle GmbH, ersetzt die bisherigen zwei Windkraftanlagen mit einer Leistung von je 1,8 MW durch zwei neue Anlagen mit je 7 MW. Im Frühjahr 2026 soll der modernisierte Windpark den Betrieb aufnehmen. 

An vielen Standorten führt Repowering von Windkraft dazu, dass die Anlagenzahl sinkt. Denn die heutigen Windräder mit Turmhöhen von bis zu 160 Metern und Rotordurchmessern von bis zu 170 Metern benötigen mehr Platz bzw. größere Abstände. Die modernen Windräder haben zudem weitere Vorteile für Anwohner:innen und Umwelt: Sie sind leiser und wirken durch die langsamer drehenden, großen Rotorblätter ruhiger. Vögel und Fledermäuse sind besser geschützt, denn die unteren Rotorblattspitzen liegen inzwischen oberhalb der Flugrouten der meisten Arten. Darüber hinaus profitieren Neuanlagen von technischen Entwicklungen wie Einrichtungen zum Schutz von Fledermäusen oder einer bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung, die nur in der Dunkelheit blinkt, wenn ein Flugzeug in der Nähe ist. 

Herausforderungen beim Repowering 

Ein Selbstläufer ist das Repowering von Windkraftanlagen nicht. Es ist zwar kein komplettes neues Genehmigungsverfahren nötig, aber ein Änderungsgenehmigungsverfahren. Eine Erleichterung für das Repowering im Vergleich zu einem neuen Projekt besteht in der so genannten Deltaprüfung. Sie beinhaltet, dass nur der Unterschied zum vorherigen Zustand durch das alte Windrad geprüft wird. Dies betrifft Lärm und Artenschutz sowie die obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfung. Eine Genehmigung kann erteilt werden, wenn durch die neue Anlage keine Verschlechterung im Vergleich zur Bestandsanlage entsteht – auch wenn sie die aktuellen gesetzlichen Vorgaben des Immissionsschutzrechts nicht einhält. Eine Hürde für die Modernisierung können neu eingeführte Abstandsregeln zur Wohnbebauung darstellen. Sie sind bundesweit uneinheitlich geregelt. 

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 

Windkraftanlagen bestehen aus wertvollen Materialien, die sich größtenteils wiederverwerten lassen. Mehr als 90 Prozent einer Windanlage sind heute schon recycelbar – und eine vollständige Kreislaufwirtschaft ist angestrebt. Diese ist wichtig, um Ressourcen zu sichern, Kosten zu senken und mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. 

Bei den meisten Komponenten einer Windkraftanlage wie dem Fundament, dem Turm und der Gondel mit Getriebe und Generator, ist das Recycling unproblematisch, da sie überwiegend aus Metall und Beton bestehen. Getriebe- sowie andere Öle und Fette werden entnommen, Beton meist vor Ort zerkleinert und im Straßenbau verwendet. Der Stahl wandert zurück in die Stahlproduktion. 

Eine Herausforderung stellen die Rotorblätter dar: Ihre Verbundbauweise macht die Materialtrennung komplex und aufwändig. Um das Rotorblätter-Recycling in Zukunft einfacher zu gestalten, wird an neuen Materialien geforscht. Ziel ist, dass sich die einzelnen Verbundkomponenten der Rotorblätter zurückgewinnen und wieder für die Herstellung neuer Rotorblätter verwenden lassen. Das wäre zum Beispiel durch den Einsatz thermoplastischer Harze möglich, die sich immer wieder neu verwenden lassen, anstelle der bisher verwendeten duroplastischen Harze, die irreversibel aushärten. 

Repowering als Treiber der Energiewende

Die Windkraft ist die wichtigste erneuerbare Energiequelle in Deutschland und ihr weiterer Ausbau unerlässlich für das Erreichen der Klimaziele. Eine der größten Herausforderungen besteht in der Bereitstellung geeigneter Flächen. Dieses Problem löst das Repowering zumindest teilweise, indem an bereits für Windkraft genutzten Standorten durch modernere, leistungsstärkere Anlagen mehr Strom als vorher erzeugt wird. Die durchschnittliche Generatorleistung stieg in den letzten zehn Jahren bei neu installierten Anlagen um 90 Prozent. Dieser Trend wird sich den Prognosen zufolge fortsetzen.  

