Infowelt Energie
Mit Fassadenbegrünung Energie sparen
Das erfahren Sie alles hier:
- Was genau ist Fassadenbegrünung?
- Welche Pflanzen eignen sich für eine natürliche Wärmedämmung?
- Vorteile der begrünten Fassaden
- Was sind die Herausforderungen von Grünfassaden?
- Für wen ist Fassadengrün geeignet?
- Gibt es Förderungen?
- Fazit: Fassadenbegrünung lohnt sich mehrfach
- Fragen und Antworten zur Fassadenbegrünung
Was genau ist Fassadenbegrünung?
Ob Kletterpflanzen, Spaliere oder Regalsysteme: Wenn Pflanzen an Außenwänden angebracht werden, handelt es sich um Fassadenbegrünung. Das Besondere: Das Grün verschönert nicht nur Gebäude. Es dient auch dem Klima- und Artenschutz, kann Bienen, Schmetterlinge, Vögel anlocken.
Die berühmt gewordene Idee, ein Hochhaus als senkrechte Wiese und Wald zu denken, setzte Stefano Boeri 2014 um. Mit seinem Bosco Vertikale wollte er urbanen Raum effektiv nutzen und gleichzeitig die Biodiversität seiner Heimatstadt Mailand verbessern. 20 verschiedene Laub- und Nadelbaumarten lockern die Fassade auf. Darunter Buchen, gelbe Akazien, Eichen, Ahorne, Eschen. Um die richtigen Bäume für die luftigen Höhen – die Türme sind 76 und 110 Meter hoch – zu finden, mussten sie sogar in einen Windkanal, um ihre Tauglichkeit für Höhenwind zu testen.
In Berlin gönnt sich derweil das Kulturkaufhaus Dussmann eine grüne Vertikale des Gartenkunstpioniers Patrick Blanc im Inneren. Wer das Gebäude betritt, wird schnell von der üppigen, grünen Rückwand angezogen werden. Über sechs Etagen und 18 Meter Höhe erstreckt sich ein 270 Quadratmeter großer, dicht bepflanzter vertikaler Garten. Bestückt ist er mit über 6.000 tropischen Pflanzen. Rot, weiß, orange strahlen die Blüten als Hingucker auf den grünen Farbfeldern.
Aber auch für private Fassadenbegrüner:innen gibt es mittlerweile viele schön anzusehende und für die Umwelt nützliche Lösungen mit den grünen Senkrechtstartern. Wer über solch einen grünen, wachsenden und rankenden Teppich nachdenkt, sollte sich mit den verschiedenen Systemen der Fassadenbegrünung vertraut machen.
Fassadengrün aus dem Boden
Am häufigsten wird auf die bodengebundene Begrünung als relativ pflegeleichte und kostengünstige Form von Fassadenbegrünung zurückgegriffen. Das bedeutet: Pflanzen sind im Erdboden vor die Wand gepflanzt und nehmen Wasser und Nährstoffe direkt aus dem Erdreich auf – brauchen also kein Bewässerungssystem.
Die einfachste Form ist die direkte Begrünung, das heißt, die Pflanzen klettern mit Hilfe ihrer Kletterwurzeln oder mit Haftscheiben direkt an der Wand hoch. In fünf bis zehn Jahren können solche „Selbstklimmer“ bis zu 25 Meter Höhe erreichen. Damit die Fassade keinen Schaden nimmt, ist es wichtig, dass der Beton intakt oder das Mauerwerk vollverfugt ist.
Bei der indirekten Fassadenbegrünung wird dagegen mit Rankhilfen gearbeitet. Auf diese sind Gerüstkletterpflanzen – zu ihnen gehören schlingende Pflanzen – angewiesen. Diese Kletterhilfen sind dafür da, den Pflanzen den optimalen Halt zu geben und gleichzeitig für einen ausreichenden Schutzabstand zur Wand zu sorgen.
Wandgebundene Begrünung
Aber auch aufwändigere neue Begrünungsweisen, die keinen Boden- und Bodenwasseranschluss haben, werden in Städten zunehmend wichtiger. Sie tragen den Namen Vertikale Gärten. Die begrünten Systeme hängen dabei an der Gebäudewand oder stehen vor der Fassade. Wasser und Dünger erhalten diese Fassadenbegrünungen üblicherweise automatisiert.
Kurz gesagt gibt es drei Systeme wandgebundener Begrünung:
-
horizontal als Regalsystem mit Pflanzen in Pflanzgefäßen wie Kübeln oder Langrinnen
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vertikal mit einzelnen bepflanzten Modulen, die rasterförmig angebracht werden
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flächig als so genannte Living Walls auf Geotextilien mit Vliestasche
Möglich sind auch Mischformen aus boden- und wandgebundenen Systemen.
