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Nachhaltige ETFs – die wichtigsten Fakten und Abkürzungen

Das Investieren in nachhaltige Fonds bzw. ETFs spielt eine immer größere Rolle bei der privaten Geldanlage. Sustainable (nachhaltig), responsible (verantwortungsbewusst) und social (sozial) sollen nachhaltige Geldanlagen sein. Warum das so ist, und was nachhaltige ETFs überhaupt sind, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.

Steigende Nachfrage von nachhaltigen ETFs

Dass die Nachfrage von nachhaltigen ETFs, also Aktienindexfonds, so stark steigt, hat mehrere Gründe: Verbraucher:innen wollen ihre Geldanlage möglichst nachhaltig gestalten und keine Unternehmen und Branchen mitfinanzieren, die ihren eigenen ethischen Werten oder Ansprüchen nicht gerecht werden. Weitere Gründe sind, dass die nachhaltige Geldanlage beispielsweise durch Neobroker und Trading Apps technisch leichter zu realisieren ist, aber auch das Interesse, sich überhaupt selbst mit der Geldanlage zu beschäftigen, stetig steigt.

Was sind ETFs?

ETFs, also „exchange-traded funds“ sind nichts anderes als börsengehandelte Fonds. Sie werden in der Regel passiv verwaltet und bilden die Entwicklung eines Wertpapierindexes (beispielsweise des Dow Jones oder MSCI World) nach. Die Begriffe „ETF“ und „Indexfonds“ werden deshalb synonym verwendet. ETFs verbriefen den anteiligen Besitz an allen Unternehmen, die im Fonds enthalten sind. Für Verbraucher:innen ist es deshalb wesentlich leichter, breit gestreut an Unternehmen zu partizipieren. Denn statt beispielsweise die über 1.600 Einzelaktien zu besparen, die im MSCI World ETF enthalten sind, müssen sie nur in den ETF selbst investieren.

Trader von nachhaltigen ETFs

Was sind nachhaltige ETFs?

Viele Anleger:innen möchten sich mit ihren Investments ausschließlich an Unternehmen beteiligen, die bestimmten nachhaltigen und ethischen Standards gerecht werden. Auch wenn die bisher in nachhaltige ETFs und Fonds geflossene Geldmenge im Vergleich zum Gesamtmarkt überschaubar ist, zeichnet sich doch ein positiver Trend ab. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Möglichkeiten, nachhaltig zu investieren vielfältiger und Investitionen durch ein wachsendes Angebot an Brokern zudem einfacher und auch günstiger geworden sind. Dennoch kann ein zu großes Angebot besonders Neulinge im Bereich der Geldanlage schnell überfordern.

Nachhaltige ETFs

Nachhaltige ETFs spiegeln einen Marktdurchschnitt der global größten nachhaltigen Unternehmen wider, die ökologisch wirtschaften. Sie achten auf Umwelt, faire Produktionsbedingungen und vieles mehr. Unternehmen, die bestimmte Kriterien an Nachhaltigkeit, ihre soziale Verantwortung oder Unternehmensführung nicht erfüllen, werden aus dem Index ausgeschlossen.

Was genau nachhaltige Geldanlagen im Einzelfall sind, hängt meist von der persönlichen Definition ab. Für Privatanleger:innen, die Wert auf nachhaltige und ethische Standards legen, sind nachhaltige ETFs eine einfache und günstige Möglichkeit, sich an Firmen zu beteiligen, die entsprechende Standards haben. Da die Fonds nicht aktiv gemanagt werden, sind die Verwaltungskosten vergleichsweise gering. ETFs sollten jedoch immer als eine Langzeit-Geldanlage (mehr als 10 Jahre) gesehen werden, um in turbulenten Marktphasen das Risiko zu minimieren, Verluste zu machen.

Kriterien an nachhaltige ETFs

Um nachhaltige und ethisch vertretbar handelnde Unternehmen zu identifizieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Umstrittene Branchen, wie die Waffenherstellung, Pornoindustrie, Glücksspiel oder die Alkohol- und Tabakindustrie werden bei manchen Fonds schon im Voraus ausgeschlossen. Neben diesen absoluten Kriterien gibt es auch den relativen, sogenannten „Best in Class“-Ansatz. Bei diesem Prinzip werden verschiedene Unternehmen miteinander verglichen und der Index oder Fonds behält die vergleichsweise „besten“ Unternehmen der Branche im Portfolio. Das würde, beispielsweise bezogen auf Erdölproduzenten bedeuten, dass etwa der beste der nicht nachhaltigen Konzerne im Portfolio bleibt. Darüber hinaus gibt es auch Kombinationen aus beiden Ansätzen. 

