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Plug & Charge: Einstecken und losladen

Zuletzt aktualisiert am 20.5.2025
Lesedauer: 12 Minuten

So einfach und unkompliziert sieht die Zukunft des Ladens aus: Mit Systemen wie Plug and Charge können Elektroautos und Ladestationen direkt kommunizieren – ohne Bezahlkarten oder Apps. Vorteile, Funktionsweise und Voraussetzungen im Überblick.

Was bedeutet Plug and Charge?

Wer sein Elektroauto an einer öffentlichen Ladestation mit Strom betanken möchte, muss sich in der Regel per App oder Ladekarte identifizieren. Das Problem: Nicht jede Karte wird an jeder Ladesäule akzeptiert und bis der Ladevorgang startet, vergehen unter Umständen einige Minuten. Plug and Charge (kurz PnC) will diese Problematik lösen und das Aufladen von Elektroautos vereinfachen: Wagen abstellen, Kabel einstecken und der Ladevorgang startet direkt. Ähnlich funktioniert auch Autocharge – eine weitere Ladevariante. Damit das automatische Laden bei beiden Varianten klappt, müssen jedoch mehrere Akteure zusammenarbeiten: Fahrzeughersteller, Ladesäulenbetreiber und Anbieter von Ladestromverträgen.

Bei Plug & Charge bekommt jedes Fahrzeug dafür einen digitalen Fingerabdruck (OEM Provisioning Zertifikat). Mit diesem Zertifikat weist sich das Fahrzeug an der Ladesäule aus. Auch der Ladestromvertrag ist im Fahrzeug digital hinterlegt. Im Gegensatz zu Plug & Charge arbeitet Autocharge nicht mit der überaus sicheren ISO-Norm 15118. Die Identifizierung des Fahrzeugs erfolgt über die sogenannte Mac-Adresse, die allerdings nicht jeder Hersteller eindeutig vergibt. Deswegen funktioniert das System nicht mit jedem E-Auto.

Plug & Charge versus Autocharge

Plug & Charge ist eine 2017 gegründete Initiative mehrerer Automobilhersteller, darunter BMW, Daimler, Ford, Hyundai, Renault und der Volkswagen-Konzern mit den Marken Audi und Porsche. 

Autocharge heißt das Pendant des niederländischen Schnellladeanbieters Fastned. Die Technologie ist einfacher gehalten und kommt unter anderem an den Tesla-Ladesäulen zum Einsatz.

Damit die Ladesäulen die Daten beim Plug and Charge verwerten können, gibt es zwei Zertifikatspools, auf die alle Teilnehmenden des Systems zugreifen können. Diese beiden Pools stellen sicher, dass sowohl das Fahrzeug als auch die Ladesäule sich gegenseitig eindeutig identifizieren und autorisieren können: Einer der Pools enthält die Zertifikate der Autohersteller, die das Fahrzeug authentifizieren – also zum Beispiel mit einem bestehenden Ladevertrag verknüpfen.

Der andere Pool stellt Zertifikate für die Ladesäulen und Betreiber bereit, sodass diese vom Fahrzeug als vertrauenswürdig anerkannt werden. Nur wenn beide Seiten ein gültiges Zertifikat aus einem der offiziellen Pools vorweisen, wird der Ladevorgang automatisch gestartet. Der Kommunikationsstandard wurde von Autoherstellern, Ladesäulenentwicklern und -betreibern sowie Infrastrukturanbietern in der internationalen Norm ISO 15118 festgelegt. Eine Verschlüsselung der Zertifikate sorgt für Sicherheit. Die ISO-Norm ist auch die Basis für das bidirektionale Laden, eine weitere wichtige Zukunftstechnologie.

Die Vorteile der Lade-Technologie

Voraussetzungen für die Nutzung

Damit ein Elektroauto per Plug & Charge laden kann, muss ein sogenanntes OEM Provisioning-Zertifikat im Fahrzeug hinterlegt sein. Dieses digitale Zertifikat identifiziert das Auto an der Ladesäule und ermöglicht die automatische Abrechnung. Die Aktivierung erfolgt dabei über den jeweiligen Ladestromanbieter: Nach Vertragsabschluss wird das Fahrzeug meist über die Fahrzeug-Identifikationsnummer (VIN) im Kundenportal registriert. Das Zertifikat wird anschließend ins Auto übertragen – entweder per Software-Update, App oder in einer Werkstatt. Bei einigen Herstellern, wie etwa Volkswagen oder Volvo, gibt es darüber hinaus eigene, spezifische Wege, um Plug & Charge zu aktivieren.