Welche Pflanzen eignen sich für eine natürliche Wärmedämmung?
Wer für eine zusätzliche Wärmedämmung an der Außenwand sorgen soll, muss diese gut bedecken. Dichtes Grün bieten etwa die guten Kletterer Efeu oder wilder Wein. Sie kommen mit ihren Haftwurzeln oder -scheiben ohne Rank- oder Kletterhilfen aus. Gut geeignet sind auch die so genannten Schlinger wie Blauregen oder Geißblatt.
Darüber hinaus bieten sich Kletterpflanzen, die zu den Spreizklimmern zählen, für grüne Wände an. Hier verhaken sich die Triebe mit Dornen. Typische Spreizklimmer sind Kletterrosen, Feuerdorn, Brombeeren oder auch Staudenclematis. Sehr viel mehr Spielraum an geeigneten Pflanzen für dämmendes Fassadengrün bietet sich bei der wandgebundenen Begrünung. Hier können sich Küchenkräuter ebenso ansiedeln wie Obst- und Gemüsesorten oder Gräser und Farne. Die Pflanzenauswahl sollte sich nach dem Standort richten. So gehören Farne an schattige Fronten, der mediterrane Kräutergarten an der Wand ist eher etwas für sonnige Fassaden.
Fassadengrün als Energiesparer
Begrünte Fassaden wirken wie ein Wärmeregler: Im Sommer verschattet das Blattgrün die Hauswände und bildet dämmende Luftpolster. Die Folge: Die Räume heizen sich weniger auf, der Kühlbedarf verringert sich.
Fassadenbegrünung senke die Sonneneinstrahlung um 85 bis 100 Prozent - das lasse Kühlkostenersparnisse von bis zu 43 Prozent zu, rechnet die Initiative „Grün in die Stadt“ vor. Gleichzeitig verdunsten grüne Fassaden Wasser, wodurch Verdunstungskälte entsteht. Im Winter wiederum spart die wärmeregulierende, Wirkung von Fassadengrün Heizkosten. Bei wandgebundener Begrünung dämmt das verwendete Substrat nochmal zusätzlich spürbar.
Noch mehr Nutzen: Luft und Lärm
Fassadenbegrünung ist ein sehr guter Luftreiniger: Die Pflanzen binden Feinstaub an ihrer Blattoberfläche, nehmen Kohlenstoffdioxid auf und produzieren Sauerstoff. Kletterpflanzen können auf einem Quadratmeter Pflanzfläche eine Blattoberfläche von acht Quadratmetern erreichen. Dadurch können sie Feinstaub um etwa 60 Prozent reduzieren und bis zu 40 Prozent der Stickstoffdioxide binden.
Auch das Mikroklima profitiert. Durch die Verdunstungskälte ist die Lufttemperatur direkt vor Fassadenbegrünung um jeweils 0,8 bis 1,3 Grad Celsius kühler als vor unbegrünten Fassaden, wie die Stadt Hamburg in ihrem Handbuch „Grüne Wände“ unter Verweis auf wissenschaftliche Quellen schreibt.
Gleichzeitig schützt die Grünfassade die Bausubstanz vor Wind und Wetter und uns ein bisschen vor Lärm. Bis zu zehn Dezibel kann sie wohl schlucken.
Technische Voraussetzungen
Große vertikale Pflanzenteppiche bringen einiges an Gewicht mit. Bei der Statik-Prüfung müssen diese Lasten der Pflanzen, der entsprechenden Systeme, aber auch äußere Einflüsse wie Sturm- und Schneelasten miteinberechnet werden. Wichtig ist auch, dass die Fassade frei von Rissen oder offenen Fugen ist. Eine geeignete Fassade ist beispielsweise ein Klinkermauerwerk mit einem massiven Wandaufbau. Hier können auch schwerere Kletterhilfen eingesetzt und ein großer Wandabstand gewählt werden – im Gegensatz zu vorgehängten Klinkerfassaden. Bei Betonfassaden ist die Auswahl der Kletterhilfe abhängig von der Stärke der Außenschale. Liegt dieser Wertüber acht Zentimeter sind Begrünungssysteme mit hohen Lasten möglich, zum Beispiel flächige Systeme mit Vliestaschen oder schwere Kletterhilfen. Ist die Außenschale dünner als acht Zentimeter, eignet sie sich nicht fürsolche Systeme.
