Net Zero verstehen und umsetzen

Netto-Null-Emissionen und ihre Bedeutung für kleine und mittelständische Unternehmen

Laut aktuellem Forschungsstand muss die Erderwärmung bis 2050 auf unter 1,5 Grad Celsius begrenzt werden, um den Klimawandel zu entschleunigen. Ein großes Ziel, das ein gemeinsames Verständnis der Problematik und die Implementierung entsprechender Standards erfordert.

Um die globalen Temperaturen zu stabilisieren, ist eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes auf null notwendig. Mehr als 130 Länder haben sich bereits dem Netto-Null-Ziel verpflichtet. Die Europäische Union strebt im Rahmen des Green Deals an, bis 2050 klimaneutral zu werden. In Deutschland ist die Dekarbonisierung der Wirtschaft bereits in vollem Gange: Die Bundesregierung hat im Klimaschutzplan 2050 ehrgeizige Ziele festgelegt. Darunter 65 Prozent weniger Emissionen bis 2030, Klimaneutralität bis 2045 und negative Emissionen ab 2050.

Inhaltsverzeichnis:

1. Was bedeuten Net-Zero-Emissionen?

2. Der Unterschied zwischen CO2-Neutralität und Net Zero

3. Die CO2-Bilanz und die Scopes bei Emissionen

4. CSRD: Wer muss einen Nachhaltigkeitsreport erstellen?

5. Fazit: Gemeinsam ist es möglich

Sie interessieren sich für weitere Artikel zum Thema CO-Management? In unserer Serie erfahren Sie, welche Auswirkungen die neue CSR-Richtlinie auf Ihre Berichterstattung hat – und wie Unternehmen den CO₂-Fußabdruck ihrer Lieferanten ermitteln.

1. Was bedeuten Net-Zero-Emissionen?  

Net Zero bedeutet, dass der Treibhausgasausstoß so weit wie möglich gegen null reduziert wird. Die verbleibenden Treibhausgase müssen aus der Atmosphäre absorbiert werden – zum Beispiel durch Ozeane und Wälder. Für ein Unternehmen ist Net Zero erreicht, wenn es alle vermeidbaren CO2-Emissionen eliminiert hat. Nicht vermeidbare Emissionen werden durch Maßnahmen kompensiert, die über die eigene Wertschöpfungskette hinausgehen. Werden alle emittierten Treibhausgase, also nicht nur Kohlendioxid, kompensiert und beseitigt, spricht man von Klimaneutralität (engl. Climate Neutrality).

Net Zero Unternehmen Netto Null Emissionen

2. Der Unterschied zwischen CO2-Neutralität und Net Zero

CO2-Neutralität ist ein theoretischer Zustand, der erreicht wird, indem die verbleibenden Emissionen außerhalb der direkten Wertschöpfungskette eines Unternehmens durch Neutralisierung oder Kompensation ausgeglichen werden, die sogenannte Beyond Value Chain Mitigation (BVCM). Das bedeutet, dass freigesetzte Mengen an Kohlenstoffdioxid zum Beispiel durch Aufforstung oder Moorschutz-Projekte kompensiert werden. Net Zero geht einen Schritt weiter und impliziert, dass die insgesamt freigesetzten Treibhausgase vollständig kompensiert oder auf ein Minimum reduziert werden.

2.1 Immer mehr Unternehmen verpflichten sich zu Net-Zero-Zielen

Insgesamt hat sich die Zahl der Unternehmen, die sich wissenschaftlich fundierte Net-Zero-Ziele (Science Based Targets) setzen, deutlich erhöht. Im ersten Schritt erfolgt eine Reduzierung der Emissionen durch Dekarbonisierung. Schwer reduzierbare Emissionen können anfangs durch Emissionszertifikate aus Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden. Dekarbonisierung sollte jedoch immer vor Kompensation erfolgen.

2.2 Von CO2-neutral zu Net Zero: Ein Beispiel

Die folgende Grafik zeigt, mit welchen wesentlichen Schritten ein Unternehmen Net-Zero-Emissionen erreichen kann.