Fazit: Wie gut ist das Repowering von Windkraft? 

Ein großer Vorteil von Repowering ist, dass nach dem Ende der Lebensdauer einer Windkraftanlage nicht nur das verbaute Material, sondern auch die Fläche wiederverwendet wird – und das zu schonenderen Bedingungen für Mensch und Umwelt als vorher. Denn dank der technischen Entwicklung werden heute größere und modernere Anlagen gebaut. So verringert sich die Zahl der Windräder am Repowering-Standort, während trotzdem mehr Strom erzeugt wird. Die Anlagen drehen sich zudem leiser und ruhiger und Arten wie Vögel und Fledermäuse sind besser geschützt. 

Was passiert nach der EEG-Förderung mit Windkraftanlagen von Vattenfall?

Nach dem Ende der EEG-Förderung oder dem „Lebensende“ einer Windkraftanlage gibt es verschiedene Ansätze, wie die Anlagen weiterverwendet oder recycelt werden können. Vattenfall verfolgt dabei mehrere innovative Lösungen. 

Skier mit Vattenfall-Logo im Schnee, Outdoor-Wintersport in den Bergen

Rotorblätter-Recycling

Vattenfall hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 100 Prozent seiner Rotorblätter zu recyceln. Zu diesem Zweck arbeitet das Unternehmen mit dem norwegischen Unternehmen Gjenkraft zusammen, das darauf spezialisiert ist, wertvolle Materialien wie Glas- und Kohlenstofffasern aus ausgedienten Rotorblättern zurückzugewinnen. Diese Materialien können in verschiedenen Branchen wiederverwendet werden – zum Beispiel in der Skiproduktion. So nutzt der norwegische Skihersteller EVI Carbonfasern aus ausrangierten Vattenfall-Rotorblättern, um seine Skier zu verstärken. 

Upcycling

So genanntes Upcycling, also eine kreative Wiederverwendung, schafft neue Möglichkeiten für ausgediente Windkraftanlagen. Um das Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft zu schärfen und Innovationen voranzutreiben, hat Vattenfall eine ausrangierte Gondel in ein schickes und komfortables Tiny House umgewandelt. In einem anderen Projekt wurden Rotorblätter zu Schwimmkörpern. Kombiniert man mehrere Blätter, können sie eine Insel bilden, die sich für Wohnhäuser oder Solarparks eignet. 

Direktvermarktung 

Wenn Windkraftanlagen das Ende der staatlichen Förderdauer erreicht haben, kann die wirtschaftlichste Lösung in der Direktvermarktung des produzierten Stroms liegen – zum Beispiel durch Vattenfall. Möglich sind feste oder variable Konditionen ab einer installierten Leistung von 10 MW. 

Unsere innovativen Energielösungen

Ökostrom 

Unser Ökostrom besteht zu 100 % aus erneuerbaren Energien.

Zum Ökostrom-Tarif

Solarlösungen

Gemeinsam finden wir die passende Solarlösung für Ihr Zuhause.

Zu den Solarlösungen

Dynamischer Tarif

An den Börsenpreis gekoppelte Verbrauchspreise.

Zum dynamischen Stromtarif

Andere spannende Artikel

Herausforderungen beim Windräder-Recycling

Die Windräder der ersten Generation sind in die Jahre gekommen. Aber wie lassen sich die Stahlriesen abbauen? Und wie recyclen, vor allem die Rotorblätter? 

Wann und für wen lohnt sich ein Windrad für zuhause?

Die Kraft des Windes nutzen – mit einem Windrad für zuhause können auch Privatpersonen ihren eigenen Strom produzieren und damit ihre Stromkosten senken.