Der Industriestrompreis steht auch 2025 wieder im Fokus der politischen Debatte. Viele Unternehmen hoffen auf staatliche Entlastungen. Doch bislang konzentrieren sich die Pläne der neuen Bundesregierung unter Merz vor allem auf Steuern und Netzentgelte – nicht auf den eigentlichen Energiepreis, der weiterhin stark vom Markt abhängt. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Entwicklungen, Preistrends und Handlungsoptionen für Unternehmen zusammen.
Inhaltsverzeichnis:
So sollen hohe Energiepreise für Unternehmen gesenkt werden
Aktuelle Strompreise für Industrie und Unternehmen
Vor- und Nachteile eines Industriestrompreises für Unternehmen
Fazit: Noch kein Industriestrompreis in Sicht
So sollen hohe Energiepreise für Unternehmen gesenkt werden
Für die meisten Unternehmen in Deutschland ist ein subventionierter Strompreis derzeit nicht vorgesehen – sie profitieren eher von allgemeinen Entlastungen wie der Senkung der Stromsteuer oder der Netzentgelte.
Im April 2025 hat die neue schwarz-rote Bundesregierung angekündigt, die Stromkosten für Unternehmen spürbar zu senken. Vorgesehen ist, die Stromsteuer von aktuell 2,05 ct/kWh auf den europäischen Mindestwert von 0,05 ct zu reduzieren und die Netzentgelte um die Hälfte zu kürzen. Insgesamt könnten diese Maßnahmen Unternehmen um etwa fünf Cent pro Kilowattstunde entlasten, was laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) einer Gesamtersparnis von rund elf Milliarden Euro entspricht.
Für besonders energieintensive Unternehmen plant die Bundesregierung einen eigenen, politisch festgelegten Industriestrompreis.
Welche Unternehmen gelten als energieintensiv?
Energieintensive Unternehmen sind Betriebe, deren Produktionsprozesse besonders viel Energie erfordern. Typischerweise liegt der Anteil der Energiekosten an der Bruttowertschöpfung bei mindestens 14 %, und der jährliche Stromverbrauch beträgt über 1 Gigawattstunde. Solche Unternehmen finden sich häufig in Branchen wie der Chemie-, Metall-, Glas- oder Papierindustrie. Aufgrund ihres hohen Energiebedarfs können sie unter bestimmten Voraussetzungen von staatlichen Entlastungen profitieren, etwa durch reduzierte Stromsteuern oder Ausnahmen bei der EEG-Umlage.
Industriestrompreis: Statistische Größe und politisches Instrument
Die Verwendung des Begriffs „Industriestrompreis” kann verwirrend sein, weil damit zwei unterschiedliche Dinge bezeichnet werden.
Faktischer oder auch „modellierter” Industriestrompreis
Dieser bildet den Durchschnitt aller von Industrieunternehmen gezahlten Strompreise ab und ist in den offiziellen Statistiken zu finden. Er richtet sich nach den Preisen am Großmarkt und wird entweder mit oder ohne Steuern, Netzentgelte, Abgaben, Vertriebskosten und Marge sowie Beschaffungskosten angegeben. In manchen offiziellen Angaben gibt es auch die Kennzeichnung „ohne Vergünstigung” und „mit Vergünstigung”. Diese zeigt an, welchen Preis Großabnehmer für Strom bezahlen, wenn sie entweder gefördert und damit von bestimmten Netzentgelten, Stromsteuern und Umlagen zum Teil befreit werden oder wenn sie nicht dafür in Frage kommen.
Industriestrompreis als politische Maßnahme
Hiermit ist in der Regelung eine Deckelung des Strompreises für Unternehmen mit hohen Stromverbräuchen gemeint. Wenn beispielsweise im Koalitionsvertrag von einem festen Industriestrompreis bzw. Industriestromtarif gesprochen wird, handelt es sich um einen regulativen Eingriff, der die Kosten pro kWh beschränken soll.
Der Industriestrompreis im aktuellen Koalitionsvertrag der neuen Regierung unter Friedrich Merz soll die Stromkosten energieintensiver Unternehmen über gezielte staatliche Entlastungen reduzieren – unter anderem durch einen speziell eingeführten Industriestromtarif im Rahmen beihilferechtlicher Vorgaben. Die Finanzierung soll über Mittel aus dem CO₂-Emissionshandel erfolgen.
Unabhängig davon besteht weiterhin die Möglichkeit der Strompreiskompensation: Bestimmte Branchen mit besonders hohem Strombedarf, die im internationalen Wettbewerb stehen, können sich auch künftig einen Teil der indirekten CO₂-Kosten erstatten lassen. Diese Regelung soll 2025 ausgeweitet werden und weitere betroffene Unternehmen einbeziehen.
