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Wann und für wen lohnt sich ein Windrad für zuhause?
Erstellt am 18.9.2025
Die Windkraft nutzen – Unternehmen machen das bereits in großem Stil an Land und auf dem Meer mit ihren Windparks vor. Doch auch Privatpersonen können zum Beispiel mit einem Windrad für zuhause – Fachleute sprechen von Kleinwindkraftanlagen oder Kleinwindanlagen – aus Windenergie ihren eigenen Strom produzieren und dadurch ihre Stromkosten senken.
Windräder gibt es passend für die verschiedensten Standorte. Sie können es in Ihren Garten stellen, ein Windrad an Ihrem Balkon anbringen oder auf dem Dach montieren. Aber zahlt sich das aus? Eignet sich Ihr zuhause überhaupt für eine private Windkraftanlage? Die Stromerzeugung des Windrads hängt natürlich stark von den Windverhältnissen ab. Hier gilt folgende Faustregel: Je mehr Hindernisse und Turbulenzen, desto schlechter die Windernte. Dazu zählen dichte und hohe Bebauung, aber beispielsweise auch Bäume. Doch lassen Sie uns genauer hinschauen.
So hoch sind die Anschaffungskosten
Für Kleinwindanlagen mit hochwertiger Technik liegen die Kosten zwischen 3.000 bis 10.000 Euro pro Kilowatt (kW) Nennleistung. Wobei der durchschnittliche Preis für eine Kleinwindanlage bei etwa 5.000 Euro pro kW Leistung liegt. Entsprechend kostet ein Windrad für zuhause mit fünf Kilowatt Leistung im Schnitt etwa 30.000 Euro. Damit sind die kleinen Windkraftanlagen deutlich teurer in der Anschaffung als Photovoltaikanlagen.
Wie sieht es mit Genehmigungskosten aus?
Ob und wie hoch die Genehmigungskosten ausfallen, lässt sich nicht pauschal sagen. Das liegt daran, dass es keine bundesweit einheitliche Regelung zur Genehmigung von Windkraftanlagen für zuhause gibt. Und hier spielt nicht nur das Baurecht rein. Natur- oder Denkmalschutz können auch eine Rolle spielen. Informieren Sie sich vor der Planung also unbedingt bei der zuständigen Baubehörde über die jeweiligen Bestimmungen. Hier ist einiges in Bewegung: Innerhalb der letzten Jahre haben einige Bundesländer die Genehmigungspflicht für Mini-Windräder mit einer Höhe von bis zu zehn Metern aufgehoben.
Mit folgenden Zusatzkosten müssen Sie rechnen
Sehr kleine Windkraftanlagen, etwa für den Balkon, können von Hand installiert werden. Sie benötigen kein Fundament, sondern nur einen kurzen Mast. Die Kosten fallen nicht groß ins Gewicht. Bei Kleinwindanlagen ab 5 kW Leistung hingegen können Mast und Fundament der größte Kostenfaktor sein. Zusammengenommen können sie sogar teurer als die Windkraftanlage selbst werden. Die Rechnung ist einfach: Je höher der Mast, desto höher die Kosten.
Soll es eine Anlage auf dem Dach sein, müssen die Statik des Dachs und die Auswirkung des Windgenerators geprüft werden. Auch das verursacht Kosten. Dazu kommt: Für Anlagen ab 1,5 kW entstehen auch Kosten für den Netzanschluss und die Elektrik.
Laufende Kosten nicht vergessen
Wenn Sie die Kosten summieren, denken Sie auch an die jährlichen Betriebskosten, etwa für die Instandhaltung. Für sie können bis etwa drei Prozent der Investitionskosten veranschlagt werden.
Das A und O: der richtige Standort
Im Grunde ist die Rechnung einfach: Das Windpotenzial am Standort bestimmt die Wirtschaftlichkeit. Wie sehr, zeigt die Physik. Die doppelte Windstärke verdoppelt den Ertrag nicht, sondern verachtfacht ihn. Eine doppelt so große Rotorfläche schlägt immerhin noch mit einem vierfachen Ertrag zu Buche. Auch die Höhe des Windrads spielt beim Einfangen des Windes eine Rolle. Je höher das Windrad, umso mehr Wind kann genutzt werden. Die Höhe für private Mini-Windanlagen für Einfamilienhäuser liegt allerdings üblicherweise bei höchstens zehn Metern und einer Leistung von maximal fünf kW.
Wann rechnet sich die Investition?
Verallgemeinernd lässt sich sagen: Eine Kleinwindanlage für die private Nutzung bis zehn Kilowatt Leistung lohnt sich meist nicht. Die Verbraucherzentrale hat es grob vorgerechnet: Ausgehend von einem Rotordurchmesser von einem Meter und einer Rotorfläche von 0,8 Quadratmetern produziert eine Dach-Windkraftanlage bei guter Lage im Binnenland rund 96 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr. Wird der zu 100 Prozent im eigenen Haushalt verbraucht, bedeutet das bei einem Strompreis von 39,7 Cent pro kWh eine Kostenersparnis von etwa 38 Euro im Jahr. In 20 Jahren wären das gerade mal 760 Euro.
Den Kaufpreis in 20 Jahren wieder erwirtschaftet zu haben, ist damit kaum möglich.
Eine Kleinwindanlage für die private Nutzung bringt also meistens keinen finanziellen Gewinn. Ein Gewinn für den Klimaschutz aber ist die Selbstversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen allemal.
Eigenverbrauch oder Netzeinspeisung?
