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Zweirichtungszähler ablesen: Ein Leitfaden
Sie haben eine Photovoltaikanlage oder denken darüber nach, sich eine anzuschaffen? Dann brauchen Sie einen Zweirichtungszähler, der auch Stromüberschüsse erfasst, die Sie ins Stromnetz einspeisen. In diesem Ratgeber erfahren Sie den Unterschied zu herkömmlichen Stromzählern, wie Sie den Zähler korrekt ablesen, was die Zahlen bedeuten – und wie Sie damit Ihre Stromkosten aktiv senken können.
Was ist ein Zweirichtungszähler?
Ein Zweirichtungszähler funktioniert wie ein klassischer Stromzähler. Der Ferraris-Zähler kann allerdings nur eines: den Stromverbrauch messen. Strom fließt, der Zähler zählt mit. Wenn Sie aber eine eigene Photovoltaikanlage besitzen oder anderweitig selbst Strom erzeugen, dann brauchen Sie ein Gerät, das auch den Fluss in die entgegengesetzten Richtungen zählen kann.
Das ist die Aufgabe des Zweirichtungszählers, auch bidirektionaler Stromzähler genannt. Dieser misst nicht nur den Strom, den Sie aus dem öffentlichen Netz beziehen, sondern auch den Strom, den Sie selbst einspeisen, also zurück ins Netz liefern. So haben Sie eine präzise Übersicht über Ihren Eigenverbrauch und darüber, wie viel überschüssige Energie Sie ins Stromnetz abgeben. Er ist besonders wichtig in Haushalten, in denen selbst Strom produziert wird, zum Beispiel durch:
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Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf dem Dach
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Blockheizkraftwerke
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Kleinwindkraftanlagen
Sobald eine dieser Anlagen mit dem öffentlichen Netz gekoppelt ist und Strom eingespeist wird, ist ein Zweirichtungszähler Pflicht. Denn nur mit einem solchen Zähler kann die korrekte Abrechnung der Einspeisevergütung erfolgen – also die Vergütung, die Sie vom Netzbetreiber oder Energieversorger erhalten, wenn Sie selbst erzeugten Strom zur Verfügung stellen. Aus diesem Grund zeigt ein Zweirichtungszähler zwei unterschiedliche Zählerstände.
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1.8.0: zeigt den Strombezug aus dem Netz
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2.8.0: zeigt die Einspeisung ins Netz
Digitale Zweirichtungszähler wechseln dabei automatisch zwischen diesen Anzeigen oder ermöglichen durch Tastendruck das Durchblättern der Werte. Das sorgt dafür, dass:
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Sie nur den Strom zahlen, den Sie tatsächlich aus dem Netz bezogen haben.
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Sie eine korrekte Vergütung für den eingespeisten Strom erhalten.
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Ihr Energieverbrauch transparent nachvollziehbar wird – was die Grundlage dafür ist, Stromkosten zu optimieren.
Ein weiterer Vorteil: Die meisten Zweirichtungszähler sind heute digital und bieten oft eine detailliertere Aufschlüsselung des Stromflusses mit einem intelligenten Messsystem (Zweirichtungszähler plus Kommunikationseinheit) werden die Daten am Folgetag an den Netzbetreiber oder Energieversorger übertragen. Die Daten können anschließend im Portal von den Verbraucher:innen eingesehen werden. So sind Sie jederzeit über Ihre Energieflüsse informiert.
Energiespartipp: Dann lohnt sich eine Solaranlage
Eine Photovoltaikanlage lohnt sich besonders, wenn Sie mindestens 30 m² Dachfläche haben – idealerweise nach Süden ausgerichtet und mit einer Neigung von 30 bis 35 Grad. Aber auch Ost- oder Westdächer sind geeignet, vor allem wenn Sie vor allem tagsüber Strom verbrauchen. Wichtig ist: Je weniger Verschattung, desto besser – und mit Moduloptimierern holen Sie auch aus schwierigen Lagen das Maximum raus.
Vorbereitung zur Ablesung des Zweirichtungszählers
Bevor Sie Ihren Zweirichtungszähler ablesen, lohnt sich ein kurzer Check: Was brauchen Sie? Wo finden Sie die richtigen Werte? Und wie erkennen Sie überhaupt, ob es sich um einen digitalen oder analogen Zähler handelt?
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Hilfsmittel: Ein Notizblock und ein Stift oder ein Mobiltelefon genügen, um die abgelesenen Werte festzuhalten. oder zu fotografieren.
