Infowelt Energie

SolaRoad: Ein Fahrradweg produziert Strom

Die Niederländer als Radfahrer-Nation setzen nun auch Maßstäbe in der Nutzung von Radwegen für die Energieerzeugung.

Ein Fahrradweg als Kraftwerk

Liegt die Lösung für die Energieversorgung unserer Städte buchstäblich auf der Straße? Eine spannende Antwort auf diese Frage liefert jetzt das vor fünf Jahren gestartete Pilotprojekt SolaRoad in Krommenie nördlich von Amsterdam. Positive Zwischenbilanz nach fünf Jahren Testbetrieb: Der aus Solarmodulen bestehende Weg liefert mehr Strom aus Sonnenenergie als erwartet und könnte bald Standard werden. Nicht nur für Radwege, sondern auch für ganz normale Straßen.

Die auf der Teststrecke verlegten Solarmodule produzierten deutlich mehr Strom als von Experten kalkuliert. Sie waren von 50 bis 70 Kilowattstunden Strom pro Quadratmeter und Jahr ausgegangen. Doch erwies sich der 90 Meter lange und 3,50 Meter breite Radweg mit 73 bis 93 Kilowattstunden als viel effizienter. Die Schwankung in der Stromerzeugung ergibt sich aus der Tatsache, dass auf der Strecke unterschiedliche Solarmodul-Typen zum Einsatz kamen.

Die Energieausbeute der kurzen SolaRoad-Teststrecke würde ausreichen, um zehn bis zwölf Single-Haushalte mit Strom zu versorgen. In großem Stil auch auf Straßen verlegt, könnten künftig zusätzlich zu Gebäuden auch Ampeln, die Beleuchtung von Bushaltestellen und Straßen, E-Bikes und sogar E-Autos mit der neuen Technik betrieben werden. 

Die Technik hat enormes Potenzial

Allein die Niederlande verfügen über 140.000 Kilometer Straße. Würde nur ein Drittel davon zu SolaRoads umgebaut, brächte dies laut einer Schätzung genügend Strom, damit alle Niederländer auf Elektromobilität umsteigen könnten. Die Technik hat enormes Potenzial.

Bis es aber soweit ist, muss die aus rutschfestem Hartglas bestehende Deckschicht der SolaRoad weiter optimiert werden, damit sie stärkeren Belastungen standhält, beispielsweise durch Autos und LKW. Zudem hat der fünf Jahre laufende Sola-Road-Test bei Amsterdam ergeben, dass die Lichtdurchlässigkeit der Deckschicht mit der Zeit nachlässt und die darunter liegenden Solar-Panels im Lauf der Zeit immer weniger Strom liefern.

Darum wird die klimafreundliche Technik nun weiterentwickelt und erprobt. Anfang 2019 sind zwei weitere Teststrecken in Betrieb gegangen, darunter eine in Harlemmermeer zwischen Amsterdam und Den Haag. Hier liegen Solarpanels auf einer gewöhnlichen öffentlichen Straße. Die Teststrecke ist somit ganz alltäglichen Belastungen durch Fahrzeuge aller Art ausgesetzt und soll unter Berücksichtigung gewonnener Erkenntnisse mit stetig weiterentwickelten Solar-Panels verlängert werden. Das gilt auch für eine weitere SolaRoad im Süden des Landes.

Die Teststrecke als Teilabschnitt auf einer öffentlichen Straße.

Das Entwicklungskonsortium, an dem auch die Provinz Noord-Holland beteiligt ist, geht davon aus, dass die Technik in wenigen Jahren marktreif sein wird. Die Idee einer smarten Straße ist nicht nur wegen der Energie charmant, die sie in Zukunft liefern könnte. Gerade in dicht besiedelten Regionen spricht ein weiteres Argument für die SolaRoad: Ihr Flächenverbrauch ist gleich null. Denn die Module liegen auf bestehenden Straßen. Die Technik verursacht somit keine weitere Flächenversiegelung.

Nachahmer

Angesichts all dieser Vorteile ist es nicht überraschend, dass die SolaRoad-Idee inzwischen Nachahmer findet. Ende 2018 hat Erftstadt bei Köln testweise den ersten Solar-Radweg Deutschlands freigegeben. Die 90 Meter lange Strecke besteht aus robusten Solarpanels und soll grünen Strom für vier Haushalte erzeugen können.

Vattenfall Fazit

In vielen Ländern gibt es mittlerweile spannende Projekte rund um das Radfahren und darum, Straßen und Wege zur Energiegewinnung zu nutzen. In der niederländischen Stadt Nuenen leuchtet ein Radweg den Fahrradfahrern in der Nacht den Weg.

In der polnischen Kreisstadt Lidzbark Warminski speichern anorganische Partikel auf der Oberfläche eines Radwegs Energie aus Sonnenlicht, um sie bei Dunkelheit als mildes, blaues Licht wieder abzugeben.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert ein bläulich schimmernder Radweg in der englischen Universitätsstadt Cambridge. Der so genannte „Starpath“ bringt Radlern bereits seit 2013 mehr Licht und Sicherheit in der Nacht. 

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