Handelspolitik 2025: Folgen für Energiepreise und deutsche Unternehmen
2025 war geopolitisch gesehen ein sehr unruhiges Jahr: Konflikte im Nahen Osten, die Weiterführung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die US-Zölle gesellen sich zu europäischen und innerdeutschen Entscheidungen und Herausforderungen. In diesem Artikel lesen Sie, welche Auswirkungen diese aktuellen Entwicklungen auf deutsche Unternehmen hat, insbesondere auf die Energieversorgung.

Handelsabkommen mit den USA
Die neue Zoll-Politik der USA hat keinen negativen Einfluss auf die Energiepreise in Deutschland. Tatsächlich könnte das im Zuge der Zollverhandlungen im August 2025 verabschiedete Abkommen zwischen den USA und der EU sogar einen leicht positiven Einfluss auf die Öl- und Gaspreise haben. Es sieht unter anderem vor, dass die EU bis 2028 US-Energiegüter wie LNG, Öl und nukleare Produkte im Wert von 750 Mrd. US Dollar importiert. Da derzeit nur rund 26 % der Energieimporte aus den USA stammen und gleichzeitig die Versorgung durch erneuerbare Energien in der EU weiter ansteigt, gilt es als unsicher, ob Europa die zugesagte Energiemenge überhaupt importieren wird.
Für deutsche Unternehmen bedeutet das Abkommen vor allem eine stärkere Bindung an LNG aus den USA. Das kann kurz- und mittelfristig zu niedrigeren Gaspreisen führen. Langfristig erhöht es jedoch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, deren Preise weiterhin stark von geopolitischen Entscheidungen abhängen, was zeitgleich mit den steigenden CO2-Preisen zu einem Kostenrisiko für Unternehmen werden kann.
Volatile Preise durch internationale Konflikte
Im Nahen Osten ist die Lage weiterhin angespannt. Der Konflikt Israels mit seinen Nachbarstaaten und die unsichere Lage in Syrien und anderen Ländern rund um die Arabischen Emirate, können immer wieder zu Einschränkungen der Produktion und Transportproblemen bei Öl und Gas führen. Dies kann für volatile Preise sorgen. Auch die anhaltenden und immer wieder verschärften Sanktionen gegen Russland erhöhen das Risiko für Preisschwankungen von Rohöl. Die stetigen Angriffe der Ukraine auf russische Raffinerien, zwingen Russland aktuell dazu mehr Rohöl direkt zu verkaufen.
Die OPEC hatte ihre Nachfrageprognosen zwischen April und August 2025 gesenkt, da US-Zölle und schwaches Wirtschaftswachstum den weltweiten Bedarf dämpften. Gleichzeitig wurden die Fördermengen bis Oktober 2025 aber erhöht. Erst mit der jüngsten Entscheidung will die OPEC ab Januar 2026 weitere Förderanhebungen aussetzen, um auf das drohende Überangebot und die gestiegene Unsicherheit zu reagieren. Für Unternehmen bedeuten diese geopolitischen Faktoren weiterhin eine erhöhte Volatilität bei Öl- und Gaspreisen.
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Europäische Handelspolitik: CO2-Grenzausgleich der EU
Mit dem Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) führt die EU ab 2026 einen CO2-Grenzausgleich ein. Unternehmen, die fossile Energieträger mit hohem CO2-Fußabdruck von außerhalb der EU importieren, müssen mit höheren Kosten rechnen. Denn Importeure müssen nun für die Treibhausgasemissionen ihrer internationalen Waren CBAM-Zertifikate erwerben. Dieser Mechanismus soll dafür sorgen, dass auch für importierte Produkte wie Zement, Stahl, Aluminium, Dünger und Wasserstoff derselbe CO2-Preis zu zahlen ist, wie für innereuropäische Erzeugnisse. Ziel ist es, sogenanntes Carbon Leakage zu verhindern und heimische Produzenten vor unfairer Konkurrenz zu schützen.
Kleine und mittelständische Betriebe sind von geopolitischen Entwicklungen insofern betroffen, wenn sie Waren und Dienstleistungen ins EU-Ausland exportieren oder Rohstoffe von dort importieren müssen. Besonders betroffen sind mittelständische Betriebe, die von großen Branchen wie der Automobilindustrie abhängen: Wenn die Nachfrage sinkt, besteht ein entsprechend geringerer Bedarf an nachgelagerten Dienstleistungen oder Produkten besteht.
Auch die chemische Industrie leidet vor allem unter der unsicheren Nachfrage, insbesondere durch die Schutzzölle der USA. Laut Reuters sank die Auslastung im September 2025 auf nur 72 %, den niedrigsten Wert seit 1991.


Auch der Maschinen und Anlagenbau ist stark von Exporten in die USA abhängig. Die seit August 2025 geltenden 20-prozentigen Exportzölle setzen die mittelständisch geprägte Industrie unter Druck, da die Verkäufe in die USA sich verringern werden. Fast 60 % der Unternehmen erwarten laut dem Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) erhebliche Belastungen.