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Sicherheitsvorkehrungen: Auch wenn das Ablesen ungefährlich ist, achten Sie darauf, dass der Bereich um den Zähler gut beleuchtet und frei von Hindernissen ist, um Stolperfallen zu vermeiden.
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So identifizieren Sie Ihren Zählertyp: Suchen Sie nach einem Gerät mit zwei Anzeigebereichen oder einem digitalen Display, das zwischen verschiedenen Werten wechselt. Zweirichtungszähler sind oft mit den Bezeichnungen "1.8.0" für den Strombezug und "2.8.0" für die Stromeinspeisung versehen.
Schritt 1: Zählernummer prüfen
Die Zählernummer finden Sie auf der Vorderseite Ihres Geräts. Sie besteht meist aus einer Kombination aus Zahlen und Buchstaben und steht entweder direkt unter dem Barcode oder auf einem kleinen Aufkleber. Die Zählernummer identifiziert Ihren Stromzähler für ihren Netzbetreiber oder Energieversorger.
Schritt 2: Anzeige für den Strombezug ablesen (1.8.0)
Beim Zweirichtungszähler gibt es unterschiedliche Werte – einer davon zeigt an, wie viel Strom Sie aus dem Netz bezogen haben. Diesen erkennen Sie an der Kennziffer 1.8.0.
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Bei digitalen Zählern erscheint diese Anzeige automatisch im Wechsel oder lässt sich per Taste durchblättern.
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Notieren Sie die Zahl ohne Nachkommastellen (es sei denn, Ihr Netzbetreiber fordert diese mit).
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Beispiel: Steht im Display 1.8.0 – 012345,67, genügt es in der Regel, 012345 zu notieren.
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Machen Sie ein Foto vom Display – das hilft bei Rückfragen und sorgt für eine nachvollziehbare Dokumentation.
Schritt 3: Anzeige für die Einspeisung ablesen (2.8.0)
Ihre Photovoltaikanlage speist bei Sonnenschein Strom ins Netz ein. Wie viel das ist, zeigt die Kennziffer 2.8.0. Auch hier gilt: Notieren Sie nur die Zahlen vor dem Komma, sofern nichts anderes verlangt wird.
So geht’s:
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Warten Sie bei digitalen Zählern, bis die Anzeige automatisch zu 2.8.0 wechselt, oder drücken Sie die Blättertaste.
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Lesen Sie den Wert ab und erfassen Sie ihn ebenso wie beim Strombezug.
Was bedeuten 1.8.1 und 1.8.2?
Einige Zweirichtungszähler erfassen nicht nur den Verbrauch in zwei Richtungen, sondern sind zusätzlich auch Zweitarifzähler. Ein Teil des Strombezuges wird bei diesen zwei unterschiedlichen Zeitfenstern zugeordnet. Die Zuordnung ist notwendig, weil die Zeitfenster unterschiedliche Preise haben. Hierdurch soll die Netzlast gesteuert werden und Verbrauchende für flexibles Nutzungsverhalten zu belohnen. Die beiden häufigsten Kennziffern dafür sind:
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1.8.1: Verbrauch im Hochtarif (HT) – Der Hochtarif gilt tagsüber, meist zwischen 6:00 Uhr und 22:00 Uhr. In dieser Zeit ist der Stromverbrauch im Netz generell am höchsten – deshalb ist auch der Preis pro Kilowattstunde entsprechend höher.
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1.8.2: Verbrauch im Niedertarif (NT) – Der Niedertarif gilt nachts, typischerweise von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr, gelegentlich auch an Wochenenden oder Feiertagen. Der Strompreis ist in diesem Zeitraum günstiger, da der Bedarf im Netz geringer ist.
Ob Sie beide Zählerstände getrennt dokumentieren müssen, hängt vom gewählten Stromtarif ab. Wenn Ihr Netzbetreiber oder Anbieter zwischen HT und NT unterscheidet, müssen beide Werte separat erfasst und übermittelt werden. Andernfalls genügt meist die Gesamtanzeige 1.8.0 (sofern vorhanden), die alle Zeiträume zusammenfasst. Manche Zähler zeigen die Gesamtwerte nicht an. In diesem Fall hilft nur das Addieren von 1.8.1 und 1.8.2, um den Gesamtverbrauch zu ermitteln.
