Infowelt Energie

So erkennt man nachhaltige Textilien

Mehr als zwei Drittel des Treibhausgasausstoßes in der Modeindustrie gehen laut der Studie „Fashion on Climate“ auf Produktion und Verarbeitung von Kleidung zurück. Nachhaltige Materialien bieten daher eine große Chance, den ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Die drei Säulen nachhaltiger Textilien

Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dieser bewusste Umgang mit den Ressourcen hat auch in Bezug auf Kleidung drei Säulen: eine ökologische, eine ökonomische und eine soziale.  

Zur sozialen Nachhaltigkeit gehören zum Beispiel faire Produktions- und Handelsbedingungen für Textilien und transparente Lieferketten. Ökonomisch nachhaltig ist Kleidung, die sich recyceln lässt. Im Folgenden konzentrieren wir uns vor allem auf die ökologische Nachhaltigkeit von Textilien, die einen direkten Einfluss auf unsere Klimabilanz hat.

T-Shirts aus Baumwolle

Die ökologische Komponente nachhaltiger Textilien

Was ist nachhaltiger – Baumwolle oder Synthetik? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Die Produktion von Baumwolle benötigt deutlich mehr Wasser als die von Polyester. Große Mengen an Chemikalien bei der Baumwollherstellung belasten die Umwelt ebenso wie der Abrieb von Mikroplastik beim Tragen und Waschen von Polyester. Zwar ist Baumwolle biologisch abbaubar, aber Polyester wird immer öfter wiederverwertet.

Die ökologische Nachhaltigkeit von Materialien ist nicht immer klar erkennbar. Um sie zu beurteilen, müssen verschiedene Aspekte gegeneinander abgewogen werden. Das Umweltbundesamt hat die unterschiedlichen Perspektiven für diverse Materialien gegenübergestellt. Von diesen stellen wir sieben exemplarisch vor: Baumwolle, Leinen, Hanf, Wolle, Polyester, Nylon/Polyamid, Acryl und Regeneratfasern.

Kriterien für ökologisch nachhaltige Materialien

Die ökologische Nachhaltigkeit von Fasern und Stoffen beinhaltet verschiedene Aspekte: 

Produktion
 

  • Wie viel Energie und Wasser werden bei der Herstellung verbraucht? 
  • Wie hoch ist die Menge an Chemikalien, die für die Produktion eingesetzt werden (z. B. Dünger, Färbemittel) 
  • Welche Treibhausgase entstehen bei der Herstellung?

Nutzung
 

  • Wie pflegeintensiv ist das Material? 
  • Wie haltbar ist die Faser? 
  • Verursacht die Nutzung Schadstoffe (z. B. Mikroabrieb)? 

Recycling
 

  • Wie gut lässt sich das Material recyceln? 
  • Ist die Faser biologisch abbaubar? 

Naturmaterialien punkten beim Recycling

Die Nachhaltigkeit von Naturmaterialien scheint auf der Hand zu liegen. Natürliche Fasern sind biologisch abbaubar und schaden der Umwelt dadurch weniger. Allerdings haben auch Naturmaterialien ökologische Nachteile, wie die folgenden drei Beispiele zeigen:

Baumwolle

Die am häufigsten verwendete Naturfaser ist saugfähig, hautfreundlich und hitzebeständig. Wer sich für Bio-Baumwolle entscheidet, mildert die ökologischen Nachteile massiv ab. Außerdem wächst der Anteil recycelter Baumwolle.

Ökologische Vorteile
 

  • Natürliche Faser, die direkt genutzt werden kann
  • Biologisch abbaubar
  • Geringer Pflegeaufwand
  • Recycelbar

Ökologische Nachteile
 

  • Wasserintensiver Anbau
  • Häufig werden große Mengen von Dünger und Pflanzenschutzmittel verwendet
  • Hoher Chemikalieneinsatz beim Färben

Leinen und Hanf

Diese Naturfasern werden auch in Mitteleuropa angebaut, können daher mit kurzen Transportwegen punkten. Leinen wirkt kühlend und ist nicht anfällig für Schmutz und Bakterien. 

Ökologische Vorteile
 

  • Benötigen weniger Wasser und Dünger im Anbau als Baumwolle
  • Biologisch abbaubar
  • Recycelbar

Ökologische Nachteile
 

  • Verwendung von Pestiziden beim Anbau
  • Hoher Energieaufwand in der Verarbeitung
  • Hoher Pflegeaufwand, nicht sehr strapazierfähig

Wolle

Die Naturfaser vom Tier (größtenteils Schaf) ist recht teuer, aber reguliert auch sehr gut Wärme und Feuchtigkeit beim Tragen und nimmt Gerüche nicht schnell an.