 

Net Zero Unternehmen Netto Null Emissionen Grafik

 

Der gelbe Part im obigen Diagramm repräsentiert die Business-as-Usual-Emissionen, die ansteigen, wenn keine Dekarbonisierung erfolgt. Der Pfeil „Dekarbonisierung in der Wertschöpfungskette“ zeigt die CO2-Reduktion, die durch Veränderungen in der Energieversorgung (Elektrifizierung), Materialsubstitution, Prozessoptimierung und Mitarbeitenden-Beteiligung erreicht werden kann. Trotz dieser Maßnahmen bleiben Restemissionen zwischen dem Status quo und Net Zero.

Die Lücke zu Net Zero kann durch Neutralisierung und Kompensation geschlossen werden. Die Netto-Emissionen (dargestellt durch die gestrichelte Linie) verbleiben nach Abzug der erworbenen Gutschriften durch Klimaschutzprojekte.

3. Die CO2-Bilanz und die drei Scopes bei Emissionen

Der Kohlenstoffausstoß ist für 81 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Diese werden größtenteils von der Wirtschaft freigesetzt. Der Ausgangspunkt für den Weg zu Net Zero ist daher die valide Berechnung der CO2-Bilanz eines Unternehmens, des sogenannten CO2-Fußabdruckes oder Corporate Carbon Footprint (CCF).

Die Erfassung und Berechnung der Emissionen erfolgt nach dem international anerkannten GHG-Protokoll (Greenhouse Gas Protocol, dt. „Treibhausgasprotokoll“). Dieser Standard unterteilt drei Emissionsklassen, sogenannte Scopes.

Net Zero Unternehmen Scopes 1-3 Grafik

 

Scope 1: Direkte Emissionen

Scope 1 umfasst alle Emissionen aus unternehmenseigenen und -kontrollierten Ressourcen. Sie werden als direkte Folge von Aktivitäten auf Unternehmensseite in die Atmosphäre freigesetzt. Dieser erste Bereich ist in vier Kategorien unterteilt:

  1. Stationäre Verbrennung: alle Brennstoffe, die Treibhausgasemissionen erzeugen (z. B. Kraftstoffe, Heizquellen)
  2. Mobile Verbrennung: Fahrzeuge, die einem Betrieb gehören oder von ihm kontrolliert werden und Kraftstoff verbrennen (z. B. Autos, Lieferwagen, Lastwagen)
  3. Flüchtige Emissionen: Leckagen von Treibhausgasen (z. B. aus Kühl- und Klimaanlagen)
  4. Prozessemissionen: freigesetzt bei industriellen Prozessen und bei der Herstellung vor Ort (z. B. CO2-Produktion bei der Zementherstellung, Fabrikdämpfe, Chemikalien)

Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie

Scope 2 umfasst den indirekten Ausstoß von Treibhausgasen. Sie entstehen bei der Erzeugung von eingekaufter Energie, die von einem Versorgungsunternehmen bereitgestellt wird, also alle Treibhausgasabgaben, die durch den Verbrauch von Strom, Dampf, Wärme und Kälte in die Atmosphäre gelangen.

Scope 3: Indirekte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette

Zu Scope 3 gehören alle indirekten Treibhausgase, die in der Wertschöpfungskette des berichtenden Unternehmens anfallen und nicht in Scope 2 enthalten sind. Sie entstehen bei vor- und nachgelagerten Aktivitäten.