Bei der Stromeinspeisung ins öffentliche Netz gibt es keine Unterscheidung nach Tageszeit. Die Einspeisevergütung erfolgt einheitlich pro eingespeister Kilowattstunde, unabhängig davon, wann der Strom ins Netz gelangt. Entsprechend gibt es bei der Anzeige für die Einspeisung nur den Wert 2.8.0.
Was tun bei ungewöhnlichen Anzeigen oder unbekannten Kürzeln?
Viele moderne Zweirichtungszähler zeigen zusätzlich zu den Werten für Bezug und Einspeisung noch weitere Informationen an – z. B. Spannung, Leistung oder Momentanwerte. Diese sind zwar für die Netzstabilität oder Smart-Meter-Funktionalität wichtig, aber nicht relevant für Ihre manuelle Ablesung.
Halten Sie Ausschau nach diesen typischen Anzeige-Kennziffern:
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1.x.x für Strombezug
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2.x.x für Einspeisung
Alles andere können Sie ignorieren. Bei Unsicherheiten hilft ein Blick in das Datenblatt Ihres Zählertyps oder ein Anruf beim Netzbetreiber. Besonders hilfreich ist es auch, online nach der genauen Modellbezeichnung zu suchen – viele Anbieter stellen detaillierte Anleitungen zur Verfügung.
Wie erkenne ich, ob ich einen digitalen, analogen oder intelligenten Zähler habe?
Nicht jeder digitale Zähler ist automatisch ein intelligentes Messsystem (Smart Meter). Ein Überblick:
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Digitale Zweirichtungszähler zeigen wechselnde Werte im Display an, lassen sich oft manuell durchblättern (z. B. mit einer Pfeiltaste) und müssen selbst abgelesen werden.
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Moderne Messeinrichtungen (mME) gehören zur neuen Standardausstattung im Messwesen und sehen ähnlich aus, übertragen Ihre Daten aber nicht automatisch.
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Intelligente Messsysteme (Smart Meter) sind mit einer Kommunikationseinheit ausgestattet und übermitteln die Daten automatisch an den Netzbetreiber – sie zeigen die Werte jedoch weiterhin im Display an, falls Sie manuell kontrollieren möchten. Ob Ihr Zähler ein Smart Meter ist, erkennen Sie oft an einer zusätzlichen Kommunikationsschnittstelle oder einer Aufschrift wie „Smart Meter Gateway“.
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Analoge Zähler mit zwei Zählwerken sind inzwischen selten. Wenn Sie noch einen solchen haben, erkennen Sie ihn an den beiden separaten mechanischen Anzeigen – eine für Bezug, eine für Einspeisung.
Warum unterscheiden sich meine aktuellen Werte von der letzten Abrechnung?
Wenn Ihre aktuellen Zählerstände deutlich vom letzten Abrechnungswert abweichen, kann das verschiedene Gründe haben:
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Die Werte wurden zuletzt geschätzt, weil keine Ablesung vorlag.
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Der Eigenverbrauch Ihrer PV-Anlage hat sich durch Wetter, Verbrauchsverhalten oder technische Änderungen verändert.
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Es gab eine Umstellung im Zählersystem, z. B. durch Einbau eines neuen Geräts.
In solchen Fällen lohnt es sich, die Entwicklung der Werte über mehrere Monate hinweg zu beobachten. Regelmäßige, manuelle Ablesungen helfen, Schwankungen frühzeitig zu erkennen und mit dem Anbieter zu klären.
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Solarstrom vom eigenen Dach ist deutlich günstiger als Netzstrom und langfristig eine sichere Investition. Da fossile Energieträger immer knapper und teurer werden, lohnt sich der Umstieg auf Sonnenenergie ökologisch und finanziell.
Tipps zur Optimierung der Stromkosten
Ein Zweirichtungszähler zeigt Ihnen nicht nur, wie viel Strom Sie verbrauchen oder einspeisen – er gibt Ihnen auch ein starkes Werkzeug an die Hand, um Ihre Stromkosten aktiv zu beeinflussen. Denn wer seinen Energiefluss kennt, kann gezielt sparen, den Eigenverbrauch optimieren und die Einspeisevergütung besser nachvollziehen.