Und noch etwas ist zu beachten: Sind Wände mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) gedämmt, darf die Außenhülle nicht durch Bohrlöcher beschädigt werden. Was den Schutz vor Feuchtigkeit angeht: Wandgebundene Systeme sind vorgehängt, hinterlüftet und mit einer wasserdichten Rückplatte versehen. Diese entkoppelt sie vom Gebäude und verhindert, dass die Fassade feucht wird und Schaden nimmt.
Bei bodengebundenen Systemen ist – je nach Wuchs und Wandaufbau – ein Wandabstand zwischen 5 und 15 cm zu empfehlen. Bei Starkschlingern wie Blauregen darf es auch mal mehr sein.
Abhängig vom gewählten System kann die Unterstützung von Expert:innen sehr sinnvoll sein – zur Auswahl eines geeigneten Systems, aber auch der richtigen Pflanzen. Der Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) beispielsweise kann eine erste Anlaufstelle für weiterführende Kontakte sein.
Pflege und Wartung
Je nach Begrünungssystem und Pflanzenwahl werden üblicherweise mindestens zwei bis vier Pflegedurchgänge pro Jahr empfohlen. Meist geschieht dies bei wandgebundenen Systemen arbeits- und kostensparend zusammen mit der Wartung des Bewässerungssystems. Verblühte Pflanzenteile sollten außerdem regelmäßig entfernt werden, damit die Pflanzen die Chance haben, nachzublühen. Zudem hilft ein vollständiger Rückschnitt, typischerweise im Frühjahr, trockene Pflanzenteile zu entfernen. Das ist auch wichtig im Hinblick auf Brandschutz.
Was ist mit Genehmigungen?
Wenn Sie zur Miete wohnen und die Fassade Ihrer Wohnung begrünen wollen, brauchen Sie die Erlaubnis der Gebäudeeigentümer:innen. Für größere Projekte, die eher für Eigentümer:innen von Häusern in Frage kommen, muss geprüft werden, ob einzelne baurechtliche Genehmigungen nötig sind – oder ob das Vorhaben sogar im Rahmen eines Bauantrags zu prüfen und zu genehmigen ist. Für solche Fragen ist die Bauaufsichtsbehörde des zuständigen Bezirksamtes die richtige Adresse. Auch Denkmalschutzaspekte können eine Rolle spielen, ebenso wie Anforderungen der Verkehrssicherheit.
Für wen ist Fassadengrün geeignet?
Besonders in Städten kann Fassadenbegrünung die Lebensqualität erhöhen. Vertikale Gärten sprechen beispielsweise Eigenheimbesitzer:innen mit Gartenfläche oder Innenhöfen an. Außerdem sind sie auch für Wohnungseigentümergemeinschaften, die neu bauen wollen oder Sanierungspläne haben, interessant.
Gibt es Förderungen?
Spezielle regionale Förderprogramme bieten finanzielle Unterstützung auch für Privatpersonen an, die sich für eine Fassadenbegrünung entscheiden. Eine gute Nachricht: Der Anteil der Städte, die derartige Projekte bezuschussen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Förderung für Fassadenbegrünung gibt es zum Beispiel in Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, München oder Stuttgart. Eine erste Orientierung kann die Förderdatenbank des Bundes und der Länder geben.
Fazit: Fassadenbegrünung lohnt sich gleich mehrfach
Eine Fassadenbegrünung bringt viele Vorteile mit sich. Sie ist ein Luftreiniger, sorgt in unmittelbarer Nähe als natürliche Klimaanlage für angenehmere Temperaturen und reduziert als pflanzliche Dämmschicht auch die Energiekosten. Fassadenbegrünung lohnt sich also, weil sie insbesondere in Städten die Lebensqualität verbessern kann.
Fassadenbegrünung lohnt sich. Sie dämmt und spart so Energiekosten. Gleichzeitig schützt sie das Haus vor Witterungseinflüssen und reinigt die Luft von Schadstoffen. Ganz ohne Pflege geht es allerdings nicht.
Bodengebundene Systeme mit Selbstklimmern sind mit etwa 15 bis 35 Euro pro Quadratmeter recht günstig. Bei den wandgebundenen Varianten wird es schon deutlich teurer. Ganz grob gerechnet, müssen Interessierte hier mit 400 Euro und mehr pro Quadratmeter rechnen.
Eine bundesweite Förderung gibt es nicht. Aber einige Regionen und Städte fördern das Grün an den Wänden. Eine erste Auskunft kann beispielsweise die Förderdatenbank des Bundes und der Länder geben.
Die bodengebundenen Pflanzen müssen gegossen werden, bei automatischen Bewässerungen fallen Kosten und Wartung an. Und die Pflanzteppiche an den Wänden brauchen Pflege, um gut zu gedeihen. Zudem haben insbesondere vertikale Gärten als wandgebundene Systeme ihren Preis.
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