Nur der Eigenverbrauch des Stroms der Windkraftanlage ist wirtschaftlich sinnvoll. Denn Windstrom einzuspeisen, wird nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aktuell nur mit 7,35 Cent (Stand Mai 2025) pro Kilowattstunde vergütet. Wird der selbst produzierte Strom dagegen selbst verbraucht, sinkt die Stromrechnung um 39,7 Cent pro Kilowattstunde.
Der richtige Standort
Am besten geeignet ist der Standort, an den der meiste Wind kommt. In Deutschland bläst der Wind meist von Westen. Windstarke Standorte können entsprechend beispielsweise westliche Siedlungsränder, Einzellagen oder Hänge, beziehungsweise Erhöhungen sein. Nachbargebäude, hohe Bäume und Verwirbelungen senken den Ertrag deutlich.
Was die Frage nach Balkon, Garten oder Dach angeht: Wer eine Windkraftanlagen für den Balkon möchte, sollte sich das gut überlegen: Der Wind trifft auf die Gebäudewand und wird dadurch verwirbelt. Diese Turbulenzen aber kann der Rotor nicht einfangen. Und dann ist da noch der Sicherheitsaspekt: Ist der schnell drehende Rotor in Reichweite montiert, was auf Balkonen leicht der Fall ist, wird er zum Verletzungsrisiko.
Etwas komplizierter ist die Einschätzung für eine Windkraftanlage auf dem Dach. Selbst auf hohen Gebäuden sind die Windverhältnisse aufgrund von Turbulenzen schwierig. Erschwerend kommt Schwingung der Anlage hinzu, weswegen auch auf jeden Fall die Statik des Dachs überprüft werden muss. Die Schwingung kann sich auf das Gebäude übertragen, wogegen auch eine Entkopplung nicht immer hilft. Andererseits können leichter ausreichende Höhen erreicht werden.
Unproblematischer ist ein auf dem Boden installierter Mast – mehrere Meter hoch und im möglichst frei strömenden Wind stehend.
Hoch oder quer – welche Bauform ist die Beste?
Wer sich in der Landschaft nach den großen Windrädern umguckt, dem fällt eine Bauform ins Auge: horizontal mit drei Rotorblättern. Bei den Windanlagen für zuhause sieht das anders aus. Es gibt Anlagen mit zwei, drei, vier oder mehr Rotorblättern. Wobei auch hier wie bei den großen Windanlagen drei am weitesten verbreitet sind. Spannend ist der Blick auf die Lage der Rotorachse. Sie verrät, ob es sich um eine horizontale oder eine vertikale Windkraftanlage handelt. Die Horizontalen schneiden beim jährlichen Stromertrag besser ab. Das unabhängige Fachportal Kleinwindanlagen spricht mit Verweis auf amerikanische Zertifizierungstests für kleine Windanlagen von knapp 40 Prozent mehr. Die vertikalen Anlagen gelten aber als geeigneter für Standorte mit turbulenten Windverhältnissen, wie Städte.
Energieerzeugung durch Wind
Windenergieanlagen produzieren Strom, ohne während des Betriebs klimaschädliche Gase wie CO₂ auszustoßen. Andererseits benötigt die Herstellung und eventuell der Aufbau von Windrädern für zuhause Energie und verursacht so CO₂-Emissionen. Wie hoch die bei den Windanlagen im Garten ausfallen, lässt sich nicht genau sagen. Für Kleinwindanlagen gibt es noch keine eigenen CO₂-Bilanzen über die gesamte Lebensdauer hinweg. Aber selbst hohe Windräder, die auf enormen Betonfundamenten stehen, sparen schon nach einigen Monaten mehr CO₂ ein, als bei ihrer Herstellung ausgestoßen wurde.
Lärmentwicklung bei den privaten Windrädern
Ein Windrad für den Balkon, den Garten oder das Dach ist nicht ganz lautlos. Die sich drehenden Rotorblätter sind ebenso wie mechanische Geräusche von Getriebe oder Generator zu hören. Die genaue Lautstärke ist von vielen Faktoren, wie etwa der Windstärke und der Entfernung zur Anlage, abhängig. Wie laut die Anlage sein darf, ist von der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA) streng geregelt und variiert je nach Gebiet und Tageszeit. In Wohngebieten etwa sind sie niedriger als in Gewerbegebieten. Und zur Schlafenszeit strenger als am Tag.
Störung im Landschaftsbild?
Kleinwindanlagen mögen das Landschaftsbild nicht so prägen, wie Windparks. Aber Nachbar:innen können sie dennoch ein Dorn im Auge sein, auch wenn es Abstandsregeln gibt. Die Größe der Abstandsfläche bemisst sich nach der Höhe der Windanlage (H). Der höchste vorkommende Wert in den Landesbauordnungen beträgt 1 H. Hier muss der Abstand genauso groß sein, wie die Höhe der Windanlage. Bei einem Wert von 0,5 H muss der Abstand nur halb so groß sein. Bei einer 5 Meter hohen Windanlage müsste der Abstand also nur 2,5 Meter betragen. Die Abstandsregeln für das jeweilige Bundesland lassen sich beim Bauamt erfragen.
Fazit: Was bringt ein kleines Windrad im Garten?
Ein finanzieller Gewinn ist eine Kleinwindanlage für die private Nutzung nur in Ausnahmefällen. Dafür müssten schon alle Rahmenbedingungen optimal sein. Ein Gewinn für den Klimaschutz aber ist die Selbstversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen allemal. Und das Schöne bei den privaten Windrädern: Sie drehen sich auch in den sonnenschwachen Wintermonaten, können also eine gute Ergänzung im privaten Energiemix darstellen.
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