Mehr Produktivität, weniger Stress? Die 4-Tage-Woche für Unternehmen

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Weniger Stunden für gleiches Gehalt – immer mehr Unternehmen testen die Vier-Tage-Woche. Doch hält das Arbeitszeitmodell, was es verspricht? Das zeigen aktuelle Studien und Umfragen. Das erwartet Sie in unserem Artikel:

 

1, Wie funktioniert die Vier-Tage-Woche?

2. Argumente gegen eine kürzere Arbeitswoche

3. Die Vier-Tage-Woche international

4. Frauen könnten profitieren

5. Die Vier-Tage-Woche in Deutschland

6. Fazit: Lohnt sich die Vier-Tage-Woche?

1. Wie funktioniert die Vier-Tage-Woche?

In der Praxis gibt es verschiedene Modelle der Vier-Tage-Woche. Modell eins zeigt die Umverteilung der 40 Regelstunden auf vier Tage. Der oder die Arbeitnehmer:in hat also das gleiche Arbeitspensum wie zuvor. Bei Modell zwei wird die Arbeitszeit von 40 auf 32 Stunden, also um 20 Prozent verkürzt. Dabei kann das Gehalt entweder reduziert werden oder gleich bleiben. Letztere Variante ist auch als die 100-80-100-Regel bekannt: 100 Prozent des Gehalts und 80 Prozent der Arbeitszeit bei 100 Prozent der erwarteten Produktivität.

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Vorteile der Vier-Tage-Woche für Mitarbeitende

  • Wohlbefinden: Weniger Stress und niedrigeres Burnout-Risiko
  • Work-Life-Balance: Bessere Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf
  • Gleichberechtigung: Mehr Möglichkeiten, Betreuungspflichten und Haushalt gerecht aufzuteilen
  • Gesellschaftliches Engagement: Mehr Zeit für ehrenamtliche und politische Tätigkeiten

 

So profitieren Unternehmen von der Vier-Tage-Woche

  • Produktivität: Mehr Motivation und höhere Umsätze
  • Betriebsgesundheit: Rückgang der Fehltage und weniger Krankheitsfälle
  • Attraktivität: Flexible Arbeitszeit als Anreiz für neue Fachkräfte
  • Kosteneffizienz: Effizienteres Arbeiten, verbesserte Arbeitsprozesse und niedrigere Bürokosten

 

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2. Argumente gegen eine kürzere Arbeitswoche

Doch es gibt auch Stimmen gegen eine verpflichtende Vier-Tage-Woche. Ein wichtiges Argument: der Fachkräftemangel. Würde in bereits überlasteten Unternehmen die Arbeitszeit verkürzt, führe dies zu mehr Überstunden, was wiederum die Leistung senken und der Gesundheit schaden kann. In Branchen wie Pflege, Verkauf oder Handwerk sei dies somit schlecht umsetzbar.

Gegner:innen der Vier-Tage-Woche fürchten außerdem einen Wettbewerbsnachteil für die deutsche Wirtschaft – gerade in Branchen wie etwa Chemie und Maschinenbau. Profitieren würden demnach vor allem Bürotätigkeiten und Dienstleistungsanbieter.

 

Der weltweit größte Versuch in Großbritannien

Mehr Umsatz, weniger Krankheitsfälle, seltenere Kündigungen. Das ist das Ergebnis der bisher größten Studie unter 61 britischen Unternehmen. Die Teilnehmer:innen haben für ein halbes Jahr die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn getestet. Vier von fünf Unternehmen wollen an dem Konzept festhalten.

 

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3. Die Vier-Tage-Woche international

Auch andere Länder wie Irland, Spanien, Japan und Neuseeland experimentierten mit Pilotprojekten. In Island gab es eine Langzeitstudie, bei der von 2015 bis 2019 über 2.500 Arbeitskräfte nur noch 35 oder 36 Stunden pro Woche arbeiteten. Bei vollem Lohnausgleich. Und das spanische Innenministerium plant ein Projekt, bei dem die Wochenarbeitszeit um mindestens zehn Prozent verkürzt werden soll.

Kürzere Arbeitswoche, gesteigertes Wohlbefinden?