SRI (Socially Responsible Investment)

Mit „SRI“ werden werteorientierte Investitionen oder Finanzprodukte gekennzeichnet, die sowohl wirtschaftliche Anlageziele als auch ethisch-nachhaltige Wertvorstellungen berücksichtigen. Die Abkürzung steht für „Socially Responsible Investment“ und wird im deutschsprachigen Raum häufig als „Ethisches Investment“ bezeichnet. Geldanlagen dieser Art schließen bestimmte Branchen und Unternehmen mit fragwürdigen beziehungsweise verwerflichen Geschäftsmodellen kategorisch aus. Dazu zählen beispielsweise die Tabak-, Pornofilm- und Waffenindustrie.

ESG (Environmental Social Governance)

Environmental Social Governance, kurz ESG, zu Deutsch „Umwelt, Soziales und Unternehmensführung“ reflektiert, ob und welche Negativauswirkungen Unternehmen in den genannten drei Bereichen verursachen. ESG-Daten können Anleger:innen dienlich sein, wenn es darum geht, anhand nachvollziehbarer Kriterien einzuschätzen, wie nachhaltig, sozial und verantwortungsvoll Unternehmen wirtschaften.

ESG-Kriterien

Mittlerweile gibt es spezielle Forschungsinstitute und Ratingagenturen, die die Nachhaltigkeit von Unternehmen hinsichtlich bestimmter ökologischer, sozialer und Führungskriterien beurteilen. Diese Kriterien werden auch als ESG-Kriterien bezeichnet. Dadurch wird potenziellen Investor:innen die Einschätzung des Investments gemessen an den eigenen Anforderungen an die nachhaltige Geldanlage vereinfacht. Eine tiefere Recherche ist dennoch ratsam, um die angelegten Kriterien mit den eigenen Anforderungen an eine nachhaltige Geldanlage abzugleichen.

ETFs und ihre Namen

Die Namen von ETFs können auf den ersten Blick kryptisch und für Laien durchaus überfordernd wirken. Allerdings verraten sie einiges über die Art des ETFs und dessen Zusammensetzung. Nehmen wir als Beispiel den UBS ETF (LU) MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (USD) A-dis. Der Name eines ETFs setzt sich immer aus verschiedenen Komponenten zusammen:

1. ETF-Anbieter (Emittent)

An erster Stelle steht der ETF-Anbieter, auch Emittent genannt. In unserem Beispiel handelt es sich um UBS. UBS ETF ist die ETF-Sparte der gleichnamigen Schweizer Großbank. Die UBS ist heute der sechstgrößte ETF-Anbieter in Europa. Das (LU) gibt an dieser Stelle einen Hinweis auf das Fondsdomizil, also das Land, in dem der Fonds aufgelegt ist. LU steht für Luxemburg. Die Kennzeichnung im Namen des ETFs ist nicht obligatorisch. Üblicherweise wird das Fondsdomizil am Anfang der internationalen Wertpapiernummer (engl. ISIN) gekennzeichnet.

2. Zugrundeliegender Index

An zweiter Stelle folgt der Index. Klassische Indizes sind beispielsweise der DAX oder der Dow Jones. Der „MSCI World“ aus unserem Beispiel ist ein globaler Aktienindex, der die Kursentwicklung von rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern abbildet. Das Kürzel „MSCI“ steht ursprünglich für „Morgan Stanley Capital International“ – einem amerikanischen Finanzdienstleister, der Finanzdienstleistungen vor allem für das Investment Banking anbietet. Dies umfasst neben internationalen Aktienindizes auch Portfolio- und Risiko-Analysen sowie Research. 

3. Regulatorische Hinweise

An dritter Stelle finden sich regulatorische Hinweise. „UCITS“ bedeutet, dass der ETF den UCITS-Regeln der EU („Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“, deutsch: „Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere“, kurz OGAW) entspricht. Sie werden in der EU aufgelegt. Für diese Fonds ist ein einheitlicher Standard gegeben.

Dem folgt die Bezeichnung ETF, was das Finanzprodukt von ETCs (Exchange Traded Commodities), ETNs (Exchange Traded Notes) und ETPs (Exchange Traded Products, ein Oberbegriff) abgrenzt. ETFs stellen ein Sondervermögen dar und sind bei Konkurs der Depotbank/Fondsgesellschaft nicht Teil der Konkursmasse. Das bedeutet, dass selbst im Fall einer Pleite das Kapital gesetzlich vor dem Zugriff der Gesellschaft oder etwaiger Gläubiger geschützt ist.