Vorgelagerte Aktivitäten

Vorgelagerte Aktivitäten beinhalten die indirekten Treibhausgasemissionen, die in Verbindung mit eingekauften Waren (materiellen Gütern) und Dienstleistungen (immateriellen Gütern) stehen:
●    Eingekaufte Waren und Dienstleistungen („cradle to gate“) 
●    Transport und Vertrieb durch Lieferanten
●    Investitionsgüter wie Gebäude, Fahrzeuge und Maschinen
●    Geschäftsreisen und Pendelverkehr
●    Betriebliches Abfallaufkommen

Nachgelagerte Aktivitäten

Nachgelagerte Aktivitäten stehen in Verbindung mit den verkauften Waren und Dienstleistungen. Sie entstehen, nachdem sie das unternehmenseigene Kapital verlassen haben. Dazu zählen:
●    Nutzung und Entsorgung von verkauften Produkten 
●    Investitionen
●    Franchisenehmer
●    Geleaste Anlagen an andere Organisationen

4. CSRD: Wer muss einen Nachhaltigkeitsreport erstellen? 

Die Scopes sind die Säulen, auf denen das Nachhaltigkeitsreporting eines Unternehmens fußt. Die juristische Grundlage hierfür liefert die „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), eine Richtlinie der Europäischen Union, welche die Nachhaltigkeitsberichterstattung verbessern und standardisieren soll. Die CSRD soll sicherstellen, dass Unternehmen relevante und vergleichbare Informationen über ihre Nachhaltigkeitsleistung und -auswirkungen offenlegen. Dazu zählen auch Auskünfte über Lieferanten und Zulieferer.

Die Richtlinie legt Standards für Großunternehmen fest und enthält verhältnismäßige Vorgaben für KMU. In Deutschland sind bis zu 15.000 Unternehmen von dieser Berichtspflicht betroffen. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel zur CSRD.

4.1 Die Vorteile von Net Zero für Unternehmen

Unternehmen, die sich aktiv für die Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen einsetzen, können regulatorische Risiken mindern und sich besser auf sich ändernde Umweltauflagen und Kundenanforderungen vorbereiten. Sie werden oft als umweltbewusst und verantwortungsbewusst wahrgenommen, was das Vertrauen der Verbraucher: innen stärkt und die Kundenbindung fördert.

Darüber hinaus profitieren Unternehmen von Kosteneinsparungen, indem sie Energieeffizienzmaßnahmen umsetzen und den Ressourcenverbrauch reduzieren. Durch den Übergang zu erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Effizienz können langfristig Betriebskosten gesenkt werden. Im Bereich sauberer Technologien und erneuerbarer Energien eröffnen sich außerdem so neue Geschäftsmöglichkeiten, die langfristig Wachstum und Innovation fördern.

CO2-Management für den Mittelstand 

Ganzheitliches CO2-Management wird für immer mehr Unternehmen zur Pflicht. Wir unterstützen Sie bei der Berechnung Ihrer C02-Bilanz und bei der Planung von Energieeffizienzmaßnahmen.

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5. Fazit: Gemeinsam ist es möglich

Vattenfall hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 eine ausgeglichene CO2-Bilanz zu erreichen. Dafür nutzen wir neue Technologien und Innovation sowie bewährte Wege zur CO2-Reduktion und -Kompensation. Gemeinsam mit der Software für CO2-Management von Plan A, die sich nach dem Greenhouse Gas Protocol und den definierten Zielen der Science Based Targets Initiative (SBTI) richtet, unterstützen wir auch unsere Geschäftskund: innen auf dem Weg zu Net Zero. Mit Plan A messen Sie Ihren CO2-Fußabdruck unkompliziert entlang der Wertschöpfungskette und in den betrieblichen Strukturen und erhalten somit die Grundlagen für den Report über Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten. Für eine Beratung zum Carbon Management und erneuerbare Energien wenden Sie sich gerne an Ihren Ansprechpartner bzw. Ihre Ansprechpartnerin.

Webinar-Aufzeichnung

CO2-Berichtspflicht erfolgreich umsetzen - Leitfaden für den Mittelstand

Erfahren Sie, welche Anforderungen es an die CO2-Bilanzierung im Rahmen der Corporate Sustainable Reporting Directice (CSRD) für Unternehmen gibt, was das Ziel der Netto-Null-Emissionen konkret für den Mittelstand bedeutet und welche Nachhaltigkeitsdaten Sie für die Berechnung Ihrer CO2-Bilanz erfassen müssen.

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