Ökologische Vorteile
 

  • Recycelbar
  • Biologisch abbaubar
  • Langlebig

Ökologische Nachteile
 

  • Treibhausgasemissionen durch Methanausstoß der Tiere
  • Chemische Behandlung vor der Verarbeitung notwendig

Bio-Fasern sind nicht unbedingt nachhaltiger

Bio-Baumwolle kann mit weniger Wasser hergestellt werden als in der herkömmlichen Baumwollproduktion und wird nicht mit chemischen Pestiziden oder Dünger belastet. Das kommt der Artenvielfalt zugute. Allerdings wird eine Bio-Pflanzenfaser nicht unbedingt unter fairen Arbeitsbedingungen zu einem Bio-Produkt verarbeitet.

Synthetische Materialien sind langlebig

Synthetische Fasern sind häufig nicht biologisch abbaubar, dafür aber sehr haltbar. Außerdem können sie eine Alternative zu tierischen Naturprodukten wie Wolle oder Seide sein. Ökologische Vor- und Nachteile im Überblick:

Polyester

Mit 54 Prozent Marktanteil ist Polyester die weitverbreitetste Kunststoffaser. Kein Wunder: Die Produktion ist besonders günstig und das Material strapazierfähig. 

Polyester Waschanleitungsschild

Ökologische Vorteile
 

  • Bei der Produktion wird weniger Wasser benötigt als bei Baumwolle
  • Herstellung aus recycelten PET-Flaschen möglich
  • Strapazierfähig

Ökologische Nachteile
 

  • Nicht biologisch abbaubar
  • Abrieb von Mikrofasern beim Tragen und Waschen

Seit 2021 gibt es eine „Recycled Polyester Challenge“: Mehr als 132 Unternehmen haben sich bereits verpflichtet, bis 2025 den Anteil an recyceltem Polyester auf 45 Prozent zu steigern. Aktuell liegt er laut Textile Exchange bei knapp 15 Prozent. Die Non-Profit-Organisation unterstützt Mode-Unternehmen bei der Reduktion des CO2-Fußabdrucks. Das anvisierte Ziel lautet dabei: Bis 2030 sollen die Klimagase aus der Faser- und Materialproduktion um 45 Prozent sinken.

Nylon/Polyamid

Die zweithäufigste Kunststofffaser wird unter anderem in Funktionswäsche und Badebekleidung verarbeitet. Sie hat ähnliche Eigenschaften wie Polyester, ist aber noch dehnbarer.

Ökologische Vorteile
 

  • Bei der Produktion wird weniger Wasser benötigt als bei Baumwolle
  • Zum Teil sehr gut recycelbar
  • Langlebig
  • Pflegeleicht (kein Trocknen/Bügeln notwendig)

Ökologische Nachteile
 

  • Nicht biologisch abbaubar
  • Abrieb von Mikrofasern beim Tragen und Waschen
  • Herstellung ist energieintensiver als bei Polyester und verursacht klimaschädliches Lachgas

Acryl

Acryl hat ähnliche Eigenschaften wie Wolle, kann aber deutlich günstiger produziert werden und trocknet schneller. Damit ist diese Chemiefaser nicht nur für vegane Kleidung eine gute Alternative.

Ökologische Vorteile
 

  • Im Vergleich zu Wolle entstehen bei der Produktion weniger klimaschädliche Treibhausgas
  • Pflegeleicht und langlebig (neigt nicht zum Verfilzen)

Ökologische Nachteile
 

  • Nicht biologisch abbaubar

  • Acryl verliert beim Waschen noch mehr Fasern als Polyester

Innovative Materialien vereinen Natur und Chemie

Regeneratfasern (z. B. Viskose/Rayon, Lyocell, Modal) werden über chemische Prozesse aus natürlich vorkommenden, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Vor allem kommt dabei Zellulose aus Holz zum Einsatz. Stoffe aus diesen Fasern sind leicht und angenehm zu tragen und eine vegane Alternative zu Seide.

Ökologische Vorteile
 

  • Benötigen weniger Wasser und Dünger als Baumwolle
  • Biologisch abbaubar
  • Können auch als alten Baumwolltextilien gewonnen werden

Ökologische Nachteile
 

  • Hoher Energie-, Chemikalien- und Wasserbedarf bei der Produktion
  • Gefahr des Holzraubbaus/Anbaus von Monokulturen (aber auch hier gibt es nachhaltige Ansätze, wie z. B. Ecovero Viskose)

Nachhaltige Textilien sicher erkennen

Auf der Suche nach nachhaltigen Textilien geben Öko-Label Orientierung. Das Cradle-to-Cradle-Zertifikat zeichnet Textilien aus, die besonders ressourcenschonend und ökologisch hergestellt wurden und recycelbar sind. Beim Lieblingskleidungsstück Jeans bedeutet das beispielsweise: Used-Look durch Lasertechnologie statt Sandstrahlen, Färben mit der Naturfarbe Indigo statt mit Chemie, Produktion mit Strom aus regenerativen Energien. Der Greenpeace Einkaufsratgeber Textilsiegel empfiehlt das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) als ökologisch strengstes Siegel am Markt. Auch Der Blaue Engel steht für den Einsatz von möglichst wenig Chemie.

