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Duales System: So viel CO2 verhindert das deutsche Verpackungsrecycling

Seit mehr als dreißig Jahren trennen wir Deutschen fleißig unseren Verpackungsmüll. Über das Duale System sammeln die Hersteller die Verpackungen wieder ein und entsorgen sie. Aber warum haben wir eigentlich ein zweiteiliges Entsorgungssystem? Und wie ist der Effekt auf die Umwelt?

So entstanden die Dualen Systeme

227,5 Kilogramm Verpackungsmüll entstehen in Deutschland im Schnitt pro Person und Jahr. Da sich diese Art des Mülls nicht komplett vermeiden lässt, sollte er möglichst umweltfreundlich entsorgt und wiederverwertet werden. Das besagt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Die Vorgaben für die praktische Umsetzung liefert der Gesetzgeber.
Im Jahr 1991 wurde die Grundlage unseres heutigen Systems zur Entsorgung von Verpackungen beschlossen. Die erste Verpackungsverordnung übertrug die Verantwortung für die Entsorgung von Verkaufsverpackungen auf die Hersteller. Bis zu diesem Zeitpunkt oblag es allein den Gemeinden, sich um die Entsorgung von Abfall zu kümmern. Die Verordnung verpflichtete nun Unternehmen der Lebensmittel- und Verpackungsbranche, eine flächendeckende Sammlung, Sortierung und Verwertung von gebrauchten Verkaufsverpackungen zu gewährleisten. Dies war auch die Geburtsstunde für Duale Systeme.

Infografik Funktionsweise duales System

Daher kommt der Name Duales System

„Dual“ weist darauf hin, dass neben der öffentlichen Entsorgung ein privatwirtschaftlich organisiertes Entsorgungssystem für Abfall besteht. Dies funktioniert wie folgt:

  • Ein Unternehmen, das Verkaufsverpackungen benötigt und verbreitet, muss an das Duale System eine Gebühr zahlen, mit der es eine Lizenz erwirbt. Die Höhe der Gebühr hängt davon ab, welche Art von Verpackungen verwendet werden und wie hoch die geschätzte Menge in einem bestimmten Zeitraum ist.
  • Wir als Verbraucher:innen finanzieren durch unseren Einkauf – über einen Preisaufschlag auf das Produkt – das System mit und trennen den Müll zuhause richtig.
  • Das Duale System kümmert sich um die Entsorgung von Verpackungsmüll und stellt den Verbrauchenden gelbe Säcke und später gelbe Tonnen zur Verfügung.

Der Grund für das Duale System: Mehr Nachhaltigkeit

Das Duale System wurde eingeführt, um die Menge an Hausmüll zu reduzieren. Allein in Deutschland wurden 2019 rund 18,9 Milliarden Einwegplastikflaschen nach einmaliger Nutzung entsorgt. Recycling hat zwei entscheidende Vorteile:

  1. Ressourcen sparen: Wird ein Rohstoff nicht nur einmal, sondern wiederholt genutzt, spart das Energie und führt das zu einer besseren Umweltbilanz.
  2. Emissionen vermeiden: Da Hausmüll zum Großteil verbrannt wird, dient das Duale System auch der Vermeidung von Emissionen.

Recycling spart Energie und Emissionen

Eine Studie des Öko-Instituts zeigt, dass das Duale System Emissionen vermeidet: Wenn Müll über das Duale System entsorgt wird, spart das rund 440 kg CO2-Äquivalent pro Tonne im Vergleich zur Müllverbrennung. Außerdem fällt weniger Feinstaub an und es wird weniger Energie verbraucht.
Knapp 20 Jahre nach Einführung des Dualen Systems hat das Bundesumweltministerium (BMU) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft eine Zwischenbilanz zum Umweltschutz durch das Duale System in Deutschland gezogen.

Die Studie „Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft“ zeigt: Ein Jahr vor der Umstellung, im Jahr 1990, hat die deutsche Siedlungsabfallwirtschaft das Klima mit fast 38 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase belastet. Hierzu werden nicht nur CO2, sondern auch Methan und Distickstoffmonoxid bzw. Lachgas (N2O) gezählt, da sie ebenfalls wesentlich zum Treibhauseffekt beitragen.

Recycling entlastet nach Ansicht des Umweltbundesamtes das Klima um 18 Millionen Tonnen Treibhausgase jährlich. Das entspricht dem jährlichen Treibhausgas-Ausstoß von 7,7 Millionen Fahrzeugen, was einem Fünftel aller damals in Deutschland zugelassenen PKW entspricht. An diesen Zahlen wird deutlich, welchen großen Beitrag die deutsche Abfallwirtschaft für einen klimafreundlicheren Alltag leistet.

Lupe im Grünen mit CO2

So viel CO2 lässt sich durch sorgfältiges Trennen einsparen

Untersucht wurde auch, welche CO2-Einsparungen die unterschiedlichen Verwertungsarten mit sich bringen. Den größten Entlastungsbeitrag liefert laut Studie das Recycling von Papier, Pappe und Altholz, gefolgt vom Recycling von Plastikverpackungen und der energetischen Nutzung des Restmülls in Müllverbrennungsanlagen. Die Zahlen machen auch deutlich, welches Klimaschutzpotenzial in unserem Hausmüll steckt. Denn je besser wir trennen und je weniger wir gedankenlos im Hausmüll entsorgen, desto besser ist das für die Umwelt.