4. Weitere Zusatzangaben

  • Lautet der ETF nicht auf Euro, sondern eine andere Währung, etwa US-Dollar (USD), Schweizer Franken (CHF) oder britisches Pfund (GBP), wird dies im ETF-Namen aufgeführt.
  • „Hedged“ bedeutet, dass es eine Währungsabsicherung gibt, um das Wechselkursrisiko zu vermeiden
  • Die Kürzel C, Acc, D, Dis, Dist beschreiben die Ertragsverwendung. Erträge in Form von Dividenden oder Zinsen können auch bei ETFs entweder einbehalten (thesauriert) oder ausgeschüttet werden: thesaurierend wird meist abgekürzt mit C (capitalisation) oder Acc (accumulating), ausschüttend mit D, Dis, oder Dist (distributing).
  • „Socially Responsible Index“ (SRI) oder nur Socially Responsible, bzw. ESG kann auch im Fondsnamen auftauchen. Diese Zusätze oder Kürzel geben Hinweise auf die Nachhaltigkeit und die Erfüllung bestimmter ökologischer und sozialer Kriterien 

UCITS-ETF

„UCITS“ steht für „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“. UCITS ETFs sind alle ETFs, die in Europa handelbar sind – seltener gibt es auch die Abkürzung OGAW (Organismus für gemeinsame Anlage in Wertpapiere), SICAV (französisch für UCITS) oder OIEC (Open-Ended Investment Companies). In der Anlagerichtlinie UCITS wird der Anlegerschutz innerhalb der Europäischen Union geregelt. So zum Beispiel, in welche Vermögensgegenstände investiert werden darf. Der regulatorische Rahmen UCITS ist die herkömmliche Anlagerichtlinie bei ETFs. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, können Anleger:innen nicht in Fonds investieren, die nicht dem europäischen Regelwerk folgen. Dadurch bieten UCITS ETFs Rechtssicherheit nach europäischen Standards.

Öko-Fonds und andere nachhaltige Geldanlagen

Trader

Aktiv verwaltete Öko-Fonds

Häufig führen Recherchen über Alternativen zu nachhaltigen ETFs zu nachhaltigen Fonds, die aktiv gemanagt sind. Das bedeutet, dass eine Fondsmanager:in aktiv Aktien für den Fonds auswählt. Bei Ökofonds sind das Aktien von Unternehmen, die sie für besonders nachhaltig hält. Der Haken dabei ist, dass nicht sicher ist, dass der Fonds am Ende besser performt als ein breit gestreuter nachhaltiger Index. Es kann also durchaus sein, dass sich der nachhaltige Fonds unterm Strich weniger Rendite bringt, und das auch noch zu höheren Kosten. Denn aktiv verwaltete nachhaltige Fonds haben höhere Verwaltungsgebühren, die teilweise deutlich über 2 Prozent im Jahr betragen können. Häufig kommt dazu noch ein Ausgabeaufschlag, da man den Fonds direkt von der Kapitalanlagegesellschaft durch einen Vermittelnden bekommt. Diese Kosten muss der Öko-Fonds erst wieder erwirtschaften, was es unwahrscheinlich macht, dass er langfristig besser performt als ein nachhaltiger Marktindex. Ausgeschlossen ist es allerdings nicht.

Andere grüne Geldanlagen

Die wohl häufigsten alternativen Projekte zu nachhaltigen ETFs oder Fonds sind Solar- und Windparks sowie Aufforstungs- und Waldprojekte. Doch hier ist Vorsicht geboten: Das Risiko eines Totalverlustes im Falle einer Insolvenz oder beim Scheitern des Projektes ist deutlich höher, da es einzig und allein bei einer Instanz liegt.

Fazit: Was bringt wirklich nachhaltiges Investieren?

Nur in nachhaltige Fonds und Unternehmen zu investieren, klingt vernünftig, denn Nachhaltigkeit ist mehr als ein temporärer Trend. Nur ist nicht immer so eindeutig, welche Maßstäbe an die Nachhaltigkeit tatsächlich gelegt wurden. Die Annahme, dass mit nachhaltigen Kapitalanlagen gesellschaftlicher Wandel einhergeht, ist schwer zu beweisen. Dennoch können sich über die Zeit bestimmte Ansprüche an nachhaltige Geldanlagen durch gesellschaftliche Tendenzen verändern und im Sinne der Nachhaltigkeit verbessern. Ob sich Anleger:innen für oder gegen nachhaltige ETFs entscheiden, ist dabei eine sehr individuelle Entscheidung. Wichtig ist, dass nachhaltige Finanzprodukte ihre Ansprüche an Nachhaltigkeit, soziale und ethische Maßstäbe auch einhalten können, wenn sie dieses Versprechen geben.

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