Mit dem Global Recycled Standard (GRS) kann der genaue Anteil an Recyclingmaterial in einem Endprodukt erfasst und rückverfolgt werden. Das Siegel darf verwendet werden, wenn ein Produkt mindestens 20 Prozent recycelte Materialien enthält. 

Beim Global Organic Textile Standard (GOTS) wird die gesamte Produktionskette zertifiziert und nicht nur der Rohstoff. Mit dem Zusatz “organic” müssen 95 Prozent der verwendeten Fasern bio sein.

Logo GOTS – Global Organic Textile Standard

Multistakeholder-Initiativen für Baumwolle wie die Better Cotton Initiative (BCI) oder Cotton Made in Africa werden teilweise kritisch betrachtet, da die Kriterien aus Umweltsicht oft weniger streng sind. Auch das Textilbündnis wird von Greenpeace als nicht ausreichend kritisiert. 

Der Grüne Knopf ist hingegen das erste staatliche Siegel für nachhaltige Produkte vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Als Metasiegel wird es vergeben, wenn andere Auszeichnungen erfüllt wurden. Dazu gehören:

Logo Grüner Knopf

Logo Fairtrade Cotton

Fairtrade
für faire Arbeitsbedingungen

Logo IVN

Naturtextil
für ökologische Fasern mit eingeschränktem Einsatz chemischer Zusatzstoffe

Logo Oeko Tex Standard

Oeko-Tex
für gesundheitliche Unbedenklichkeit

Kostengünstig nachhaltige Kleidung shoppen

In den letzten Jahren haben die meisten großen Modelabels auch nachhaltige Linien aufgelegt. Allerdings halten nicht alle Auszeichnungen, was sie versprechen. Die kostengünstigste und nachhaltigste Art Kleidung zu konsumieren ist die Nutzung von Second-Hand-Plattformen oder Kleidertauschzirkeln. Weitere Aspekte eines nachhaltigeren Umgangs mit Mode haben wir im Artikel „Slow Fashion“ für Sie zusammengestellt.

Vattenfall Fazit

Die Nachhaltigkeit von Textilien hat wirtschaftliche und ökologische Aspekte und ist daher nicht leicht zu beurteilen: Welche Kriterien die wichtigsten sind ist eine persönliche Abwägung. In puncto Umweltfreundlichkeit haben sowohl Natur- als auch Chemiefasern Vor- und Nachteile. Zertifizierte Siegel können beim Kauf nachhaltiger Kleidung Orientierung bieten.

Unsere nachhaltigen Lösungen

Solarlösungen

Mit einer eigenen Photovoltaikanlage können Sie Ihr Zuhause mit selbst erzeugtem Solarstrom versorgen. Gemeinsam finden wir die passende Solarlösung für Ihr Zuhause.

Zu den Solarlösungen

Ökostrom

Unser Ökostrom besteht zu 100 % aus erneuerbaren Energien. Wir fördern zu fairen Preisen den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen – mit Ihrer Hilfe.

Zum Ökostrom-Tarif

Naturgas

Bei unserem Naturgas werden die bei der Verbrennung entstehenden CO2 Emissionen durch den Erwerb von Zertifikaten zu 100 % kompensiert und damit klimaneutral gestellt.

Zum Naturgas-Tarif

Das könnte Sie auch interessieren 

Hemden auf Kleiderstange

Die globalen Modeunternehmen haben ihre Produktion in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Ein Abflachen der Kurve ist nicht in Sicht. Doch wie wirkt sich das Konzept auf unsere Klimabilanz aus?

Baumwolle auf Kleidung

Vegan ist für viele Menschen mittlerweile mehr als ein Ernährungsstil. Auch vegane Kleidung wird immer beliebter. Doch wie erkennt man vegane Mode?

my Highlights Welt entdecken

Die Zukunft der Mode

Die Zukunft der Mode  

Im Atelier der Designerin Natascha von Hirschhausen: Einblicke in das Thema nachhaltige Mode und ihre Zukunft.

Zum Artikel

Nachhaltige Sportmode

Was es mit nachhaltiger Sportmode auf sich hat und worauf es beim Kauf funktionaler Sportkleidung ankommt.

Artikel lesen
Frau mit Kind vor Waschmaschine

Gepflegt nachhaltig

Damit Sie Ihre Lieblingskleider ein Leben lang tragen, kommt es vor allem auf die richtige Pflege an.

Artikel lesen