Infografik Einsparungen CO2

Nehmen wir das Beispiel Altpapier. Laut BMU-Studie lagen die Einsparungen durch das Recycling von Altpapier im Jahr 2006 bei rund 5,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Im selben Jahr wurden in Deutschland insgesamt Kohlenstoffdioxid-Emissionen in Höhe von rund 878 Millionen Tonnen verursacht. Papier und Pappe in den Altpapiercontainer zu bringen und nicht in der Restmülltonne zu entsorgen, lohnt sich also. Denn erstens können Papier und Pappe wiederverwertet werden und zweitens müssen weniger Bäume gefällt werden, die für die Papierherstellung notwendig sind.

Der „Grüne Punkt“ – das wichtigste Duale System

Der erste und prominenteste private Anbieter des Dualen Systems war „Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland“. Dieses Unternehmen hatte bis zum Jahr 2003 eine Monopolstellung, was dazu führte, dass nur Materialien mit dem Grünen Punkt im Dualen System – also im gelben Sack – entsorgt werden durften. Nach Einführung von Wettbewerb im privatwirtschaftlichen Entsorgungssystem sind weitere Dienstleister hinzugekommen. Doch erst im Jahr 2009 wurde die Kennzeichnungspflicht mit dem Grünen Punkt aufgehoben, da nunmehr alle Verkaufsverpackungen für den privaten Endverbrauch am Dualen System teilnehmen mussten.

Der gelbe Sack dient vor allem dem hochwertigen Recycling von Leichtverpackungen aus Kunststoff und Metall sowie aus Verbundmaterial, also beispielsweise eine Kombination aus Plastik und Aluminium.

Plastikflaschen sammeln im Sonnenuntergang

So kann das Duale System noch besser werden

Die häufigen Anpassungen der Regelungen zu Verpackungen in Deutschland geben einen Hinweis darauf, dass auch bei uns, dem angeblichen Musterknaben in Sachen Mülltrennung, noch Luft nach oben ist. Teilweise sind die Recyclingquoten in den letzten Jahren gesunken, so zum Beispiel beim Glas. 2020 betrug die Recyclingquote von Glas knapp 80 Prozent, was nahezu zehn Prozentpunkte weniger ist als zehn Jahre zuvor. Belgien dagegen erreicht eine nahezu vollständige Recyclingquote bei Glas. Bei Kunststoff bewegt sich die Quote in Deutschland seit Jahren knapp unter der Hälfte. Besser steht es bei Papier und Pappe mit einem Anteil von 84 Prozent im Jahr 2020, was allerdings gegenüber den Vorjahren ebenfalls einen Rückgang darstellt.

Drei Mülleimer nebeneinander

Aufklärung über Mülltrennung

2020 wurde auch infolge der rückläufigen Recyclingquoten die Initiative „Mülltrennung wirkt“ gestartet, um über das Duale System zu informieren und der Trennungsmüdigkeit der Deutschen zu begegnen. Natürlich ist es bequemer, alles in eine Tonne, nämlich die schwarze Restmülltonne, zu werfen. Doch was in der Restmülltonne ist, kann in der Regel bestenfalls thermisch, also zur Energieerzeugung, verwendet werden.

Um Unsicherheiten beim Recycling zu begegnen, wurde vom Grünen Punkt 2020 zudem das Label „Recyclingfähig“ entwickelt. Es darf auf alle Verpackungen gedruckt werden, denen vom Institut cyclos-HTP eine Recyclingfähigkeit von mindestens 90 Prozent bescheinigt wurde. Manche Hersteller geben zudem Hinweise auf den Verpackungen, in welchen Tonnen diese richtig entsorgt werden. Das macht das Recycling auch einfacher.

Aus einer Verordnung wird ein Gesetz

In den vergangenen Jahren wurde die Verpackungsverordnung mehrfach novelliert. Am 1. Januar 2019 ist aus der Verordnung ein Gesetz geworden. Damit setzt Deutschland die europäischen Verpackungsrichtlinie 94/62/EG um. Ziel ist es, die Recyclingquoten zu erhöhen. Dies soll erreicht werden, indem Hersteller, Online-Händler und Verpackungshersteller in erster Linie dazu angehalten werden, Verpackungen zu vermeiden und in zweiter Linie unvermeidbare Verpackungen zu recyceln.

Die Gesetzesnovelle 2022 geht noch einen Schritt weiter: Seitdem gilt für nahezu alle Einweggetränkeverpackungen eine Pfandpflicht. Außerdem trat ein Verbot der kostenlosen Abgabe von Plastiktüten ist zum 1. Januar 2022 in Kraft. Und die Dualen Systeme müssen eine höhere Recyclingquote einhalten.

Das Verpackungsgesetz wird stetig weiterentwickelt. Das Umweltbundesamt veröffentlichte erst im Juni 2023 eine Studie über die Wirksamkeit von finanziellen Anreizen für Verpackungen, die hochgradig recyclingfähig oder aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden. Das Ziel ist ein weiteres Absenken des CO2-Fußabdrucks durch Verkaufsverpackungen.

Vattenfall Fazit

Die Dualen Systeme helfen Produzenten und Verbrauchenden, weniger Restmüll zu produzieren und Rohstoffe wiederzuverwerten. Finanzielle Anreize wie ein Pfand auf Einweggetränkeverpackungen unterstützen diesen Prozess. Die Grundlage der Dualen Systeme ist eine korrekte Mülltrennung. Was in welche Tonne gehört, erfahren Sie in diesem Artikel.

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