Damit das System funktioniert, muss auch die entsprechende Ladesäule Plug & Charge-fähig sein. Zu Beginn war die Technologie auf das Schnellladen beschränkt, da der ISO-15118-Standard nur den CCS-Stecker definierte. Inzwischen ist Plug & Charge auch für Typ-2-Stecker (AC-Laden) verfügbar. Einige Wallbox-Hersteller bieten die Lösung sogar für zu Hause an. Autocharge hingegen ist aktuell nur an Schnellladepunkten nutzbar.

So wird Plug and Charge abgerechnet

Bevor ein Elektroauto mit Plug & Charge-Strom tanken kann, wird der Ladestromvertrag digital im Auto hinterlegt. Nur so kann die Abrechnung automatisch erfolgen. Die Funktion von Plug & Charge selbst ist bei allen Anbietern kostenlos. Die meisten Autoproduzenten bieten aktuell allerdings nur die Möglichkeit, einen einzelnen Vertrag im Fahrzeug zu hinterlegen. BMW ermöglicht seinen Kund:innen bei einigen ausgewählten Modellen jedoch schon seit Mitte 2023 das sogenannte „Multi Contract Plug & Charge“. Damit lassen sich bis zu fünf Ladestromverträge in einem Fahrzeug hinterlegen. Bis dato ist BMW der einzige Hersteller, der dies anbietet. Nachdem das Ladekabel angeschlossen wurde, zeigt das Fahrzeug-Bediensystem die Auswahl an Ladestromverträgen an und der passende Vertrag kann ausgewählt werden.

So wird Autocharge abgerechnet

Einen etwas anderen Weg geht Autocharge: Für die Nutzung muss sich der Fahrende hier einmal per App registrieren. Dabei wird die Fahrzeug-ID dem Vertrag zugeordnet, damit alle nachfolgenden Ladevorgänge automatisch ablaufen. Über die Fastned-App selbst kann allerdings kein externer Ladestromvertrag ausgewählt oder gespeichert werden. Sie bietet ausschließlich Fastned-eigene Tarife an. Wer an solch einer Station über Roaming laden möchte – also mit einem bestehenden Vertrag eines anderen Anbieters – muss dazu die App oder Ladekarte des jeweiligen Anbieters nutzen. Der Ladevorgang wird in diesem Fall über den externen Vertrag abgewickelt, nicht über die Fastned-App.

Diese Fahrzeuge unterstützen PnC

Immer mehr E-Autos werden mit der Plug & Charge Technologie ausgestattet. Ältere Modelle können zudem oft im Nachhinein über ein Over-the-Air-Update für PnC aufgerüstet werden, etwa alle VW-ID-Modelle mit der Softwareversion 3.1. Unsere Liste zeigt einige der laut ADAC besten E-Autos aus dem Jahr 2024, die über Plug & Charge verfügen.

Weißes Auto vor Bungalow

Untere Mittelklasse

  • BMW iX1
  • Cupra Born
  • VW ID.3

 

Mittelklasse

  • Audi Q4 e-tron
  • Skoda Enyaq iV
  • Tesla Model 3
  • Volvo EX 90 (ab BJ 2024)

 

Oberklasse

  • Mercedes EQS
  • Porsche Taycan

Darum funktioniert Autocharge nicht bei jedem Modell

Grundsätzlich kann jedes E-Auto mit Schnellladefunktion Autocharge nutzen. Allerdings muss das Fahrzeug eine unverwechselbare ID übermitteln, eine sogenannte Mac-Adresse (Media Access Control Adresse). Sie ist eine Art digitale Seriennummer, die jedes Gerät mit einer Netzwerkschnittstelle besitzt – etwa Computer, aber auch Elektroautos mit Ladeelektronik. Beim Laden mit Autocharge wird die Mac-Adresse des Fahrzeugs genutzt, um es eindeutig wiederzuerkennen. Beim Ladevorgang meldet sich das Auto über das Ladekabel an der Säule an. Diese erkennt die Mac-Adresse des Fahrzeugs und verknüpft sie mit dem hinterlegten Ladestromvertrag. Dieser Vorgang, der nur ein paar Sekunden dauert, wiederholt sich jedes Mal, sobald das eigene PnC-fähige E-Auto an eine neue Ladesäule angesteckt wird.

Nicht alle Fahrzeughersteller stellen eine eindeutige und dauerhaft gleichbleibende Mac-Adresse bereit. Manche Modelle übermitteln gar keine Mac-Adresse, bei anderen ändert sie sich bei jedem Start oder Ladevorgang. In solchen Fällen kann das Fahrzeug nicht zuverlässig identifiziert werden – und Autocharge funktioniert nicht.