1. Zählerstände regelmäßig ablesen und dokumentieren
Wer seine Stromkosten senken will, sollte den eigenen Verbrauch regelmäßig im Blick behalten – am besten monatlich oder quartalsweise. So erkennen Sie schnell, ob sich Ihr Stromverbrauch verändert, ob die Einspeisung Ihrer Photovoltaikanlage wie erwartet funktioniert und ob die Abrechnung des Energieversorgers plausibel ist. Denn mit regelmäßigen Vergleichswerten können Sie ungewöhnliche Schwankungen frühzeitig erkennen – etwa bei defekten Geräten, falscher Abrechnung oder nachträglichen Änderungen durch Netzbetreiber.
So geht’s:
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Notieren Sie die Werte für 1.8.0 (Bezug) und 2.8.0 (Einspeisung).
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Halten Sie auch das Datum der Ablesung fest.
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Nutzen Sie dafür ein Haushaltsbuch, eine Exceltabelle oder Apps wie EnergieCheck (Stiftung Warentest empfiehlt mehrere kostenfreie Tools).
2. Eigenverbrauch optimieren – Netzbezug reduzieren
Je mehr selbst erzeugter Solarstrom direkt im eigenen Haushalt verbraucht wird, desto wirtschaftlicher wird Ihre Anlage. Denn Strom, den Sie nicht ins Netz einspeisen, müssen Sie auch nicht teuer zurückkaufen. Der durchschnittliche Netzbezug in PV-Haushalten lässt sich mit gezielter Verbrauchssteuerung deutlich senken und damit auch die Höhe Ihrer Stromrechnung.
Typische Optimierungsmöglichkeiten:
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Energiefresser gezielt steuern: Waschmaschine, Spülmaschine und andere elektrische Geräte möglichst tagsüber nutzen – also dann, wenn Ihre Photovoltaikanlage Strom produziert.
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Smart Home nachrüsten: Intelligente Steuerungen können Geräte automatisch starten, wenn Solarstrom verfügbar ist.
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Stromspeicher einsetzen: Wer zusätzlich einen Batteriespeicher installiert, kann den Eigenverbrauch erheblich steigern – teilweise auf über 70 %.
3. Die Einspeisevergütung verstehen und richtig einordnen
Wenn Sie Strom ins öffentliche Netz einspeisen, erhalten Sie dafür eine gesetzlich geregelte Vergütung. Die Höhe hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme Ihrer Photovoltaikanlage ab und wird im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt. Vergleichen Sie regelmäßig Ihre Einspeisewerte mit der Abrechnung des Netzbetreibers. So stellen Sie sicher, dass Ihre Vergütung korrekt berechnet wurde.
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Die Vergütung gilt für 20 Jahre (zzgl. Inbetriebnahmejahr).
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Sie erhalten nur eine Vergütung für den eingespeisten Überschussstrom – also für die Differenz zwischen erzeugtem und selbst verbrauchtem Strom.
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Die Zähleranzeige 2.8.0 ist die Grundlage für diese Abrechnung.
4. Wechsel des Stromtarifs prüfen
Wenn Sie eine Photovoltaikanlage und beispielsweise ein E-Auto besitzen, kann sich ein intelligenten Messsystem / Smart Meter (Zweirichtungszähler plus Kommunikationseinheit) lohnen. Denn speziell für das E-Auto-Laden in günstigen Zeiten (Smart Charging) gibt es entsprechende Stromtarife.
5. Jahresverbrauch und Einspeisung strategisch planen
Je nach Anlagengröße, Strombedarf und Einspeisevergütung kann es sinnvoll sein, den Energiefluss gezielt zu steuern. Denn das Ziel ist möglichst wenig teuren Netzstrom zu beziehen und möglichst viel günstigen Eigenstrom selbst zu verbrauchen.
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Lastverlagerung: Stromintensive Prozesse in die Tageszeit legen.
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Technik optimieren: Wechselrichter und Speicher aufeinander abstimmen.
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Verbrauchsprofile analysieren: Mit Smart Metering erkennen, wann Sie wie viel Strom verbrauchen – und wann Überschüsse entstehen.
Den Stromfluss beidseitig im Blick
Eigene Stromerzeugung macht Sie unabhängiger von Strompreisschwankungen. Überschüssige Energie können Sie ins Netz einspeisen und so zur allgemeinen Versorgung beitragen. Ein Zweirichtungszähler hilft dabei, den Überblick zu behalten – über den Strom, den Sie beziehen, und den, den Sie einspeisen. Wer weiß, wie der Zähler funktioniert, ihn regelmäßig abliest und die Daten sinnvoll nutzt, kann Stromkosten senken, den Eigenverbrauch optimieren und die Abrechnung kontrollieren.
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