Wichtig: Die aktuellen Maßnahmen zur Senkung von Energiekosten wirken ausschließlich auf steuerliche und regulatorische Bestandteile des Strompreises – nicht jedoch auf den eigentlichen Energiepreis, der durch den Markt bestimmt wird. Auch wenn ein gedeckelter Industriestrompreis bzw. Industriestromtarif eingeführt wird, betrifft das nur energieintensive Unternehmen.
Aktuelle Strompreise für Industrie und Unternehmen
Nach dem Preishoch im Jahr 2024 zeichnet sich bei den durchschnittlichen Industriestrompreisen 2025 ein klarer Rückgang ab – und das über mehrere Monate hinweg. Im April 2025 zahlten Industrieunternehmen ohne Vergünstigungen im Durchschnitt 16,20 ct/kWh – das sind über 4 ct weniger als im April 2024 (20,48 ct/kWh). Auch für Unternehmen mit Vergünstigungen sanken die Preise deutlich: von 15,09 ct/kWh im April 2024 auf 9,9 ct/kWh im April 2025.
Die Unterschiede bei den Strompreisen für Unternehmen mit und ohne Vergünstigungen ergeben sich im Wesentlichen aus zwei Entwicklungen: staatliche Abgabensenkungen und die Dynamik am Großhandelsmarkt.
Wegfall von Umlagen und Abgaben
Seit 2021 wurden mehrere Preisbestandteile auf staatlicher Seite angepasst oder gestrichen – allen voran die EEG-Umlage. Unternehmen, die keine individuellen Vergünstigungen erhalten, profitieren davon besonders stark, da diese Bestandteile vorher einen großen Anteil an den Gesamtkosten ausmachten.
Entwicklung am Großhandelsmarkt
Auch die Marktpreise haben sich zuletzt spürbar verändert. Im März und April 2025 sind sowohl Spot- als auch Terminpreise im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Gründe dafür sind unter anderem niedrigere Gas-, Kohle- und CO₂-Preise, eine starke Solareinspeisung sowie ein insgesamt rückläufiger Stromverbrauch. Diese Faktoren haben zu sinkenden Strombeschaffungskosten geführt.
Für Unternehmen mit direktem Zugang zum Großhandelsmarkt oder strukturierter Strombeschaffung, zum Beispiel über einen Energieversorger wie Vattenfall, bedeutet das: Aktuell eröffnen sich neue Spielräume – unabhängig davon, ob staatliche Vergünstigungen bestehen oder nicht.

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Vor- und Nachteile eines Industriestrompreises für Unternehmen
Die Idee eines Industriestrompreises wird von der Industrie grundsätzlich begrüßt, da er die Standortbedingungen verbessern und Produktion in Deutschland halten könnte. Gleichzeitig kommt Kritik von Verbänden wie dem BVMW und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks. Sie warnen, dass vor allem große Konzerne profitieren könnten, während viele kleinere oder handwerksnahe Unternehmen durch das Raster fielen. Für Unternehmen bedeutet das: Während eine direkte Strompreisstütze derzeit nicht absehbar ist, können die geplanten Entlastungen bei Steuern und Netzentgelten dennoch zu spürbaren Kostensenkungen führen – allerdings ohne die langfristige Planungssicherheit, die ein fester Industriestrompreis bieten würde.
Industriestrompreis nach Habeck
Im Jahr 2023 stellte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ein Konzept für einen „Brückenstrompreis“ vor. Vorgesehen war ein gedeckelter Strompreis von 6 ct/kWh für energieintensive Unternehmen, finanziert über den Klima- und Transformationsfonds. Die Maßnahme sollte befristet bis 2030 gelten und 80 % des Stromverbrauchs abdecken. Eine politische Einigung darüber kam jedoch nicht zustande. Stattdessen wurde Ende 2023 eine gezielte Entlastung für bestimmte Branchen beschlossen: Unternehmen des produzierenden Gewerbes sowie der Land- und Forstwirtschaft können seit Januar 2024 auf Antrag eine reduzierte Stromsteuer in Höhe von 0,05 ct/kWh in Anspruch nehmen. Diese Regelung ist vorerst bis Ende 2025 befristet.
Fazit: Noch kein Industriestrompreis in Sicht
Ob ein gedeckelter Industriestrompreis von der neuen Bundesregierung realisiert wird oder nicht: Ein genauer Blick auf die Preisentwicklung und politischen Rahmenbedingungen lohnt sich. Denn auch ohne direkten Zugang zu einem Industriestromtarif können Unternehmen durch gezielte Beschaffung, Effizienzmaßnahmen und strategische Planung ihre Energiekosten nachhaltig senken. Wer sich frühzeitig mit den eigenen Verbrauchsstrukturen und möglichen Handlungsfeldern befasst, bleibt auch in einem volatilen Markt handlungsfähig.
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