Gut zu wissen: E-Autos verfügen immer nur über eine der beiden Technologien. Ein Stromer der PnC-fähig ist, kann nicht via Autocharge laden. Umgekehrt gilt das genauso.

Öffentliche Ladestationen: Diese Anbieter ermöglichen Plug and Charge

Neben den Energieversorgern haben vor allem klassische Tankstellenbetreiber, Start-ups und auch Autohersteller wie Ionity, Aral pulse, Mer Germany, Audi Charging Hub und Porsche Charging Hub massiv in den Ausbau des Schnellladenetzes und Plug and Charge investiert. Davon profitieren immer mehr Nutzende.

Der Ausbau der Normalladestationen und Schnellladepunkte in Deutschland geht voran. Im Februar 2025 zählte die Bundesnetzagentur landesweit mehr als 36.000 Schnellladepunkte sowie mehr als 125.000 AC-Ladestationen. Eine genaue Zahl, wie viele dieser öffentlichen Schnellladepunkte Plug and Charge anbieten, gibt es aktuell nicht. Es lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen, dass die Zahl kontinuierlich steigt und dieses Jahr noch schneller wachsen wird. Der Grund: Ab Juli 2025 sollen alle neu installierten oder renovierten öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Deutschland und Europa die ISO Norm 15118 unterstützen, die Grundvoraussetzung für Plug & Charge. Verpflichtend ist das jedoch noch nicht, das wird erst zum 1. Januar 2027 der Fall sein. Trotzdem bedeutet es, dass sowohl die E-Autos sämtlicher Hersteller nach und nach damit versehen als auch alte Schnellladepunkte unter Umständen nachgerüstet werden beziehungsweise neue Ladepunkte von vornherein damit ausgerüstet sein müssen.

Plug-and-Charge-Wallboxen für zu Hause

Plug & Charge ist nicht nur an öffentlichen Ladepunkten praktisch. Auch zu Hause, im Carport, auf dem Firmenparkplatz oder in der Tiefgarage kann es sinnvoll sein, diese Technologie zu nutzen. In Haushalten mit mehreren Autos wird via Plug and Charge automatisch jedes Fahrzeug erkannt, wodurch sich Ladevorgänge sauber trennen lassen. Gerade bei Dienstwagen ist das hilfreich. Denn hier sorgt PnC dafür, dass die Stromkosten korrekt zugeordnet werden können, ohne zusätzliche Schritte, ohne manuelle Erfassung. Das erleichtert die Buchhaltung und Steuerabrechnung.

Wer seine Wallbox mit anderen teilt, etwa in der Mietgemeinschaft oder mit Nachbar:innen, kann dank PnC genau steuern, wer berechtigt ist, sein Auto dort zu laden. Fahrzeuge, die nicht für die entsprechende Wallbox freigeschaltet sind, können dort also nicht unerlaubt laden.

Aktuell unterstützen unter anderem folgende Wallbox-Modelle Plug & Charge:

  • ABL eM4 Twin

  • Alfen Eve Single S-Line 11kW 

  • Alfen Eve Single Pro-Line 11kW 

  • Fronius Wattpilot Flex Home & Pro

  • go-e Charger Pro Cable MID 22kW

  • Juice Charger me

  • Keba P40 Pro

  • Mennekes AMTRON 4You 560

  • SMA EV Charger Business

  • TechniVolt 1100 Smart

  • VW Elli Charger 2 Pro

  • Walther Werke smartEVO 11

  • Webasto Wallbox Next 11kW 

  • Webasto Wallbox Next 22kW 

Gut zu wissen: Einige Wallboxen können auch über ein Update nachträglich für Plug and Charge freigeschaltet werden. Diese Geräte sind häufig mit dem Vermerk „PnC ready“ oder „Plug&Charge ready gemäß ISO 15118 Standard“ versehen. Wichtig: Nicht immer findet sich der Hinweis auf der Verpackung des Geräts, sondern meist in der Produktbeschreibung oder auf der Website des Anbieters beziehungsweise Herstellers.

Fazit: Mit PnC schneller und sicherer laden

Da ab Juli 2025 Plug and Charge durch die ISO-Norm 15118 zum neuen Standard an europäischen Schnellladepunkten werden könnte, wäre dies ein wichtiger Schritt für die rasche Verbreitung und Akzeptanz der praktischen Technologie. Für Kund:innen bedeutet das: mehr Komfort, höhere Datensicherheit und weniger Ladehürden. Einfach einstecken, automatisch laden – ohne App, ohne Karte, ohne Aufwand. So wird Elektromobilität praktischer, schneller und noch ein Stück alltagstauglicher.

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