Nahezu alle Studien vermeldeten positive Ergebnisse. Die Berufstätigen seien motivierter, entspannter und fehlten dadurch seltener. Hinzu kämen besserer Schlaf, mehr Erholung sowie weniger geistiger und körperlicher Stress. Nach Feierabend verbrachten die Beschäftigten mehr Zeit mit Familie, Freunden und Hobbys. Davon profitierten sowohl die Mitarbeitenden als auch die Atmosphäre im Team.

Weniger Wochenstunden, mehr Produktivität?

Auch Unternehmen können von der Vier-Tage-Woche profitieren. Laut Studien leisteten die Testpersonen oft trotz der kürzeren Arbeitszeit genauso viel wie zuvor. Damit dieses Konzept aufgeht, müssen Arbeitnehmer:innen ihre Produktivität jedoch um etwa 25 Prozent steigern, also die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit schaffen. Dies lässt sich zum Beispiel erreichen, indem Meetings gekürzt oder ganz gestrichen werden.

Kritik an den Studien

Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass alle Studien in einem kurzen Zeitraum und mit ausgewählten Unternehmen durchgeführt wurden. Diese kamen meist aus dem Dienstleistungsbereich und waren grundsätzlich offen für Veränderungen. Die Resultate seien somit nicht repräsentativ. Gerade die Annahme einer gesteigerten Produktivität wird regelmäßig infrage gestellt.

So wirkt sich die Arbeitszeit aufs Klima aus

Inwiefern sich die Vier-Tage-Woche positiv auf das Klima auswirken kann, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Expert:innen vermuten jedoch eine positive Auswirkung auf die CO₂-Emissionen. Denn weniger Arbeitszeit bedeutet auch: weniger Berufsverkehr und mehr Zeit für Umweltschutz.

4. Frauen könnten profitieren

Was im aktuellen Diskurs oft nur am Rande erwähnt wird: Die Vier-Tage-Woche könnte die Gleichberechtigung vorantreiben. Das Modell gibt mehr Spielraum für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Denn noch übernehmen Frauen einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit (z. B. Hausarbeit, Pflege und Fürsorge). Männer könnten sich so mehr am Haushalt beteiligen und auch Alleinerziehende gewinnen an Flexibilität.

Befragungen von Beschäftigten der IG Metall haben ergeben, dass bei einer Vier-Tage-Woche mehr Frauen bereit wären, in Vollzeit zu arbeiten. Damit würde das Arbeitsvolumen insgesamt steigen.

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5. Die Vier-Tage-Woche in Deutschland

In Deutschland gibt es bisher nur wenige Pilotprojekte, großangelegte Studien fehlen ganz. Auch ist aktuell keine gesetzliche Verankerung der Vier-Tage-Woche geplant. Trotzdem lassen sich hierzulande immer mehr Branchen und Betriebe auf das flexible Arbeitszeitmodell ein.

So plant zum Beispiel die IG Metall, sich bei den Tarifverhandlungen im Herbst 2024 für die Vier-Tage-Woche einzusetzen. In der Stahlindustrie soll die Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden gesenkt werden – bei vollem Lohnausgleich. Dies könnte sich auch auf andere Branchen in Deutschland auswirken.

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Uneinigkeit unter den Deutschen

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov würden drei von vier deutschen Arbeitnehmenden die Einführung der Vier-Tage-Woche begrüßen. Zwei Drittel befürworten dies jedoch nur bei vollem Lohnausgleich. Gerade bei Berufstätigen unter 40 bestand großer Zuspruch.

 

Doch nicht alle Umfragen kamen zu dem gleichen Ergebnis. Laut einer Forsa-Umfrage für den „Stern“ sprachen sich 55 Prozent der Befragten gegen das Modell bei vollem Lohnausgleich aus. Eine Umfrage in Ostdeutschland kam zu ähnlichen Ergebnissen. Der Hauptgrund: Sie fürchteten, ihre Arbeit lasse sich nicht in weniger Zeit erledigen.

6. Fazit: Lohnt sich die Vier-Tage-Woche? 

Internationale Studien belegen, dass die Vier-Tage-Woche diverse Vorteile mit sich bringt. Sowohl Mitarbeitende als auch Betriebe können profitieren. Viel Kritik gibt es an der flächendeckenden Machbarkeit und einer möglichen gesetzlichen Verankerung. Unabhängig davon können jedoch alle von mehr Flexibilität und selbstbestimmtem Arbeiten profitieren.

Welche Auswirkungen die Vier-Tage-Woche tatsächlich haben kann, wird sich erst im langfristigen Vergleich zeigen.

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