Beide Branchen gelten als energieintensiv. Gas- und Strompreise auf hohem Niveau belasten nicht nur die Produktion, sondern auch die langfristige Standortsicherheit, da Werksschließungen oder Verlegungen ins günstigere Ausland befürchtet werden. Die dauerhafte Senkung der Stromsteuer und andere Maßnahmen der Regierung könnten jedoch zu einer möglichen Erholung führen.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Trotz der geopolitischen Herausforderungen können Unternehmen gezielt Maßnahmen umsetzen, um sich mit Blick auf ihre Energieversorgung abzusichern, zum Beispiel durch langfristige Verträge und Hedges. Langfristig lohnt es sich, in die eigene Unabhängigkeit fossiler Energien zu investieren, um nicht mehr unter dem Einfluss geopolitischer Entscheidungen zu stehen und die eigenen Risiken und Kosten zu verringern.
Lieferverträge & Hedging
Langfristige Lieferverträge
Durch langfristige Strom- und Gaslieferverträge mit festen Preisen lassen sich starke Preisschwankungen abfedern. Zusätzlich plant die EU, mit der Plattform AggregateEU die Nachfrage europäischer Unternehmen zu bündeln, um günstigere LNG-Verträge mit US-Anbietern auszuhandeln.
Hedging mit Finanzinstrumenten
Hedging mit Finanzinstrumenten ist eine Art Versicherung gegen Preisschocks. Durch den Kauf von Strom- oder Gas-Futures, Swaps oder Optionen über Energiebörsen können Unternehmen bei steigenden Energiepreisen, mit dem Gewinn ihres Hedge die Kosten abfangen, fallen die Preise, profitieren Unternehmen dafür beim Einkauf der Energie.
Kooperation mit Energielieferanten
Sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs) und Contracts for Difference (CfDs) helfen Unternehmen, sehr langfristig stabile Preise für, vor allem erneuerbare, Energien zu sichern. Bei PPAs wird ein fester Preis pro Kilowattstunde über viele Jahre vereinbart. CfDs funktionieren ähnlich, hier garantiert der Staat dem Erzeuger einen festen „Referenzpreis“ für den Strom.
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Energieeffizienz & Eigenversorgung
Energieeffizienz steigern
Ein erster Schritt zur Steigerung der Energieeffizienz im Unternehmen ist die Einführung eines zertifizierten Energiemanagementsystems (EnMS). Dadurch lassen sich Verbräuche systematisch erfassen, bewerten und optimieren. Digitales Monitoring und Echtzeitverbrauchsanalyse erzeugen detaillierte Daten zu Energieflüssen, Lastspitzen oder ineffizienten Anlagen. Damit lassen sich gezielte Maßnahmen zum Energiesparen durchführen. Ein weiterer Schritt ist die Investition in moderne, effizientere Maschinen und Anlagen, die deutliche Energieeinsparungen ermöglichen. Zusätzlich bietet die Rückgewinnung von Prozesswärme beträchtliche Potenziale, da viele Industrieprozesse große Mengen Abwärme erzeugen.
Dezentrale Energieversorgung
Wenn die Möglichkeiten bestehen, sollten Unternehmen auch ein Investment in dezentralisierte Lösungen wie Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen in Betracht ziehen. So machen sie sich unabhängiger von geopolitischen Entscheidungen und schwankenden Preisen. Unternehmen, die vor Ort Strom erzeugen und flexibel verbrauchen, haben ein großes Potenzial für Kosteneinsparungen.
Elektrifizierung und Nutzung regionaler Energiequellen
Es lohnt sich, die eigene Energieversorgung schrittweise zu elektrifizieren und dabei auf regionale Quellen zu setzen. Elektrische Prozesse, wie bei Wärme, Antrieb oder Produktion, senken langfristig die Kosten und CO₂-Emissionen, besonders wenn sie mit lokal erzeugtem Strom aus Wind, Sonne oder Biomasse betrieben werden. Dazu sind nicht unbedingt eigene PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Batteriespeicher nötig. Auch Kooperationen mit kommunalen Energieversorgern oder Industrieparks können helfen, gemeinsam erneuerbare Kapazitäten aufzubauen. Entscheidend ist, frühzeitig den eigenen Energiebedarf zu analysieren, Pilotprojekte zu starten und Förderprogramme zu nutzen – so entsteht Schritt für Schritt eine zukunftssichere, regionale und geopolitisch unabhängige Energieversorgung.
Fazit: Geopolitik beeinflusst auch 2026 die Energiepreise
Die globale Handelspolitik bleibt auch 2026 ein wichtiger Treiber der Energiepreise. Der CO2-Grenzausgleich verteuert importierte fossile Energieträger, während weitere Sanktionen und Konflikte schnell zu kurzfristigen Preisschocks führen können. Für Unternehmen ist es jetzt wichtig, sich langfristig unabhängiger von fossilen Energien und damit geopolitischen Einflüssen zu machen. Um in Zeiten anhaltender Unsicherheit energetische Resilienz zu entwickeln und eine stabile Energieversorgung sicher zu stellen, gibt es einige wichtige Hebel. Dazu gehören Investitionen in effiziente Prozesse, moderne Technologien und Versorgungssicherheit durch Energiepreisgarantien oder selbst produzierten Solarstrom.
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